AA

Autopsie kann Tod von Pariser Uni-Rektor nicht klären

Unter mysteriösen Umständen ist Richard Descoings im New Yorker Hotel Michelangelo gestorben.
Unter mysteriösen Umständen ist Richard Descoings im New Yorker Hotel Michelangelo gestorben. ©dapd
Eine Autopsie hat den mysteriösen Tod des Rektors der französischen Elite-Hochschule Sciences Po, Richard Descoings, nicht aufklären können. Die Untersuchung sei "ergebnislos" verlaufen, sagte eine Sprecherin der Ärzte am Mittwoch.

Es seien weitere toxikologische Untersuchungen und Auswertungen von Gewebeproben nötig, um die Todesursache zu klären. Mit Ergebnissen sei vermutlich in zehn Tagen oder rund zwei Wochen zu rechnen, ergänzte sie. Der 53-Jährige, der an der New Yorker Columbia-Universität an einem Treffen von Universitätsrektoren teilnehmen sollte, stand seit 16 Jahren an der Spitze von Sciences Po Paris. Die Hochschule mit inzwischen 10.000 Studenten wird von fast allen französischen Politikern durchlaufen.

Unter mysteriösen Umständen ist der Rektor der französischen Elitehochschule Sciences Po, Richard Descoings, am Dienstag in einem New Yorker Hotel gestorben. Der 53-Jährige sei gegen 13.00 Uhr (Ortszeit) tot in seinem Hotelzimmer gefunden wurden, teilte die Polizei mit. Der renommierte Akademiker lag nackt auf seinem Bett, sein Handy und Laptop wurden laut US-Berichten vier Stockwerke tiefer unter seinem Fenster entdeckt.

Todesumstände unklar

Die New Yorker Polizei leitete Ermittlungen ein. “Wir schließen nichts aus”, sagte der stellvertretende Kommissar Paul Browne. Anzeichen für eine Verletzung seien aber nicht gefunden worden. Untersucht werde nun, ob am Vormittag möglicherweise ein oder mehrere Unbekannte in dem Zimmer im siebenten Stock des Hotels “Michelangelo” in Manhattan gewesen seien.

Der Fernsehsender NBC berichtete, dass Laptop und Handy von Descoings vier Etagen tiefer auf einem Mauervorsprung gefunden wurden. Die beiden Geräte wurden vermutlich aus dem Fenster geworfen. Der 53-Jährige, der in New York an einem Treffen von Universitätsrektoren teilnehmen sollte, war im vergangenen Jahr für eine weitere fünfjährige Amtszeit an der Spitze von Sciences Po Paris bestätigt worden. Die Hochschule mit inzwischen 10.000 Studenten wird von fast allen französischen Politikern durchlaufen.

Noch in der Nacht würdigten Präsident Nicolas Sarkozy und Außenminister Alain Juppe die Arbeit des Rektors. Descoings habe Sciences Po zu weltweiter Anerkennung verholfen, teilte der Elysee-Palast mit. Descoings habe sich “unermüdlich” für die französische Wissenschaft eingesetzt, erklärte Juppe.

Hochschule für Politiker

Der sozialistische Präsidentschaftskandidat Francois Hollande, der im Gegensatz zu Sarkozy selbst einen Sciences-Po-Abschluss hat, würdigte Descoings als eine der “wichtigsten und renommiertesten Persönlichkeiten im Bildungs- und Universitätsbereich”. Der 53-Jährige hatte eine Reihe von Reformen eingeleitet. So öffnete er die Politikhochschule für Studenten aus ärmeren Familien sowie für Ausländer und ermöglichte mehr Stipendien.

Bei den Studenten war Descoings, der die Hochschule selbst absolviert hatte, äußerst beliebt. Am Mittwochmorgen erinnerten hunderte Studenten in einer Schweigeminute an den Verstorbenen. “Ich denke, Sciences Po hat mehr verloren als nur einen Rektor”, sagte ein ehemaliger Student, der an seine alte Hochschule gekommen war. “Er hatte eine persönliche Beziehung zu jedem von uns”, berichtete eine Studentin.

Descoings wurde allerdings auch kritisiert. So beanstandeten Studenten sein Gehalt von 24.000 Euro netto im Monat, zu dem noch Zulagen kamen. Auch die Zulagen für die anderen leitenden Professoren seien nicht transparent, bemängelte eine Gruppe von Studenten im Februar in der Zeitung “Liberation”.

(APA)

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Autopsie kann Tod von Pariser Uni-Rektor nicht klären
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen