Einen Tag nach dem Ortstermin im Kinderkerker des mutmaßlichen Mädchenmörders Marc Dutroux ist es zu einem Streit zwischen dem Angeklagten und seinem Hauptverteidiger gekommen. Staranwalt Xavier Magnee verließ am Mittwoch zunächst kommentarlos den Saal des Schwurgerichts von Arlon. Nach einer Beratung mit dem vorbestraften Kinderschänder kündigte Magnee jedoch an, seinen Mandanten weiterhin verteidigen zu wollen.
Der Streit zwischen Dutroux und seinem Anwalt entstand während der Aussage eines Zeugen, der über ein kriminelles Netzwerk des Hauptangeklagten berichtet hatte. Der Automechaniker sagte, er habe einen Kontakt zwischen Dutroux und dem Betreiber eines Stundenhotels an der belgischen Küste hergestellt. Das Hotel Brazil in Blankenberge hat nach Angaben eines anderen Zeugen eine Rolle beim Verschwinden zweier Dutroux-Opfer gespielt. Magnee sei mit der Linie der Verteidigung nicht mehr einverstanden und halte Dutroux für unkontrollierbar, zitierte das belgische Fernsehen den Pflichtverteidiger Ronny Baudewijn.
Dutroux wird außer von Magnee noch von drei weiteren Anwälten vertreten. Ein Rückzug des Hauptverteidigers wäre ein schwerer Schlag gewesen, sagte seine Kollegin Martine Van Praet. Baudewijn führte den Streit auf die schwierige Aufgabe der Dutroux-Verteidigung und die Übermüdung nach dem Ortstermin am Dienstag zurück. Im Mittelpunkt des Prozesses steht die Entführung von sechs Mädchen, von denen vier qualvoll starben.
Eine Journalistin der flämischen Zeitung De Morgen wurde nach einem Zwischenfall bei dem Ortstermin von der weiteren Beobachtung des Prozesses ausgeschlossen. Die Reporterin Anne de Graaf habe ihre Zugangskarte widerrechtlich an den Prozesszeugen Claude Thirault ausgeliehen, erklärten die zuständigen Justizsprecher. Thirault sei damit in den engeren Sicherheitsbereichs eingedrungen, während das Schwurgericht den früheren Tatort besichtigte.
