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Austria gegen Vienna unter Erfolgsdruck

©Stiplovsek
Nur Siege lösen bei Edi Stöhr im Fußball dieses besondere Gefühl aus. Doch die waren in letzter Zeit dünn gesät.
Austria - Vienna ab 18:30 Uhr
Live: St.Pölten - FC Lustenau
Ab 20:30 Uhr Admira - Altach
Tabelle der ersten Liga

Ihre dritte Amtszeit in Lustenau ist geprägt von einer imponierenden Serie im Jahr 2009 und einer nicht befriedigenden Statistik 2010. Da stellt sich die Frage: Was ist im Winter passiert?

Edi Stöhr: Ich werde in der Öffentlichkeit nicht zu viel über die Spieler sprechen. Sie sind verunsichert genug. Fakt ist: Als ich gekommen bin, ist alles auf der emotionalen Schiene abgelaufen. Und dann passierte Außergewöhnliches. In Gratkorn waren wir 0:1 im Rückstand und haben 7:1 gewonnen. Die Spieler haben Vertrauen geschöpft und den Schwung mit in die neue Saison genommen. Drei Monate dauerte die Winterpause. Das heißt arbeiten, arbeiten, arbeiten. Dazu kam, dass mit Patrick Salomon unser Sieggarant den Abschied erklärte. Er war unsere Lebensversicherung und dann mit den Gedanken plötzlich woanders. Der psychologische Schwung war weg. Und unsere mangelhafte Durchschlagskraft in der vordersten Spitze ist mit jedem Spiel augenscheinlicher geworden. Der Höhepunkt war das Derby, als wir 70 Prozent Ballbesitz und sieben Chancen hatten, aber das Spiel 1:2 verloren. In einer solchen Phase geht auch die mentale Stärke verloren.

Wie geht man als Trainer mit so einer Situation um. Hinterfragen Sie da auch Ihre eigene Arbeit?

Stöhr: Ich gehöre nicht zu den Trainern, die in den Tag hinein trainieren. Natürlich hinterfrage ich meine Arbeit, jeden Tag – und nicht nur jetzt. Ein wichtiger Aspekt aber ist, hinter den getroffenen Entscheidungen zu stehen. Außerdem ist mein Selbstbewusstsein so groß, dass ich weiß, dass meine Arbeit richtig gut ist.

Das steht außer Frage. Dennoch müssen Fehler passiert sein. Vielleicht in der Transferzeit? Es gibt aber auch Spieler, die behaupten, der Trainer habe sich verändert.

Stöhr: Meine Spieler können sich über den Trainer Stöhr und seinen Umgang mit ihnen nicht beschweren. Auch nicht darüber, dass ich mir bei so manchem ein weit größeres professionelleres Verhalten wünschen würde. Aber ich kann sie nicht überall überprüfen. Manchmal scheint mir, wissen einige nicht, was Arbeit wirklich bedeutet. Nämlich die „Basics“ Tag für Tag wieder aufzufrischen. Das heißt Freilaufen, Ballannahme, Ball mitnehmen.

Und die Transferpolitik?

Stöhr: Das große Problem ist, dass die Spieler tröpfchenweise zu uns gestoßen sind. Nicht alle waren körperlich auf einem guten Niveau. Deshalb braucht die Mannschaft vor allem Zeit und Geduld. Aber es sind auch ein paar richtig gute Jungs zu uns gekommen. Ich sehe das Ganze nicht so negativ. Wir haben deutliche Fortschritte im Mittelfeldspiel gemacht, die Abwehr ist stabiler geworden. Noch aber fehlt uns einiges für meine Vorstellung von Fußball.

Beschreiben Sie uns Ihre Vorstellung?

Stöhr: Das lässt sich schnell erklären: Ich möchte, dass meine Mannschaft den Ball nach vorne trägt und nicht schlägt. Und zwar mit gut strukturiertem, schnellem Passspiel. Im letzten Drittel will ich Einzelaktionen sehen, die Spieler sollen hohes Risiko gehen. Das setzt voraus, dass jeder ständig aufmerksam ist – in Ballbesitz und bei Ballverlust.

Da komme ich zu einem Satz von Ihnen. Sie sagten einmal: Die Austria und Edi Stöhr – das passt einfach. Derzeit aber scheint es nicht so zu sein?

