AA

Bank überfallen, um Hochzeitskleid kaufen zu können: Prozess

Weil er kein Geld hatte, um seiner Tochter ein Hochzeitskleid kaufen und eine ordentliche Feier ausrichten zu können, wurde ein 35-jähriger Mann zum Bankräuber.

“Ich versuche, ein guter Vater zu sein und ihr etwas bieten zu können. Ich wollte einfach nicht lächerlich dastehen”, rechtfertigte er sich am Mittwoch im Wiener Straflandesgericht. Er und sein 34-jähriger Schwager, der sich an der verbrecherischen Geldbeschaffungsaktion beteiligt hatte, wurden zu je sieben Jahren Haft verurteilt.

Die Urteile sind nicht rechtskräftig. Die Verteidiger Nikolaus Rast und Rudolf Mayer erbaten Bedenkzeit.

Wenige Tage, bevor die Hochzeit stattfand, trafen sich die beiden Männer, um den Raum zu dekorieren, in dem nach dem Gang zum Standesamt die Feierlichkeiten stattfinden sollten. Dort beklagte der Brautvater das Fehlen finanzieller Mittel, das es ihm nicht möglich mache, etwas beizusteuern, während seine Ex-Frau ihre Tochter großzügig unterstütze.

Er halte diese Situation nicht aus, stellte der 35-Jährige fest. Und er ließ seinen Schwager wissen: “Mir bleibt nix anderes übrig, als mir einen Strumpf über den Schädel zu ziehen und in eine Bank zu gehen!”

Gesagt, getan: Am 28. Dezember 2007 begaben sich die Mittdreißiger zu einer BAWAG-Filiale in Wien-Simmering, wobei sich der Brautvater mit einer Gaspistole bewaffnet hatte und sein Schwager das Fluchtfahrzeug lenkte.

Dabei handelte es sich um seinen eigenen Pkw. Dass dieser mit einem ein besonders auffälligen Wunschkennzeichen – den Initialen des Besitzers und seinem Geburtsjahr – ausgestattet war, störte ihn nicht weiter.

In der Bank war allerdings zu viel los, so dass der Räuber diese unverrichteter Dinge verließ und umdisponierte. Er suchte eine ums Eck gelegene Zweigstelle der Gärtnerbank auf, zog seine Waffe und rief: “Überfall! Geld her! Kein Alarm!” Der Kassier händigte ihm 18.000 Euro aus, die der unmaskierte Mann in ein Plastiksackerl stopfte.

Auf dem Weg zu seinem Schwager explodierte zu seinem Entsetzen ein Alarmpaket. Der 35-Jährige entledigte sich zunächst der rauchenden, großteils rot eingefärbten Beute, indem er das Sackerl aus dem fahrenden Pkw warf.

Sekunden später dämmerte ihm jedoch, “dass das ein Blödsinn war, weil ja meine Fingerabdrücke drauf waren”, wie er dem Schwurgericht (Vorsitz: Martina Krainz) darlegte.

Die Täter machten kehrt und wurden von Zeugen beim Aufklauben der Beute beobachtet. Diese hatten keine Mühe, sich das Kennzeichen einzuprägen und der Polizei zu diktieren, die die beiden am nächsten Tag festnehmen konnte.

Dazwischen hatte der Schwager den Überfall noch seiner Ehefrau gebeichtet. Gegen diese ist nun ein separates Strafverfahren anhängig: Zunächst hatte sie vergeblich versucht, die roten Banknoten wieder in einen brauchbaren Zustand zu bekommen, indem sie sie in ihrer Waschmaschine einem “Sonderwaschgang” unterzog.

Weil das Ergebnis dürftig ausfiel, marschierte sie mit einigen 200 Euro-Noten in ein Wettbüro und fütterte damit Automaten, wobei es ihr nicht darum ging, eine allfällige Spielleidenschaft zu befriedigen. Sie war ausschließlich am vergleichsweise blütenweißen Wechselgeld interessiert.

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Bank überfallen, um Hochzeitskleid kaufen zu können: Prozess
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen