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Austria Wien kämpft in Zagreb um "Lebenstraum" Champions League

Austria-Spieler Alexander Grünwald (m.) und Teamkollegen am Dienstag während des Abschlußtrainings in Zagreb
Austria-Spieler Alexander Grünwald (m.) und Teamkollegen am Dienstag während des Abschlußtrainings in Zagreb ©APA
Der österreichische Fußball-Meister Austria steht vor den wichtigsten zwei Spielen der jüngeren Vereinsgeschichte. Die Wiener kämpfen am Mittwoch gegen Kroatiens Paradeklub Dinamo Zagreb um die erstmalige Teilnahme an der Gruppenphase der Champions League.
Austria-Training in Zagreb

“Ich lebe für diesen Mittwochabend. Ich träume von der Champions League, seit ich ein Kind bin”, brachte Mittelfeldspieler Marko Stankovic die violette Vorfreude auf das Play-off-Hinspiel (20.45 Uhr/live Puls 4 und Sky) im Maksimir-Stadion in der kroatischen Hauptstadt auf den Punkt.

Bjelica: “Wollen Traum Champions League leben”

Trainer Nenad Bjelica ist überzeugt, dass bei der Austria mit dem jüngsten 5:0-Kantersieg am vergangenen Samstag daheim gegen Wr. Neustadt genau rechtzeitig der berühmte Knopf aufgegangen ist. “Leichtigkeit im Kopf bedeutet Leichtigkeit in den Beinen”, lautet das Credo des Kroaten, der von seiner Truppe Leidenschaft pur erwartet: “Wir werden uns nicht verstecken. Wir spielen wie immer auf Sieg, das ist einfach unsere Philosophie. Wir werden wie die Löwen kämpfen und alles unternehmen, um ein gutes Resultat nach Wien zu bringen. Wir wollen unseren Traum Champions League leben.”

Der seit Dienstag 42-Jährige glaubt nicht, dass die südländische Atmosphäre im Zagreber Maksimir-Stadion zum Problem werden könnte. Durch die Leichtathletik-Laufbahn rund um das Spielfeld sei der Druck der Leute nicht so direkt spürbar, berichtete Bjelica. Zudem will man mit einer couragierten Vorstellung dafür sorgen, dass die Stimmung in der rund 35.000 Zuschauer fassenden Arena kippt.

Austria Wien unter Druck

“Wir haben in den vergangenen Wochen am eigenen Leib verspürt, was Druck ausmacht. Wir waren nicht zu erkennen. Das kann auch Dinamo passieren, wenn es nicht wie gewünscht läuft. Da kann es schnell zu einer Stimmung im Stadion kommen, die sich dann nicht mehr aufs Spiel, sondern gegen den ungeliebten Vorstand richtet”, weiß Kroatien-Insider Bjelica.

Denn Teile der Fans, auch die berüchtigten “Bad Blue Boys”, sind auf den aufbrausenden Clubboss Zdravko Mamic alles andere als gut zu sprechen. Sie werfen Mamic Ungereimtheiten und private Interessen bei Spielertransfers in der Vergangenheit vor. Auch Austrias kroatischer Innenverteidiger Kaja Rogulj weiß um die hohe Erwartungshaltung bei Dinamo: “Sie haben im Sommer sehr viel Geld in die Mannschaft investiert. Sollten sie die Champions League verpassen, wäre das für sie ein Desaster.”

Hoffnung ruht auf Hosiner

Vor allem von Daniel Royer, Stankovic und Tomas Jun erwartet Bjelica Impulse nach vorne und bei Konterattacken Gefahr. Und vor dem Dinamo-Tor soll dann Goalgetter Philipp Hosiner “knipsen”. “Das ist der Hosiner, den wir brauchen”, meinte Bjelica nach Hosiners Doppelpack bei der Generalprobe gegen Wr. Neustadt. Und auch der Burgenländer selbst sprüht vor dem Zagreb-Gastspiel vor Zuversicht: “Natürlich ist es gut, wenn man mit Selbstvertrauen in so ein wichtiges Spiel geht. Wir wollen kompakt stehen und unsere Chancen nützen. Wenn wir in Zagreb ein gutes Ergebnis erzielen, dann ist sicher einiges möglich.”

Stankovic sieht die Austria zwar als Außenseiter, aber keinesfalls chancenlos. “Dinamo ist die Mannschaft Kroatiens und qualitativ natürlich über uns zu stellen. Aber in einem Duell mit zwei Spielen kann alles passieren”, sagte der Steirer mit serbischen Wurzeln. “Wir fahren mit breiter Brust nach Zagreb”, versprach auch Kapitän Manuel Ortlechner.

Kovac sieht Dinamo Zagreb “leicht im Vorteil”

Vor etwas mehr als zwei Monaten wäre Niko Kovac fast als Trainer der Austria in Wien gelandet. Der langjährige Kapitän der kroatischen Fußballnationalmannschaft entschied sich dann aber doch für einen Verbleib beim Verband seiner Heimat als U21-Teamchef. Dennoch verfolgt Kovac das Play-off-Duell der Champions League zwischen Dinamo Zagreb und der Austria natürlich mit besonders großem Interesse.

