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Ban Ki-moon warnt in Bangui vor "Völkermord"

Angesichts der schweren Unruhen in der Zentralafrikanischen Republik hat UN-Generalsekretär Ban Ki-moon vor einem neuen "Völkermord" gewarnt. Vor dem Interimsparlament in Bangui rief Ban am Samstag die Politiker zur Verantwortung. Ban legte den Zwischenstopp auf einer Reise nach Ruanda ein, wo er an den Gedenkfeiern zum 20. Jahrestag des dortigen Völkermords teilnehmen will.


“Es ist Ihre Verantwortung als Führer sicherzustellen, dass es keine solchen Jahrestage in diesem Land gibt”, sagte Ban mit Blick auf den Völkermord in Ruanda im Jahr 1994. “Wiederholen Sie nicht die Fehler der Vergangenheit, ziehen Sie die Lehren daraus.” Eine “ethnisch-religiöse Säuberung” sei in der Zentralafrikanischen Republik “eine Realität”. Viele Angehörige der muslimischen Minderheit seien auf der Flucht. “Muslime und Christen seien in Lebensgefahr, nur weil sie so sind, wie sie sind, oder weil sie glauben, was sie glauben.”

Ban war am Samstag überraschend zu einem Besuch in der Zentralafrikanischen Republik eingetroffen. Vor seinem Eintreffen in der Hauptstadt Bangui sagte er, er sei “tief erschüttert” von den “Gräueltaten”, die in dem Land verübt würden. Er forderte die Aufstellung einer 12.000 Mann starken UN-Truppe, um den Konflikt einzudämmen. Der UN-Generalsekretär sei “entsetzt” über die “Eventualität eines weiteren Ruanda”, sagte ein UN-Diplomat.

Am Dienstag hatte die Europäische Union offiziell den Startschuss für eine EU-Militärmission in dem Krisenstaat gegeben. Bis zu tausend Soldaten sollen Teile Banguis und den dortigen Flughafen sichern. Bis die Mission Eufor-RCA aber voll einsatzfähig ist, dürften nach Diplomatenangaben noch Wochen vergehen. Derzeit sind rund 2.000 französische Soldaten und 6.000 Soldaten der Afrikanischen Union in Zentralafrika im Einsatz. Sie sollen von der UN-Blauhelmtruppe abgelöst werden.

Rund ein Viertel der 4,6 Millionen Einwohner der Zentralafrikanischen Republik sind auf der Flucht. Nach Bans Vorstellungen sollte der UN-Einsatz eine zivile Komponente umfassen, um die für Februar 2015 geplanten Wahlen mit vorzubereiten.

In Zentralafrika wütet ein blutiger Konflikt zwischen christlichen und muslimischen Bevölkerungsgruppen. Immer wieder kam es dabei auch zu Gewalt zwischen Truppen aus dem Tschad auf der einen und Christen auf der anderen Seite. Die Christen warfen der tschadischen Armee vor, aufseiten der muslimischen Rebellengruppe Seleka zu stehen. Diese wurde zwar offiziell aufgelöst, sorgt aber weiterhin für Unruhe. Die Regierung des Tschad kündigte am Donnerstag an, ihr Truppenkontingent aus der Mission der Afrikanischen Union (MISCA) abzuziehen.

Dem Völkermord in Ruanda waren rund 800.000 Menschen zum Opfer gefallen, die meisten gehörten der Minderheit der Tutsi an.

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