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Bagdad: Sieben Tote bei Selbstmordanschlag

Nur einen Tag nach einem verheerenden Selbstmordanschlag mit 13 Toten in Bagdad hat ein weiterer Attentäter praktisch an demselben Ort zugeschlagen und sieben Menschen in den Tod gerissen.

Ort des Geschehens war wieder ein Kontrollpunkt an der Grenze der gesicherten „Grünen Zone“, dem Regierungs- und Diplomatenviertel der irakischen Hauptstadt. Unterdessen erklärte der amerikanische Generalstabschef Richard Myers bei einem Besuch in Bagdad, die USA würden bis zur Wahl am 30. Jänner ihre Truppenstärke von 138.000 auf 150.000 Mann aufstocken. Bisher ließen sich 79 Parteien bzw. Bündnisse für die Wahl registrieren, die Nennfrist läuft am Mittwoch ab.

Über dem Schauplatz des jüngsten Anschlags stieg ein großer schwarzer Rauchpilz auf. Nach Polizeiangaben war der Selbstmordattentäter in einem Auto zu dem Kontrollpunkt vorgefahren. Neben mindestens sieben Toten gab es 13 Verletzte. Erst am Montag hatte ein Attentäter am Harthija-Tor ebenfalls eine Autobombe gezündet. Zu diesem Anschlag bekannte sich die Gruppe Al Kaida im Irak des Jordaniers Abu Mussab al-Zarqawi.

Einen Tag vor dem Ablauf der Nennfrist für die irakischen Wahlen haben sich bisher 70 Parteien und neun Wahlbündnisse registrieren lassen. Darunter sei auch die sunnitische Irakisch-Islamische Partei, die zunächst mit einem Wahlboykott gedroht habe, teilte die unabhängige Wahlkommission am Dienstag mit. Für die Wahlen werden insgesamt 60 Millionen Wahlzettel (Einwohnerzahl: ca. 241 Mio) gedruckt.

US-Generalstabschef Myers, der mit seinem Besuch den Truppen im Irak Mut zusprechen wollte, erklärte, eine erhöhte Militärpräsenz werde auch noch einige Zeit über den Wahltag hinaus notwendig sein. Eine generelle Reduzierung hänge von der Lage am jeweiligen Ort des Geschehens ab. US-Kommandanten haben wiederholt erklärt, dass bis zu einem endgültigen Abzug vermutlich noch mehrere Jahre vergehen würden. Dagegen betonte der irakischen Interimspräsident Ghazi Ajil al Yawar im Interview der BBC, die „Truppen der Freunde und Partner“ könnten das Land verlassen, sobald die eigenen Sicherheitskräfte schlagkräftig genug seien. Dies werde lediglich einige Monate dauern.

Am Dienstag wurde auch im Bagdader Armenviertel Sadr ein Kommandant der Al-Mahdi-Miliz des radikal-schiitischen Predigers Muktada al-Sadr getötet. Nach Behördenangaben wurde Mussa Jabar aus einem fahrenden Auto heraus erschossen. Ob der Anschlag auf einen Machtkampf rivalisierender Gruppen zurückzuführen war, stand zunächst nicht fest.

In der nordirakischen Stadt Mossul (Mosul) wurde unterdessen der Fund von acht weiteren Leichen bekannt gegeben. Damit stieg die Zahl der seit den Gefechten vom 10. November entdeckten Toten auf über 150, wie die US-Streitkräfte mitteilten. Aufständische erhoben sich damals gegen die irakischen Sicherheitskräfte, und bei den meisten der später gefundenen Opfer handelt es sich um Nationalgardisten.

In der westlich von Bagdad gelegenen Provinz Anbar, wo die umkämpften Städte Falluja und Ramadi liegen, wurden erneut zwei US-Soldaten erschossen. Die Marineinfanteristen hätten an „Sicherheits- und Stabilisierungsoperationen“ teilgenommen, hieß es seitens der Streitkräfte. Damit wurden allein seit Samstag zehn amerikanische Soldaten getötet. Insgesamt kamen seit Beginn des Irak-Krieges mittlerweile rund 1.300 US-Soldaten ums Leben.

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