Baby aus der Maschine? Roboter-Gebärmutter sorgt für Wirbel

In sozialen Medien verbreitet sich derzeit die Meldung, ein chinesisches Unternehmen arbeite an einem Roboter, der in der Lage sei, ein menschliches Baby in einer künstlichen Gebärmutter auszutragen. Als Urheber dieser Entwicklung wird ein angeblicher Forscher namens Zhang Qifeng genannt, der laut Berichten für die Firma Kaiwa Technology in Guangzhou tätig sein soll.
Demnach soll das Gerät einen Fötus bis zur Geburt – also über einen Zeitraum von zehn Monaten – in einer künstlichen Umgebung entwickeln können. Als angeblicher Prototyp wurde ein Roboter vorgestellt, der mit einer künstlichen Gebärmutter ausgestattet sein soll. Medienberichten zufolge sei der Marktpreis mit umgerechnet rund 12.000 Euro angegeben worden. Die Vorstellung habe laut mehreren Quellen auf der World Robot Expo in Peking im August stattgefunden.
Zweifel an Quelle und Forschungspersonal
Doch an der Echtheit der Meldung bestehen erhebliche Zweifel. Die US-amerikanische Faktencheck-Plattform Snopes hat bei der in den Berichten genannten Universität – der Nanyang Technological University (NTU) in Singapur – nachgefragt. Dort ist ein Forscher namens Zhang Qifeng nicht bekannt, weder als aktueller noch ehemaliger Mitarbeiter oder Student. Auch existiert dort keine einschlägige Forschung zu robotischen Systemen, die eine menschliche Schwangerschaft ermöglichen könnten.
Zudem wurde ein in mehreren Artikeln verwendetes Foto, das Zhang zeigen soll, bereits als mutmaßlich gefälschtes oder inszeniertes Bild identifiziert. Laut Recherchen stammt es möglicherweise von einem Fernsehset. Als Ursprung wird die chinesische Plattform Douyin (das Pendant zu TikTok) genannt. Die staatliche Nachrichtenagentur China News Service hatte zunächst einen Artikel mit dem Bild veröffentlicht – diesen später jedoch wieder entfernt.
Auch weitere Medien haben ihre Beiträge zur angeblichen Roboter-Gebärmutter zurückgezogen oder gelöscht.
Stand der Wissenschaft: Technologie aktuell nicht realisierbar
Unabhängig von der Glaubwürdigkeit der einzelnen Berichte gilt aus medizinischer Sicht: Eine vollständige Schwangerschaft außerhalb des menschlichen Körpers – also eine sogenannte „Ektogenese“ – ist derzeit nicht realisierbar. Zwar gibt es in der medizinischen Forschung Entwicklungen im Bereich der Frühgeborenenbetreuung und Experimente mit künstlichen Plazenta-ähnlichen Systemen bei Tieren. Doch eine vollständig künstliche Gebärmutter, in der ein menschlicher Fötus von der Zeugung bis zur Geburt ausgetragen werden könnte, existiert bislang nicht.
Wissenschaftlich dokumentierte Fortschritte in diese Richtung gibt es nur im Kontext sehr früher Entwicklungsstadien, beispielsweise zur Rettung extrem frühgeborener Kinder – jedoch keine Technologie, die eine komplette Schwangerschaft ersetzt.
(VOL.AT)