Stöhr: Ich bin nicht zur Austria zurückgekehrt, weil ich keine andere Wahl hatte. Ich bin gekommen, weil die Austria ein ganz besonderer Verein ist, der von einem ganz besonderen Präsidenten repräsentiert wird. Er hat diesen außergewöhnlichen Klub zu einem stabilen Faktor im österreichischen Fußball gemacht. Er ist aber auch ein Mann mit vielen Emotionen. Dann kann ich doch nicht erwarten, dass er gut drauf ist, wenn wir das Derby verlieren. Aber ich kann mit Überzeugung sagen: Ich bin der Trainer für diesen Verein. Weil ich den Klub in- und auswendig kenne. Was mir derzeit ein bisschen fehlt, ist ein mittelfristiges Denken.

Mit der Vienna gastiert heute eine Mannschaft in Lustenau, deren Trainer Frenkie Schinkels unter Erfolgsdruck steht.

Stöhr: Das kann ich nicht beurteilen, ist mir auch egal. Fakt ist: Er spielt auch nicht. Möglicherweise trifft das auch auf Sie zu. Stört Sie das? Wer mich wirklich kennt, weiß, dass es mir nur um den Erfolg geht. Nur ein Sieg gibt dir das Gefühl der Glückseligkeit. Entscheidend für unsere Situation ist die Frage, wie wir mit den Niederlagen umgehen. Und da muss sich die Mannschaft schon mal ein hartes Wort gefallen lassen. Aber was mache ich, wenn ich in den beiden Spielen gegen die Vienna sechs Punkte fordere und es wird nur einer. Soll ich dann aufhören? Natürlich wollen wir gewinnen. Aber auch die Vienna ist keine Laufkundschaft.

 

Erster Akt im Meisterkampf

In der Südstadt kommt es heute zum ersten von vier Duellen der Titelfavoriten FC Admira und cashpoint Altach.

fussball. Es ist der erste Akt im Kampf um die Meisterkrone, wenn sich Altach und die Admira heute in der Südstadt gegenüberstehen. Es ist auch das Duell zweier gänzlich verschiedener Trainertypen, auch wenn sie als Spieler ähnlich erfolgreich waren. Auf der Seite des Tabellenführers der zumeist emotionale Didi Kühbauer, ganz anders Altachs Adi Hütter. Er wirkt kühl, manchmal berechnend und äußerst zielstrebig. Für ihn ist das Gipfeltreffen ein „Spiel auf Augenhöhe zwischen zwei sehr guten Mannschaften“. Personell kann Hütter praktisch aus dem Vollen schöpfen. Jesús Brenes ist wieder dabei, allein US-Boy Joshua Gatt kann die heutige Flugreise nach Wien nicht mitmachen. Für die anderen gilt: Die beste Leistung abrufen und – wenn möglich – nicht verlieren. Auch wenn der Coach abschwächt: „Die Meisterschaft wird erst im Frühjahr entschieden.“ Insgeheim rechnet er sich aber gute Siegchancen aus, wenn „die Mannschaft alle Vorgaben umsetzt“.

 

FC Lustenau will den Voithplatz stürmen

Drei Mal gespielt, drei Mal verloren – die Statistik spricht gegen die Blau-Weißen. Doch mit dem Schwung aus den letzten Begegnungen will der FC Lustenau heute den Voithplatz in St. Pölten stürmen. Dabei kommt es zu einem emotionalen Wiedersehen. Bei den Niederösterreichern spielt mit Manuel Rödl ein Mann, der über sechs Saisonen für den FCL die Schuhe schnürte und da mit Philipp Eisele ein kongeniales Innenverteidigerduo gebildet hat. Im Sommer wechselte der 27-Jährige nach St. Pölten, wo er persönlich und auch mannschaftlich einen holprigen Start in die Saison erwischte. Erstmals in dieser Saison werden die St. Pöltner praktisch komplett antreten können. Michael Wojtanowicz und Lukas Thürauer kehren in die Mannschaft zurück. Nur Arno Kozelsky (Kreuzbandriss) fehlt noch. Beim FC Lustenau steht nur hinter dem Einsatz von Jonathan Techera ein kleines Fragezeichen.

 

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