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Barack Obama als 44. Präsident der USA vereidigt

Knapp 150 Jahre nach dem Ende der Sklaverei haben die Vereinigten Staaten von Amerika den ersten schwarzen Präsidenten. Mit der Vereidigung von Barack Obama als 44. Präsident begann am Dienstag ein neues Kapitel in der Geschichte der USA. Biden als Vize vereidigt | Letztes Mal Hymne für Bush | Amtseid des US-Präsidenten im Wortlaut | Hillary Clinton muss auf Bestätigung als US-Außenministerin warten | Obama auf dem Weg zur Vereidigung | Politiker aus aller Welt hoffen auf Neuanfang in den USA | Jubel für Obama, Buhrufe für Bush in Wien | Obama will USA in neue Ära führen | Auszüge aus Obamas Rede | Bilder der Vereidigung  | Rede auf Englisch | Sarkozy gratuliert | Bilder aus Washington 

Vor dem Präsidenten des Obersten Gerichtshofs, John Roberts, sagte Obama: “Ich gelobe feierlich, dass ich das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten getreulich verwalten und die Verfassung der Vereinigten Staaten nach besten Kräften erhalten, schützen und verteidigen will.” Er löst George W. Bush ab, dessen achtjährige Amtszeit von den Terroranschlägen am 11. September 2001 und zwei Kriegen geprägt war.

 

Der in der Verfassung verankerten Eidesformel fügte Obama wie seine Vorgänger den religiösen Zusatz hinzu: “So wahr mir Gott helfe.” Bei der Vereidigung legte der 47-Jährige die Hand auf die Bibel seines Amtsvorgängers Abraham Lincoln, der 1863 die Abschaffung der Sklaverei verkündet hatte. Danach stimmte Obama die Amerikaner in einer kraftvollen und mitreißenden Rede angesichts der Kriege in Afghanistan und im Irak und der Wirtschaftskrise auf schwere Zeiten ein. Dennoch ließ er keinen Zweifel daran, dass die Amerikaner unter seiner Führung die Herausforderungen meistern werden.

“Die Herausforderungen, vor denen wir stehen, sind ernsthaft, und sie sind zahlreich”, sagte der neue US-Präsident. “Sie werden nicht leicht oder kurzfristig zu meistern sein. Aber wisse, Amerika: Wir werden sie meistern.” Zugleich appellierte Obama an die Werte der Gründerväter der Nation. “Die Herausforderungen sind vielleicht neu, auch die Mittel mit denen wir ihnen begegnen, sind vielleicht neu. Aber die Werte, auf denen unser Erfolg fußt – harte Arbeit und Ehrlichkeit, Mut und Fair Play, Toleranz und Neugier, Loyalität und Patriotismus – diese Werte sind alt. Diese Werte sind wahr.”

Selten waren die Erwartungen an einen neuen Präsidenten so hoch: Die USA leiden unter einer Rezession, die Amerikaner sind kriegsmüde und wünschen sich einen Wechsel. Auch in den Hauptstädten weltweit wurde der Amtswechsel im Weißen Haus mit enormen Hoffnungen verbunden. Der tschechische EU-Ratsvorsitz erklärte, Europa verfolge das Ereignis des Amtswechsels mit dem gleichen Interesse wie die USA, weil die Angelobung des neuen US-Präsidenten “neue Gelegenheiten für die Verbreitung und Durchsetzung unserer gemeinsamen Werte und Interessen” schaffe. Die EU seit bereit, die transatlantische Partnerschaft zu festigen.

Auch der französische Staatschef Nicolas Sarkozy sagte dem neuen US-Präsidenten seine volle Unterstützung zu. “Frankreich ist entschlossen, Hand in Hand mit seinem Freund und Alliierten Amerika zusammenzuarbeiten”, heißt es in dem Glückwunschschreiben. Gemeinsam könne man die immensen Herausforderungen annehmen, mit denen die Welt heute konfrontiert sei. Der britische Premierminister Gordon Brown sagte, die ganze Welt sei “Zeuge eines neuen Kapitels in der amerikanischen Geschichte und der Geschichte der Welt”. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel sieht den Beginn einer neuen Ära in der internationalen Zusammenarbeit.

An der Vereidigungs-Zeremonie vor dem Westflügel des Kapitols in Washington nahmen mehrere hunderttausend Menschen teil. Viele hatten sich schon in der Nacht auf Dienstag auf den Weg gemacht. Die National Mall – eine drei Kilometer lange Parkanlage zwischen Kapitol und Lincoln-Denkmal – füllte sich zum Sonnenaufgang mit Tausenden Menschen. Insgesamt waren bis zu zwei Millionen Besucher in Washington. Damit wurde der bisherige Rekord von 1,2 Millionen Schaulustigen übertroffen, die bei der Amtseinführung von Lyndon B. Johnson 1965 gezählt wurden.

Die Bewohner der Region, in der mehrere Millionen Menschen leben, mussten erhebliche Beeinträchtigungen in Kauf nehmen. Alle Brücken vom Nachbarstaat Virginia stadteinwärts wurden für den Autoverkehr gesperrt und ein Großteil der Innenstadt zur Sicherheitszone erklärt. Zwei U-Bahnhöfe an der National Mall waren die meiste Zeit geschlossen. Das größte Spektakel, das die US-Hauptstadt mit ihren rund 600.000 Einwohnern je gesehen hat, sicherten mehr als 40.000 Soldaten und Polizisten.

Für Obama und seinen Stellvertreter Joe Biden begann der Tag mit einem Gottesdienst in der anglikanischen Kirche St. John’s, in der schon jeder Präsident seit dem vierten Staatsoberhaupt James Madison betete. Danach besuchten die Politiker den bisherigen Präsidenten Bush im Weißen Haus, wo Obama und Biden sowie ihre Frauen zur traditionellen Kaffeestunde empfangen wurden.

Bush verließ Washington nach der Amtseinführung Obamas per Hubschrauber und wollte vom Luftwaffenstützpunkt Andrews nach Texas weiterfliegen.

Die neue Außenministerin Hillary Clinton kann erst am Mittwoch ernannt werden. Grund ist der Einspruch eines republikanischen Senators, John Cornyn. Er hat Bedenken wegen der Stiftung von Clintons Mann Bill und deren Spendenzuflüsse aus dem Ausland. Cornyn will nach eigenen Worten Clintons Berufung nicht blockieren, verlangt aber noch einige Auskünfte zu diesem Thema.

Für Obama und Biden endet der Tag mit dem Besuch von zehn Bällen und Feiern bis tief in die Nacht. Nach ein paar Stunden Schlaf erwartet Obama am Mittwoch ein arbeitsreicher Tag.

 

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