Das müsste nicht sein, ist der zertifizierte Baumpfleger Christoph Ölz überzeugt. Er weiß, wie man einen maroden hochstämmigen Birn- oder Apfelbaum, aber auch eine alte Linde oder Kastanie wieder auf Vordermann bringt und gleichzeitig die Nachbarschaft vor drohenden Astbrüchen bewahrt.
Kletterkünste gefragt
Der 29-jährige Dornbirner rückt nicht mit dem Kran oder der Hubarbeitsbühne an, sondern mit dem Equipment eines Hochalpinisten, also mit Seil, Karabiner und anderem Gerät. Innerhalb weniger Minuten turnt er in schwindelnder Höhe auf den mächtigsten Baumriesen herum, sägt morsche Stämme ab, rückt Pilz-Erkrankungen zu Leibe, sichert vom Absturz bedrohte Baumteile, lichtet Kronen aus. Ölz zählt zu jener Generation von Baumpflegern, die ganz auf die Seilklettertechnik setzen: Baumpflege am Seil ist schonend, schnell, effizient und sicher. Für den erfahrenen Alpinisten ist die Arbeit 20 oder 30 Meter über dem Boden kein Problem. Wichtig ist, dass er die eigenen Grenzen kennt. Ein kleiner Fehler könnte fatale Folgen haben.
Liebe zur Natur
Auf die Idee, Bäume zu erhalten, ist er schon in jungen Jahren gekommen: Durch meine Freizeitaktivitäten unter freiem Himmel habe ich schon früh die Liebe zur Natur entdeckt. Dabei hat er sich immer wieder über verstümmelte Bäume geärgert und sich gefragt, ob keine behutsamere Pflege als das brutale Kappen von ganzen Baumteilen möglich ist. Der gelernte Hochbautechniker wollte es ganz genau wissen und absolvierte eine Ausbildung an der staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Heidelberg. Dort erlernte er auch Baumkrankheiten zu diagnostizieren und Gutachter-Analysen zu erstellen. Immer mehr Leute wollen sich vergewissern, ob der Baum im Garten sicher steht oder ob bei Sturm Astbrüche drohen, weiß der junge Baumpfleger, der die Säge nur dann in die Hand nimmt, wenn Gefahr im Verzug ist. So ganz nach dem Motto Schneide keinen Zweig, ohne zu wissen warum. Leider ist es oft schon zu spät, wenn ich zur Begutachtung gerufen werde, rät Ölz, früh genug einen Fachmann zu Rate zu ziehen. Wenn keine Behandlung, in welcher Form auch immer, mehr hilft, muss er wohl oder übel den Baum fällen. Dann aber fachgerecht und ohne Gefährdung der Umgebung. Was im immer dichter besiedelten Stadtgebiet zunehmend schwieriger wird.