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Autorenverbände machen mobil gegen Selbstzahlerverlage

Der 23. April ist Welttag des Buches. Heuer nutzen Autorenverbände aus Österreich, Deutschland und der Schweiz ihn für einen Kampfaufruf – gegen Verlage, die Veröffentlichungen wie eine Ware zum Kauf feilbieten.

Schon elf Tage vor Veröffentlichung der heutigen Erklärung der Autoren-Verbände, in der junge Autoren vor Selbstzahler-Verlagen und ihren Praktiken gewarnt werden sollen, wurden die Unterzeichner mit einer Klage bedroht.

Eine Drohung, die zum Teil auch Wirkung zeigte. Trotzdem konnte sie die Initiative nicht ganz aufhalten: Am diesjährigen Welttag des Buches wurden ein offener Brief der Autorenverbände und die strittige Erklärung selbst verschickt.

Die Fairlag-Erklärung zum Download!

Hier der offene Brief der IG Autoren:


FAIRLAG – Gründung der gemeinsamen Aktionsplattform österreichischer, deutscher und Schweizer Autorenverbände für einen fairen Umgang von Verlagen mit Autoren

Sehr geehrte Damen und Herren!

Mit heutigem Datum, am Welttag des Buches und der Urheberrechte 2008, haben die drei größten Autorenverbände Österreichs, Deutschlands und
der Schweiz, die IG Autorinnen Autoren, der VS (Verband deutscher Schriftsteller) und der AdS (Autoren der Schweiz), eine Aktionsplattform für einen fairen Umgang von Verlagen mit Autoren ins
Leben gerufen.

Dieser Plattform gehören rund 40 Autorenverbände und Literatureinrichtungen aus diesen drei Ländern an. In Österreich sind das außer der IG Autorinnen Autoren die Übersetzergemeinschaft und die Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur, somit das Literaturhaus Wien, sowie die Salzburger Autorengruppe und das Literaturhaus Salzburg. Weitere Beitritte sollen und werden folgen.

Bedauerlicherweise hat sich die Grazer Autorenversammlung, nachdem bei ihr und allen anderen Erstunterzeichnern die anwaltliche Ankündigung einer Klage der Frankfurter Verlagsgruppe eingetroffen war, wieder aus dieser Plattform zurückgezogen. Der Grund für die Anwaltsdrohungen liegt in der beiliegenden Erklärung, mit der die Aktionsplattform vor Verlagsverträgen mit Selbstzahlerverlagen warnt.

Prädikat für “seriöse” Verlage

Ziel der Erklärung sowie der Arbeit der Aktionsplattform, die sich ab heute aktiv mit der Selbstzahlerverlagsproblematik auseinanderzusetzen beginnt, ist die Schaffung eines Prädikats für diejenigen Verlage, die ihre Verträge mit Autoren zu handelsüblichen Bedingungen abschließen.

Für eigene Arbeit zahlen?

Wie dringend eine solche Initiative geboten ist, zeigt sich daran, daß die sämtliche Unterzeichner der Erklärung mit einer Klage bedrohende Frankfurter Verlagsgruppe seit heute einen Lesemarathon bei der Linzer „Litera“ abhält, bei dem 40 Autoren unhonoriert und auf eigene Rechnung auftreten, um, so der Pressetext der Verlagsgruppe „den Leseteilnehmern an fünf Tagen ganztägig die Chance zu geben, ihr Buch vor der Weltöffentlichkeit zu präsentieren“.

Veröffentlichungen kaufen wie eine Ware?

Schon jetzt feiert sich diese Verlagsgruppe mit ihren bis zu 400 belletristischen Titeln jährlich als eines der größten Verlagshäuser Deutschlands. Verlage wie diese sind nachweislich die großen Gewinner mit Verkäufen auf Messen in den letzten Jahren: sie verkaufen Autoren und solchen, die es gerne sein oder werden möchten und bei Messen auf Verlagssuche gehen, ihr eigenes Buch, inklusive selbstfinanzierter Stellgebühren ihrer Bücher auf Messen und selbstbezahlter Einladungen zu Lesungen auf Messen, um sie dort vor “der Weltöffentlichkeit” ihrer Autorenkollegen, die ebenfalls für ihre Bücher selbst bezahlt haben, zu präsentieren.

Gerhard Ruiss
IG Autorinnen Autoren
Wien, 23.4.2008

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