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Bau von Atomwaffen in Nordkorea

Nordkorea hat nach eigenen Angaben letzte Hindernisse zum Bau von Atombomben aus gebrauchten Brennstäben überwunden.

Das Land habe „alle technischen Hindernisse“ bei der Umwandlung von Plutonium beseitigt, erklärte die amtliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA am Freitag. Das Außenministerium hatte am Vortag erklärt, Pjöngjang habe 8.000 Nuklearbrennstäbe wiederaufbereitet und damit die Voraussetzung für den Bau von Atomwaffen geschaffen. Die USA und Japan zweifelten die Berichte an. US-Außenminister Colin Powell bekräftigte, dass Washington an seinen diplomatischen Bemühungen um eine friedliche Lösung der Atomkrise festhalten wolle.

Aus 8.000 Stäben könnte Nordkorea US-Schätzungen zufolge ausreichend Plutonium für den Bau von etwa sechs Atomwaffen gewinnen. Die Volksrepublik werde zudem weitere Brennstäbe aus dem Atomreaktor Yongbyon aufbereiten, wenn sie dies für notwendig erachte, erklärte ein Sprecher des nordkoreanischen Außenministeriums am Donnerstag nach Angaben von KCNA. Er betonte, die „Nuklearaktivitäten“ dienten „friedlichen Zwecken“. Andererseits deutete er in der Erklärung an, das aus den Brennstäben gewonnene Plutonium werde bereits jetzt zur Herstellung von Atomwaffen eingesetzt.

Er sei über die nordkoreanischen Angaben besorgt, doch gebe es „keinen Beweis“ für ihren Wahrheitsgehalt, sagte Powell am Donnerstag in Washington. „Die Nordkoreaner machen solche Erklärungen von Zeit zu Zeit, die oft nur Wiederholungen ihrer vorherigen sind.“

Auch die japanische Regierung zeigte sich am Freitag skeptisch über die nordkoreanischen Angaben. Es gebe keinen „greifbaren Beweis“ dafür, dass das kommunistisch regierte Land tatsächlich 8.000 Atombrennstäbe aufbereitet habe, sagte Außenministerin Yuriko Kawaguchi. Sie kritisierte die jüngste Erklärung Nordkoreas: Die Teilnehmer der Sechser-Gespräche einschließlich Pjöngjang hätten vereinbart, die Atomkrise nicht „weiter zu verschlimmern.“ Regierungssprecher Yasuo Fukuda mahnte, Nordkorea solle „ein bisschen ehrlicher agieren“.

In einer ersten Reaktion hatte Japan das Land zur Besonnenheit gemahnt und zur internationalen Zusammenarbeit aufgerufen. Nordkorea sollte „nukleare Entwicklung jeglicher Art“ unterlassen, sagte ein Beamter des japanischen Außenministeriums am Donnerstag in Tokio.

Russland hat Nordkorea zu einer zweiten Runde der Sechserverhandlungen über sein umstrittenes Atomprogramm aufgerufen. Bislang lehne die Führung in Pjöngjang eine Fortsetzung der Gespräche ab, sagte der russische Vizeaußenminister Alexander Losjukow am Freitag in Moskau. „Wir hoffen aber, dass diese Position noch einmal überdacht wird. Jede Art von Gesprächen ist besser als Krieg.“

Anfang der Woche hatte Nordkorea bereits durchblicken lassen, es werde aus den Sechser-Gesprächen zur Beendigung seines umstrittenen Atomprogrammes aussteigen. Pjöngjang wirft den USA vor, mit den Gesprächen die Entwaffnung Nordkoreas zu bezwecken. Die ersten Sechs-Nationen-Gespräche Ende August in Peking, an denen auch Russland, China, Japan und Südkorea teilnahmen, waren weitgehend erfolglos geblieben.

Nach einem Abkommen mit Washington 1994 hatte Nordkorea sein Atomprogramm zunächst gestoppt. Vor einem Jahr erklärte die Führung in Pjöngjang hingegen, dass es sein Atomprogramm im Geheimen weiterverfolge. Im April begann Nordkorea nach eigenen Angaben mit der Wiederaufbereitung der Brennstäbe. Nach Ansicht von Experten könnten im Fünf-Megawatt-Reaktor der Anlage Yongbyon genügend verbrauchte Brennstäbe zur jährlichen Herstellung von einer Atombombe entstehen. Nach Angaben der US-Regierung verfügt Nordkorea bereits über ein oder zwei Atomwaffen aus den 90er Jahren.

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