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Babler will Wahlärzte verpflichten, auch Kassenpatienten zu behandeln

SPÖ-Chef Andreas Babler will Wahlärzte dazu verpflichten, auch Patienten nach Kassentarif zu behandeln.
SPÖ-Chef Andreas Babler will Wahlärzte dazu verpflichten, auch Patienten nach Kassentarif zu behandeln. ©APA; Canva; Stiplovsek
SPÖ-Chef Andreas Babler will Wahlärzte dazu verpflichten, auch Patienten nach Kassentarif zu behandeln, wenn es für diese keinen Facharzttermin im öffentlichen Gesundheitssystem gibt.

Garantierte Facharzttermine in zwei Wochen?

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Damit soll die von der SPÖ geforderte Garantie auf einen Termin bei einem Facharzt innerhalb von zwei Wochen sichergestellt werden, wie Babler am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien erklärte. Dafür soll es einen Rechtsanspruch über ein "Behandlungssicherungsgesetz" geben.

Wahlärzte sollen einen fairen Beitrag zur öffentlichen Gesundheitsversorgung leisten

Auch Wahlärzte - also Ärzte ohne Kassenvertrag - sollen einen fairen Beitrag zur öffentlichen Gesundheitsversorgung leisten, vergleichbar mit Rechtsanwälten, die Verfahrenshilfe-Fälle annehmen, argumentiert die SPÖ ihren Vorschlag. Die gesetzliche Verpflichtung von Wahlärzten soll dabei aber nur im "Notfall" und als "ultima ratio" eingesetzt werden, betonte Babler. Zunächst sollen Patientinnen und Patienten, die selbst keinen Facharzttermin finden, über die Gesundheitshotline 1450 einen Termin vermittelt bekommen. Gelingt dies nicht, müssten Spitäler oder Sozialversicherung einspringen. Erst wenn diese Möglichkeiten alle ausgeschöpft sind, sollen Wahlärztinnen und Wahlärzte in die Pflicht genommen werden.

Wahlärzte in der Pflicht: SPÖ-Plan sieht verpflichtende Behandlungsquote vor

Zunächst soll es nach den Vorstellungen des SPÖ-Chefs, für Wahlärzte die Möglichkeit einer vertraglichen Selbstverpflichtung geben. Reicht dies nicht, sollen Wahlärzte gesetzlich zur Behandlung von Patienten nach dem Kassentarif verpflichtet werden. Konkret schwebt der SPÖ in ihrem Modell für die Wahlärzte eine verpflichtende Behandlungsquote von rund zehn Prozent ihrer Patientinnen und Patienten vor. Das würde nach Berechnungen der SPÖ rund 200.000 Konsultationen pro Jahr entsprechen. Sollten sich Wahlärzte weigern, würde ihnen die Möglichkeit genommen, Rechnungen zu stellen, für die es einen teilweisen Kostenersatz von der Sozialversicherung gibt. Sie würden damit von sogenannten Wahlärzten zu reinen Privatärzten.

Für die NEOS geht der Ansatz Bablers in die falsche Richtung. "Babler will die Ärztinnen und Ärzte unter Druck setzen, dabei sind es die Kassen, die ihren Versorgungsauftrag nicht erfüllen", erklärte Gesundheitssprecherin Fiona Fiedler. Nicht die Wahlärzte dürften für das "Versagen der Kassen" büßen. Schuld daran seien vielmehr die "roten und schwarzen Manager in der Sozialversicherung".

Kritik an Bablers Vorschlag: NEOS und FPÖ sehen Versäumnisse bei den Kassen

Auch die FPÖ kann mit Bablers Idee nicht viel anfangen und verortet deren Ursprung in der "marxistischen Gesinnung" des SPÖ-Chefs. Gesundheitssprecher Gerhard Kaniak forderte in einer Aussendung, Wahlärzte auf Basis der Freiwilligkeit in das Kassensystem einzubinden. Gleichzeitig soll das "Doppelbeschäftigungsverbot" aufgehoben werden, wodurch ein Arzt nicht gleichzeitig Wahl- und Kassenarzt sein könne. "Alles andere wird nicht funktionieren, vor allem dann nicht, wenn die Praxis mit Kassenvertrag nicht rentabel genug ist", so Kaniak.

(APA)

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