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Bagdad: Dutzende Menschen bei Luftangriffen getötet

Die US-Streitkräfte haben am Donnerstag ihre Offensive gegen die sunnitische Aufstandsbewegung im Nordirak ausgeweitet. Bei Luftangriffen auf die Städte Falluja und Tal Afar wurden Dutzende von Menschen getötet.

Amerikanische Truppen rückten auch wieder in die Stadt Samarra ein, die Ende Juni von ihnen geräumt worden war. Massiv bombardiert wurde Tal Afar nahe der Grenze zu Syrien. Die Stadt gilt als Nachschubzentrum der Aufständischen. Die US-Streitkräfte gaben die Zahl der getöteten Aufständischen mit 57 an. Der Leiter des Gesundheitsamts der Provinz Ninive, Rabie Yassin, teilte mit, es seien mindestens 27 Menschen getötet und 70 verletzt worden. Er kritisierte, dass die US-Truppen weder Sanitäter noch Medikamente in die Stadt ließen.

Auch Falluja wurde den dritten Tag in Folge bombardiert. Dabei wurde nach Angaben eines Militärsprechers ein Gebäude angegriffen, in dem sich drei Verbündete des jordanischen Extremisten Abu Musab al-Zarqawi versteckt haben sollen. Klinikmitarbeiter gaben die Zahl der Toten mit neun an, unter ihnen zwei Kinder.

In Falluja waren Kämpfer zu sehen, die in neuen amerikanischen Geländefahrzeugen durch die Stadt fuhren. Von der Falluja-Brigade, die mit Unterstützung der irakischen Nationalgarde für die Sicherheit in der 300.000 Einwohner zählenden Stadt sorgen sollte, ist fast nichts mehr zu sehen. Die Macht liegt in der Hand von sechs Personen, die sich unter Führung von Scheich Abdullah al-Janabi zu einem Mudschahedin-Schura-Rat zusammengeschlossen haben. US-Generalmajor John Batiste äußerte sich zuversichtlich, dass die Kämpfer in Falluja mit einer Kombination von diplomatischen und militärischen Mittel zum Aufgeben gezwungen werden könnten.

Die nach Samarra vorgestoßenen Truppen ergriffen nach einer Erklärung der US-Streitkräfte zusammen mit der bisherigen Stadtverwaltung die nötigen Schritte zur Wiederherstellung der Ordnung. Soldaten begannen mit der Errichtung von Straßenkontrollen. Ähnlich wie in Falluja und Ramadi hatte die irakische Übergangsregierung in Bagdad nach dem Abzug der US-Truppen am 28. Juni auch in Samarra die Kontrolle an sunnitische Oppositionsgruppen verloren.

Unverändert war am Donnerstag zunächst die Lage der von Extremisten entführten Geiseln. Die Gruppe Islamische Armee im Irak wies im Internet Berichte zurück, wonach eine Verhandlungslösung zur Freilassung der französischen Journalisten Christian Chesnot und Georges Malbrunot erzielt worden sei. Auch die beiden entführten italienischen Helferinnen Simona Pari und Simona Torretta befanden sich weiterhin in der Hand der Geiselnehmer.

UNO-Generalsekretär Kofi Annan forderte die sofortige Freilassung aller Geiseln im Irak. Er sei sehr besorgt über das Schicksal aller im Irak als Geiseln festgehaltenen Zivilpersonen. Er erwähnte besonders die französischen Reporter und zwei Italienerinnen, die als Helferinnen in den Irak kamen.

Mitarbeiter ausländischer Hilfsorganisationen im Irak verstärkten die Sicherheitsvorkehrungen in ihren Büros. „Wir fühlen uns schon seit langem angreifbar, aber jetzt ist es unvorstellbar geworden“, sagte ein französischer Mitarbeiter einer Hilfsorganisation, der nicht genannt werden wollte.

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