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BAWAG-Prozess - Elsner: Das ist ein Schauprozess

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Schwere Vorwürfe gegen die Richterin hat heute, Donnerstag, im BAWAG-Prozess der Hauptangeklagte Ex-BAWAG-Chef Helmut Elsner erhoben.

“Das Ganze hat hier schon den Charakter eines Schauprozesses”, sagte Elsner im Zuge der Befragung durch Richterin Claudia Bandion-Ortner. Als ihn die Richterin nach einem Ski-Urlaub im Jahr 1994 in Frankreich und Reisen in die Schweiz befragte, kritisierte Elsner: “Sie interessieren sich für meine Urlaubsfahrten, für alles Mögliche, aber nicht wo das Geld ist, das der Flöttl verjankert hat”.

Das Gericht hatte vor einigen Tagen einen Antrag der Verteidigung Elsners auf Kontenöffnung von Wolfgang Flöttls Konten abgelehnt.

Zu den Reisen in die Schweiz habe sie nur in Zusammenhang mit dem Konto bei einer Schweizer Bank gefragt, erläuterte die Richterin. Auf dieses Konto, das von der Schweizer Vermögensverwaltung Burgauer mit dem Kennwort “Houston” eingerichtet war, hatte Wolfgang Flöttl im April 1993 30.000 Dollar eingezahlt. Laut Flöttl handelte es sich um die Honorierung für Elsners Verwaltungsratstätigkeit bei der Firma Morissa, einer Flöttl-Firma, die für die Karibik-1-Geschäfte der BAWAG zwischengeschaltet war. Elsner bestreitet, irgendein Honorar der Morissa erhalten zu haben.

Zuvor las die Richterin aus dem Akt die zahlreichen Funktionen vor, die Elsner neben seinem Hauptjob in der BAWAG ausgeübt hatte. Mehr als 30 Aufsichtsratsfunktionen und andere Posten hatte Elsner inne. Als die Richterin auch die Vergütungen anführte, welche die Sonderkommission BAWAG ermittelt hatte, kam es wieder zu einer scharfen Replik Elsners. Alleine für seine Investkredit-Bank-Aufsichtsratstätigkeit von Juli 1995 bis Juli 2003 habe Elsner 550.000 Schilling (39.970 Euro) erhalten. “Sie müssen schauen, dass Sie Generaldirektor werden, dass Sie das auch verdienen”, forderte der Angeklagte die Richterin quasi zum Berufswechsel auf. Offenbar gehe es vor Gericht um den “Neidkomplex”, meinte Elsner. Er habe immer sehr viel und sehr lange gearbeitet. “Sie waren auch oft im Theater”, warf die Richterin ein. Andere Generaldirektoren österreichischer Banken würden viel mehr verdienen als er, so Elsner. “Meine Bezüge waren deutlich unter den Bezügen der Generaldirektoren anderer Großbanken, zum Beispiel der Erste Bank, aber ich habe mich nie beschwert”.

Elsner agierte auch bei der VICTUS Privatstiftung, wo er von Oktober 1995 bis Mai 2003 Vorsitzender des Vorstands war. Das sei die Privatstiftung seines Vorgängers Walter Flöttl, der ihn um diese Tätigkeit ersucht habe, erläuterte er. Auch bei der Wiener Staatsoper saß Elsner im Aufsichtsrat. Daher konnte er Karten bevorzugt beziehen, auch bei ausverkauften Vorstellungen und bei Premieren, erläuterte er heute: “Ich habe die Karten bezahlt”.

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