Der 41-Jährige sieht dabei Kroatiens Serienmeister “leicht im Vorteil”. “Die Ausgangslage ist für beide Mannschaften recht ähnlich. Dinamo hat aber starke Legionäre und viel Erfahrung, auch in der Champions League”, meinte Kovac. “Dinamo hat solche entscheidenden Play-off-Spiele schon bestritten und auch positiv absolviert. Das könnte ein entscheidender Pluspunkt sein.”

Dinamo war zuletzt zweimal in Serie in der Gruppenphase der “Millionenliga”, hat dabei allerdings in den zwölf Partien gegen Real Madrid (0:1, 2:6), Olympique Lyon (0:2, 1:7), Ajax Amsterdam (0:2, 0:4), FC Porto (0:2, 0:3), Paris St. Germain (0:2, 0:4) und Dynamo Kiew (0:2, 1:1) bei einem Torverhältnis von 4:36 nur einen einzigen Punkt erobert.

“Bin überzeugt, dass auch Austria Chance hat”

Kovac, der von 2006 bis 2012 als Spieler und Trainer bei Red Bull Salzburg in Österreich Station machte, erkannte aber auch Punkte, die für die Austria sprechen könnten. “Ich bin überzeugt, dass auch die Austria eine Chance hat. Der große Vorteil der Austria ist, dass sie das zweite Spiel zu Hause haben.” Um diesen Vorteil aber auch wirklich nützen zu können, sei ein dementsprechendes Resultat, also zumindest ein Remis, am Mittwoch in Zagreb notwendig.

“Bei einer Niederlage in Zagreb wird es für die Austria schwierig. Denn dann muss sie zu Hause aufmachen und Dinamo hat technisch sehr starke und sehr schnelle Spieler, die den freien Platz perfekt ausnützen können”, erklärte der in Berlin geborene Kroate, der als defensiver Mittelfeldspieler 83 Mal im Nationalteam gespielt und dabei 14 Tore erzielt hat.

Sind Gegner zu selbstsicher?

Ähnlich wie der kroatische Austria-Trainer Nenad Bjelica glaubt auch Kovac, dass sich Dinamo der Sache zu sicher sein könnte. “Dinamo sieht sich nach zwei Champions-League-Teilnahmen in Serie sicher in der Favoritenrolle. Wir Kroaten haben eine Selbstsicherheit, die oft von Vorteil ist, aber manchmal auch ein böses Erwachen bringen kann.”

Der Trainerjob bei der Austria hätte Kovac durchaus gereizt. “Wir haben uns zusammengesetzt, die Austria hat mir ihre Planungen präsentiert. Nach einer Bedenkzeit habe ich dann aber abgesagt, denn ich wollte meinen gerade erst begonnen Job im kroatischen Verband nicht gleich wieder aufgeben”, berichtete Kovac über die Verhandlungen mit den Wienern.

Dinamo fürchtet harte UEFA-Sanktionen

Der Sündenregister der berüchtigten Fans von Dinamo Zagreb ist ellenlang und beinhaltet von Gewalt bis Rassismus alles, was der europäische Fußball-Verband (UEFA) strengstens verboten hat. Nun erwartet Austrias Gegner im Play-off der Fußball-Champions-League harte Sanktionen durch die UEFA. Tomislav Svetina, der Generaldirektor des kroatischen Serienmeisters, fürchtet sogar ein Ausschluss aus dem Europacup.

Deshalb appellierte Svetina am Dienstag eindringlich an die Dinamo-Fans, dass man sich im Rahmen der Partie am Mittwoch gegen die Austria absolut nichts leisten dürfe. “Die Möglichkeit besteht, dass wir Spiele in einem leeren Stadion austragen müssen oder sogar aus der Champions League ausgeschlossen werden”, erklärte Svetina, der genau weiß, dass die UEFA gerade beim Thema Rassismus keinerlei Spielraum für Diskussionen lässt.

Rassistische Ausschreitungen der Fans

Und die jüngste Verfehlung der Dinamo-Fans waren ebensolche rassistischen Gesänge in der laufenden Champions-League-Qualifikation. Passiert waren sie im Heimspiel gegen den luxemburgischen Vertreter Fola Esch. Die UEFA verhängte daraufhin eine Geldstrafe von 25.000 Euro gegen Dinamo, zudem hatte im darauffolgenden Heimmatch gegen Sheriff Tiraspol ein Teilbereich des Maksimir-Stadions geschlossen gehalten werden müssen. Mit diesen Sanktionen scheint die Sache aber noch nicht erledigt zu sein. Svetina berichtete, dass das UEFA-Verfahren nach wie vor läuft.

Der Dinamo-Generaldirektor wies daraufhin, dass man aufgrund der rund 350 Hooligans im Umfeld des Vereins in den vergangenen 15 Jahren Strafen in der Höhe von insgesamt rund einer Million Euro bezahlen musste. Das größte Problem stellen die “Bad Blue Boys” dar, die schon in Mailand, Kiew oder Udine für wüste Szenen gesorgt haben und auch in Österreich alles andere als unbekannt sind.

39 Polizisten verletzt

Am 30. Juni 2007 hatte es im Rahmen eines Freundschaftsspiels in Kapfenberg schwere Ausschreitungen gegeben, bei denen u.a. 39 Polizisten verletzt worden waren. Damals warfen “Fans” mit Pflastersteinen, Stangen, Fahrrädern und sogar ganzen Blumentrögen nach den Beamten. Bei einem Nachbargrundstück rissen sie einfach die Zaunlatten aus und gingen damit auf die Ordnungshüter los.

(apa/red)

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