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B: Leiche eines Fourniret-Opfers identifiziert

Die Leiche eines mutmaßlichen Opfers von Michel Fourniret ist am Donnerstag identifiziert worden. Weitere Mord-Vorwürfe streitet Fourniret hartnäckig ab.

Bei einer der beiden am Samstag auf dem Gelände des Schlosses Sautou in den Ardennen ausgegrabenen Leichen handle es sich um die 22-jährige Jeanne-Marie Desramault, teilte die Staatsanwaltschaft von Reims am Donnerstag mit. Die Studentin war am 18. März 1989 verschwunden. Sie war zuletzt am Bahnhof der Stadt Charleville-Mezieres gesehen worden.

Belgische Fahnder vernahmen den 62-Jährigen am Donnerstag in Dinant erneut fast vier Stunden lang. Sie vermuten weitere Verbrechen des Franzosen und weiteten die Untersuchung aus. Fourniret weicht nach Angaben seines Anwalts jedoch „keinen Jota“ von seinen früheren Aussagen ab. Er widerspreche Angaben seiner Frau zur Ermordung eines unbekannten Au-Pair-Mädchens im Jahr 1993.

„Er sieht die Aussagen seiner Frau als unzutreffend an“, sagte Anwalt Luc Balleux der Pariser Tageszeitung „Le Figaro“. Die Ermittler bezweifeln, dass der vorbestrafte Triebtäter – wie er selbst sagt – in den neunziger Jahren kein einziges Verbrechen begangen hat. Die französische Justiz prüft in rund 30 ungeklärten Fällen verschwundener Personen in Frankreich, ob diese mit Fourniret in Verbindung stehen könnten. Die belgischen Fahnder untersuchen zwölf nie geklärte Fälle neu.

„Es würde mich nicht wundern, wenn Fourniret für einige davon verantwortlich ist“, sagte der Serienmord-Experte Stephane Bourgoin der Zeitung „De Morgen“. Eine zehnjährige Pause hält der Buchautor für ausgeschlossen: „Es ist unmöglich, dass er in dieser Periode keine Opfer gehabt hat.“ Die versuchte Entführung einer Brüsseler Krankenschwester und einer 14-Jährigen im belgischen Gedinne wiesen darauf hin, dass Fourniret auch von 1990 bis 2000 aktiv gewesen sei.

„Auch die deutschen und niederländischen Polizeidienste sind interessiert, und das nicht zu Unrecht“, betonte der Mitarbeiter der Akademie der Gendarmerie Nationale in Paris. Spontane Geständnisse Fournirets erwartet Bourgoin nicht: „Er ist in ein Machtspiel mit seinen Ermittlern verwickelt und wird nur dann reden, wenn handfeste Beweise gegen ihn vorliegen, oder wenn er nicht mehr entkommen kann, wie bei den neun Beschuldigungen seiner Frau. Die waren so detailliert, dass er keinen Ausweg mehr hatte.“

Nach Angaben seines Anwalts Balleux wünscht Fourniret eine Gegenüberstellung mit seiner ebenfalls inhaftierten Frau Monique Olivier: „Fourniret ist erstaunlich ruhig und absolut nicht besorgt, was seine Ehefrau den Ermittlern noch erzählen könnte.“ Olivier zufolge hat ihr Mann zehn Morde begangen. „Er hegt aber keinerlei Groll gegen sie und denkt, dass sie von der Polizei unter Druck gesetzt wurde“, sagte Balleux im „Figaro“. Die Frau sei aber sehr verängstigt und unruhiger als während ihrer ersten Vernehmungen.

Belgische Justizbehörden bestätigten unterdessen, dass Fourniret bereits am Mittwoch in die Justizvollzugsanstalt von Nivelles verlegt wurde. Die Entscheidung soll aus Sicherheitsgründen gefallen sein. Nach seinem Geständnis habe Fournirets Anwesenheit in dem kleinen Gefängnis von Dinant dort Spannungen verursacht, hieß es. Zu seinem Verhör in Dinant wurde der 62-Jährige am Donnerstag in einem gepanzerten Wagen vorgefahren. Fourniret trug eine Augenbinde und eine schusssichere Weste.

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