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Bank Austria wird italienisch

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Die deutsch-italienische Bankenehe ist perfekt: Der Standort Wien wird Osteuropa-Zentrale für den fusionierten HVB-UniCredit-Konzern. Der Makenname BA-CA bleibt, aber das UniCredit-Logo kommt hinzu.

Der italienische Bankenriese UniCredit übernimmt die deutsche Bank-Austria-Mutter HypoVereinsbank (HVB). Die Übernahme passiert über einen Aktientausch: UniCredit bezahlt für die HVB wie erwartet gut 15 Mrd. Euro in eigenen Aktien. Die Aufsichtsräte von UniCredit (Mailand) und HVB (München) stimmten am Sonntagabend der bisher größten grenzüberschreitenden Bankenfusion Europas zu. In München gab es dem Vernehmen nach allerdings auch Widerstand gegen die Fusion.


70,04 Euro pro Aktie

In Mailand wurde auch grünes Licht für Übernahmeangebote an den Streubesitz der österreichischen HVB-Tochter Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) und deren polnischer Tochter BPH gegeben.

Das Bank Austria-Aktien-Tausch-Angebot wird auf einem Umtauschverhältnis von 19,92 neuen UniCredit-Stammaktien für je eine Bank Austria-Aktie basieren. Alternativ können die Aktionäre ihre Papiere mit 70,04 Euro pro Stück an den neuen Eigentümer verkaufen.


Kein Streit über Kaufpreis

Durch den Zusammenschluss von HVB und UniCredit entsteht die nach Börsenwert neuntgrößte Bank Europas. Gemeinsam kommen die beiden Häuser auf eine Bilanzsumme von 730 Mrd. Euro und 126.000 Beschäftigte. In den Aufsichtsräten gab es offenbar keinen größeren Widerstand gegen den Zusammenschluss und die Bewertung.

In den vergangenen Tagen war bereits über ein Aktien-Umtauschverhältnis von 5:1 spekuliert worden. Allerdings war der Aktienkurs von UniCredit zuletzt gefallen, so dass auch eine Aufstockung oder eine zusätzliche Barkomponente für möglich gehalten wurde.


Bedeutender Tag

Längere Verhandlungen gab es allerdings noch über die Forderung der deutschen Arbeitnehmervertreter für eine fünfjährige Bestandsgarantie für das ertragsschwache Deutschland-Geschäft der HVB. So erfolgte die Meldung des erfolgreichen Deals erst Stunden später als eigentlich erwartet.

“Das ist ein bedeutender Tag in der Geschichte unseres Hauses”, sagte HVB-Chef Dieter Rampl, der als Präsident den UniCredit-Aufsichtsrat führen soll. Vorstandschef bleibt Alessandro Profumo.


Ostgeschäft für BA-CA

In Osteuropa – wo bisher BA-CA in der HVB Group die regionalen Bankentöchter führte – ist die Gruppe die absolute Nummer eins. Die BA-CA wird auch weiterhin für die Geschäfte im Osten verantwortlich sein, wurde am Sonntag bestätigt.
Der Chef der erweiterten Osteuropa-Zentrale wird Erich Hampel heißen. Wie lange Wien das Ostgeschäft in der Hand haben wird, gilt aber als unklar. Experten erwarten, dass die Italiener früher oder später das einträgliche Geschäft selbst übernehmen wollen.


Bank Austria nicht mehr an der Börse

Für die Bank Austria bedeutet der Deal außerdem, dass sie von der Börse genommen wird: Für den Streubesitz gibt es ein Übernahmeangebot. Wird es angenommen, verliert die Wiener Börse wieder einmal ein Schwergewicht, derzeit überhaupt ihren stärksten Titel.

Schon beim Verkauf der Bank Austria an die HVB war die österreichische Großbank von der Börse genommen worden. Im Juli 2003 kehrte die österreichische Bank wieder auf den Wiener Aktienmarkt zurück, weil die Mutter HVB Kapital brauchte.


Überschneidungen im Osten

Die nach Marktwert größte italienische Bank und die Nummer zwei in Deutschland ergänzen sich mit ihren Heimatmärkten in Süddeutschland, Österreich und Italien sowie der starken Präsenz im lukrativen osteuropäischen Markt sehr gut.

In Osteuropa gebe es aber etwa in Polen deutliche Überschneidungen der dortigen Töchter von BA-CA und UniCredit. Allein dort könnten 5.000 Stellen wegfallen, sagte ein Manager. “In Polen sind die Überlappungen sicher am größten.”


9.200 Jobs werden eingespart

Insgesamt sollen rund 9.200 Stellen in Deutschland und Osteuropa gestrichen werden, sagte HVB-Aufsichtsrat Klaus Grünewald von der Gewerkschaft. Von “überraschend hohen Zielen” für Kosteneinsparungen war die Rede.

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