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Banken wollen auf Mahnspesen und Verzugszinsen verzichten

Der Obmann der Bankensparte, Cernko, und Finanzminister Brunner nach einem Arbeitsgespräch.
Der Obmann der Bankensparte, Cernko, und Finanzminister Brunner nach einem Arbeitsgespräch. ©APA/GEORG HOCHMUTH
Heimische Banken wollen Kreditnehmende, die aufgrund der steigenden Zinsen unter Druck geraten sind, unter die Arme greifen. Für Sparzinsen wird es ein Transparenzportal geben.
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Kreditzinsen: Banken wollen Kunden entgegenkommen

In absehbarer Zeit wollen heimische Banken bei variablen Krediten keine Mahnspesen und Verzugszinsen verrechnen, so der Obmann der Bankensparte in der Wirtschaftskammer (WKÖ) und Erste-Group-Chef Willibald Cernko am Mittwoch bei einer Pressekonferenz an. In Einzelfällen seien auch Stundungen oder eine Verlängerung der Laufzeiten möglich. Außerdem beraten sie über einen Hilfstopf im zwei- oder dreistelligen Millionenbereich.

Banken wollen sich bei variabelne Zinsen "kundenorientiert verhalten"

Die Austro-Banken werden demnach in den nächsten zwölf Monaten keine Mahnspesen und Verzugszinsen bei Immobilienkrediten verrechnen, sollten diese bei den Konsumentinnen und Konsumenten anfallen. In Einzelfällen seien zudem Stundungen oder eine Verlängerung der Kreditlaufzeit denkbar, sagte Cernko, der auch CEO der Erste Group ist. Man erkenne, dass das Thema Wohnen für viele von zentraler Bedeutung sei und reagiere damit auf die Sorgen der Österreicherinnen und Österreicher, so der Banker.

Vor allem variabel verzinste Darlehen werden für viele Haushalte durch die steigenden Zinsen immer mehr zum Problem, zumal der Anteil mit gut der Hälfte aller Immo-Kredite groß ist. Dass viele Kreditnehmer unter Druck stehen, zeigen auch Daten der Ombudsstelle für Zahlungsprobleme. In den vergangenen Wochen sei die Zahl der Anfragen und Beschwerden von durchschnittlich einer pro Tag im Frühjahr auf derzeit 3 bis 4 Anfragen und Beschwerden im August gestiegen, hieß es auf APA-Anfrage aus dem Sozialministerium. Die Stelle wurde ursprünglich für Hilfsleistungen in der Coronakrise errichtet. Heute würden sich vor allem Personen, die wegen steigenden Zinsen in finanzielle Notlagen geraten, dort melden.

Mehr Transparenz bei Sparzinsen von Banken angekündigt

Wie Brunner bekannt gab, wird es demnächst eine bei der Österreichischen Nationalbank (OeNB) angesiedelte Transparenzplattform für Sparzinsen geben. Dort sollen die Konditionen der Geldhäuser gebündelt und verständlich aufbereitet werden. "Damit können sich die Sparerinnen und Sparer jederzeit und einfach auch einen Überblick über die Angebote der unterschiedlichen Banken machen." Ebenso erhofft sich der Minister dadurch ein Anheizen des Wettbewerbs. Die Plattform dürfte im Herbst installiert werden, Information über den im Raum stehenden Hilfstopf dürften ebenso im Herbst folgen.

Reaktiviert werden nach Angaben des Ministers die Bundesschätze, um ein zusätzliches Angebot für die Konsumenten zu schaffen. Dabei gibt die Republik fest verzinste Staatsanleihen für Private aus, die dann "unmittelbar und direkt" in Anspruch genommen werden können. "Solche Produkte sorgen auch für Wettbewerb zugunsten der Kundinnen und Kunden", ergänzte Brunner. Österreich hatte das Online-Sparprodukt, damals zugänglich über "bundesschatz.at", angesichts der Niedrigzinsen im Jahr 2019 eingestellt.

Der oppositionell geforderten Sondersteuer für Banken erteilte Brunner erneut eine Absage. Auch Zinsdeckel wird es keinen geben. Das sei aus kartellrechtlichen Gründen nicht möglich und würde "für massive Verwerfungen an den Finanzmärkten sorgen", verwies der Politiker auf die Situation in Italien.

Kritik von Opposition und Gewerkschaft - Lob von WKÖ und IV

Die Reaktionen auf die angekündigten Hilfen fielen gemischt aus. Kritik kam unter anderem von den Oppositionsparteien und dem Gewerkschaftsbund. Die Maßnahmen würden an der grundsätzlichen Problematik wenig ändern, so der beinahe einhellige Tenor. Begrüßt wurden die Maßnahmen hingegen von der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) und der Industriellenvereinigung (IV).

(APA/Red)

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