Bei der zentralen Kundgebung skandierten die Demonstranten Slogans wie Nein zu Amerika und Nein zum Terrorismus. Sie verbrannten Puppen, die US-Präsident George W. Bush, den britischen Premier Tony Blair und Ex-Staatschef Saddam Hussein darstellen sollten. Im Irak sind derzeit 175.000 ausländische Soldaten stationiert.
Teilnehmer trugen den Sarg eines ranghohen Mitarbeiters von Muktada al-Sadr, der am Freitagabend in Bagdad erschossen worden war. Sadr führte im April und August vorigen Jahres Aufstände gegen die US-Truppen in Bagdad und Najaf an, seither hielt er sich mit öffentlichen Auftritten zurück. Die Anhänger des Geistlichen hielten Bilder von Sadrs Vater hoch, den Saddam Hussein hatte hinrichten lassen.
Irakische und US-Sicherheitskräfte beobachteten den Protestmarsch. Mitglieder von Sadrs Miliz durchsuchten die Demonstranten, die auf den Platz wollten, auf dem vor genau zwei Jahren das Standbild Saddam Husseins vom Sockel gestürzt worden war. Zu der gewaltfreien Demonstration hatte auch der sunnitische Rat der Ulemas (Religionsgelehrten) aufgerufen, der die allgemeinen Wahlen im Irak Ende Jänner boykottiert hatte. Die Zahl der Teilnehmer blieb aber weit hinter den Hoffnungen Sadrs zurück, der bis zu eine Million Demonstranten erwartet hatte.
Bei einem Überfall auf einen irakischen Militärkonvoi südlich von Bagdad töteten Aufständische unterdessen 15 Soldaten. Wie der irakische Fernsehsender Al-Irakiya unter Berufung auf das Verteidigungsministerium meldete, war der Konvoi in Latifiya mit Sprengladungen angegriffen worden. Die US-Streitkräfte im Irak gaben ihrerseits den Tod eines US-Soldaten bei einer Sprengstoffexplosion im Norden des Landes am Freitag bekannt.
Im vergangenen Monat wurden mehr als 250 irakische Polizisten und Soldaten von Aufständischen getötet, während nach Armeeangaben die Anschläge auf die US-Streitkräfte in den vergangenen zwei Monaten um mehr als 20 Prozent zurückgingen.