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BAWAG-Geiseln und Polizisten geehrt

Die ohne Verletzte zu Ende gegangene Geiselnahme in Wien am 27. Februar hatte am Donnerstag für Betroffene und Beteiligte ein erfreulicheres Nachspiel.

Sowohl die gefangen gehaltenen BAWAG-Angestellten als auch die Polizisten, die am Einsatz beteiligt waren, wurden von Polizeiführung und Bankenleitung ausgezeichnet. Verliehen wurden die Dekrete von BAWAG-Chef Ewald Nowotny, dem amtsführenden Landespolizeikommandanten Karl Mahrer und dem Leiter der Kriminalpolizeilichen Abteilung, Hannes Scherz.

Die Stimmung bei der Dekretverleihung war betont locker:
Verhandler und Geiseln scherzten miteinander, bevor sie alle ihr Dekret mitsamt einer „BAWAG-P.S.K.“-Uhr überreicht bekamen. Neben den rund 70 Beamten, die sich in der BAWAG-Zentrale in der Innenstadt eingefunden hatten, waren nur drei der betroffenen Angestellten gekommen: „Die übrigen sind in der Filiale, weil die Arbeit geht weiter“, begründete Nowotny diesen Umstand schmunzelnd.

Er sparte nicht mit Lob und „höchster Anerkennung“ für seine Mitarbeiter: Während ihrer Gefangennahme hätten sie sich alle vorbildlich verhalten und zur Deeskalierung der Situation beigetragen. Danach hätten sich alle binnen kürzester Zeit wieder zur Arbeit eingefunden, obwohl sie ja ein wahres Horrorszenario hinter sich gebracht hatten.

Weniger freundliche Worte fand der BAWAG-Chef für das Verhalten einzelner Medienvertreter: Es sei „beschämend, dass das Ganze in manchen Zeitungen, sprich in einer Zeitung, heruntergespielt wird“, denn die Situation sei durchaus ernst zu nehmen gewesen, betonte er. Auch das Verhalten mancher Reporter, während das Geschehen noch voll im Gange war, war Nowotny eine Note wert: Der moralischen Verantwortung, die in der Berichterstattung eines derartigen Ereignisses stecke, seien die meisten Berichterstatter gewachsen gewesen. Die Ausnahme jedoch hätte „ein Verhalten an den Tag gelegt, das die Geiseln massiv in Gefahr hätte bringen können“, so Nowotny, ohne Namen zu nennen.

Die drei anwesenden Mitarbeiter, der Filialleiter, seine Stellvertreterin und eine weitere Angestellte, lehnten Interviews ab. In einer von der BAWAG veröffentlichten Stellungnahme meldeten sie sich aber zu Wort: „Auch als ich bereits wieder draußen war, habe ich um das Leben meiner Kollegen gefürchtet, die noch in der Gewalt des Täters waren“, schilderte eine ehemalige Geisel ihre Gefühle unmittelbar nach ihrer Freilassung.

Als „besonders infam“ weisen sie verharmlosende Eindrücke zurück, die durch eine nur auszugsweise Veröffentlichung ihrer polizeilichen Aussagen in einer (namentlich nicht genannten, Anm.) Zeitung entstehen könnten. „Da war nichts harmlos oder komisch. Die Stunden der Geiselhaft waren entsetzlich und bedrohlich“, betonte ein Betroffener.

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