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Bagdad: Mindestens 41 Tote bei Bombenserie

Bei den fast zeitgleichen Explosionen dreier Autobomben sind in Bagdad mindestens 41 Menschen getötet worden, die meisten Opfer sind Kinder. 140 Menschen seien verletzt worden, als die Bomben explodierten.

Das teilten die Behörden und Ärzte mit. Der Leiter der Leichenhalle im Yarmuk-Krankenhaus, Nagi Shichan, berichtete von 37 getöteten Kindern. Auch mindestens drei Männer und eine Frau seien gestorben. Laufend trafen nach Angaben von Mitarbeitern weitere Verletzte in der Klinik ein.

Am verheerendsten war ein Anschlag während der Einweihungsfeier einer Wasserpumpstation in dem Wohngebiet Al Amel. Ein Augenzeuge berichtete, er habe die Leichen von „mindestens 32 Kindern“ bergen helfen. Nach der Explosion einer ersten Autobombe sei mindestens eine Anti-Panzer-Granate abgefeuert worden, sagte ein Mann, dessen Hemd von Blut verschmiert war. Daraufhin sei eine zweite Autobombe detoniert. Die Explosionen hätten sich beim Vorbeifahren eines US-Konvois ereignet. Nach Angaben eines US-Armeesprechers ereigneten sich die beiden Anschläge gegen 11.00 Uhr (MESZ). US-Armee und irakische Polizei riegelten den Anschlagsort ab. Nahezu parallel detonierte ein Sprengsatz etwa einen Kilometer entfernt an einer Straßensperre der Nationalgarde.

Nur wenige Stunden zuvor hatte sich ein Selbstmordattentäter in der Nähe eines US-Kontrollpostens beim Abu-Ghraib-Gefängnis westlich von Bagdad in die Luft gesprengt. Zwei irakische Polizisten und ein US-Soldat seien getötet worden. Rund 60 Menschen wurden verletzt, darunter Frauen und Kinder. Bei einem Raketenangriff auf einen US-Stützpunkt bei Bagdad wurde zudem ein US-Soldat getötet. Damit stieg die Zahl der seit Beginn des Krieges im März 2003 im Kampf getöteten US-Soldaten auf mehr als 800. Eine weitere Autobombe detonierte in Tall Afar in der Nähe der nordirakischen Stadt Mossul (Mosul). Nach Angaben von Al Jazeera starben bei der Explosion nahe einer Moschee mindestens vier Iraker, 26 weitere wurden verletzt.

Eine radikalislamische Gruppe hat nach eigenen Angaben zehn Menschen im Irak verschleppt, darunter zwei Indonesierinnen, zwei Libanesen und sechs Iraker. Auf einem vom katarischen Fernsehsender Al Jazeera ausgestrahlten Video sind allerdings nur vier Männer zu sehen, wie sie von ihrem Entführern mit Maschinengewehren bedroht werden. Laut Al Jazeera übernahm eine Gruppe namens „Islamische Armee im Irak – Kommando der westlichen Region“ die Verantwortung für die Geiselnahme. Forderungen habe sie zunächst nicht gestellt.

Ein Sprecher des indonesischen Außenministeriums sagte in Jakarta, die Regierung habe Ermittlungen aufgenommen, ob tatsächlich zwei indonesische Frauen entführt worden seien. Unklar sei, wie glaubwürdig die Behauptungen der Gruppe seien. Im vergangenen Monat war ein indonesischer Ingenieur im Irak getötet worden. Daraufhin hatte die indonesische Regierung alle Landsleute zum Verlassen des Irak aufgerufen. Die Geiselnehmer scheinen einer Untergruppierung der „Islamischen Armee im Irak“ anzugehören, die seit dem 20. August zwei französische Journalisten in ihrer Gewalt hat.

Die britische Regierung schloss erneut Verhandlungen über ein Lösegeld für den vor zwei Wochen entführten Kenneth Bigley aus. Außenminister Jack Straw rief die Geiselnehmer auf, Kontakt mit der Regierung aufzunehmen. „Würden die Geiselnehmer mit uns in Verbindung treten, würden wir dem zuhören, was sie uns zu sagen haben“, sagte er. „Das untergräbt in keiner Weise unsere Haltung.“ Die Regierung in London lehnt Verhandlungen oder die Zahlung von Lösegeld ab.

In Falluja, das rund 50 Kilometer westlich der Hauptstadt liegt, zerstörte die US-Armee ein Gebäude, das Kämpfer von Zarqawis Gruppe Al Tawhid wal Jihad genutzt haben sollen. Die Gruppe hält seit zwei Wochen den Briten Bigley in ihrer Gewalt und hat mit seiner Ermordung gedroht, sollten nicht alle Irakerinnen aus den Gefängnissen Abu Ghraib und Umm Kasr entlassen werden.

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