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Austria betreibt intensive Aufarbeitung des Bilbao-Spiels

Austria arbeitet Skandalspiel gegen Bilbao auf
Austria arbeitet Skandalspiel gegen Bilbao auf ©APA
Die Austria beschäftigt sich weiterhin intensiv mit der Aufarbeitung des noch immer viele Fragen aufwerfenden Skandalspieles gegen Athletic Bilbao. Nachdem die UEFA die Entscheidung im Fall der Wiener auf 28. Jänner verschoben hat, sind die Violetten derzeit auf Faktensuche.
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Dabei müssen die Verantwortlichen gleich mehrere Themengebiete behandeln. Einstellen darf man sich jedenfalls auf eine empfindliche Strafe vonseiten der UEFA.

“Man muss drei Dinge unterscheiden. Einerseits das Verfahren der UEFA, zweitens intern die Aufarbeitung des Spieles. Das behandelt Stadionverbote, kombiniert mit Schadenersatz und Regressforderung gegen einzelne Personen und im speziellen Fall Anzeige gegen Wiederbetätigung. Und das dritte Thema ist das kritische Selbsthinterfragen”, meinte Vorstand Markus Kraetschmer am Rande des Europa-League-Spieles gegen Nacional am Dienstag. Bis 21. Jänner haben die Favoritner nun Zeit, der UEFA eine ausführliche Stellungnahme abzugeben. Die zusätzlich gewonnene Zeit sollte sich dabei positiv auswirken.

Bis dahin sollten den Violetten nämlich alle Detailberichte des UEFA-Delegierten, der Polizei und des Sicherheitsdienstes, aber auch Videomaterial und Fotos vorliegen. Auch Hinweise der Fans sind gefragt. “Wir können das Thema jetzt in Ruhe mit den notwendigen Fakten und einem gewissen Abstand analysieren”, meinte Kraetschmer. Die UEFA wird das Urteil Ende Jänner in erster Instanz treffen, die Wiener können gegebenenfalls dagegen berufen. Kommt man auch danach nicht zu einer Übereinkunft, ist letztlich auch noch auch der Gang vor den Internationalen Sportsgerichtshof (CAS) möglich.

Nach den Vorkommnissen um das aufgrund einer 20-minütigen Unterbrechung sowie faschistischer Kundgebungen ins UEFA-Visier gerückte Heimspiel gegen Bilbao reicht der Strafenkatalog für den ÖFB-upsieger von einer Geldstrafe zwischen 100.000 und 1 Mio. Euro bis hin zu Geisterspielen und einer Stadionsperre. Europas Fußball-Höchstinstanz behandelt laut Kraetschmer dabei zwei verschiedene Anzeigenkomplexe: “Das eine sind die bengalischen Feuer und andere Gegenstände, die die Fans auf das Spielfeld warfen. Die zweite Anzeige befasst sich mit politischen, faschistischen Themen, die passiert sind.”

Die Vorfälle vom 3. Dezember würden dabei in einem großen Rahmen gesehen werden. “Da wir seit 2002 im Europacup spielen, haben wir in manchen Bereichen gewisse Vorstrafen wie zum Beispiel den Gebrauch von Pyrotechnik. Außerdem ist es so, dass wir beim Thema rassistische Fragen noch immer ein laufendes Verfahren aus dem Spiel gegen Lech Posen (Saison 2008/09, Anm.) haben, wo es eine Anzeige über 40.000 Euro gibt, die wir noch behandeln müssen”, erklärt Kraetschmer die Sachlage. Diese Vorfälle würden im Entscheidungsfindungsprozess der UEFA natürlich erschwerend für die Austria hinzukommen.

Ein Vergleich mit anderen vorliegenden Fällen und getroffenen Urteilen sei aus Austria-Sicht nicht zulässig. Trotzdem rechnet der Finanz-Vorstand schon mit Blick auf kommenden Europacup-Saisonen mit einem Gesamtschaden von möglicherweise “mehreren hunderttausend Euro”. Da nicht inbegriffen ist auch der Image-Verlust des Vereins. So würden Sponsoren “sehr genau schauen, wie die Austria reagiert”.

“Die Leute müssen erkennen, dass ein Ereignis wie gegen Bilbao kein Kavaliersdelikt ist, sondern mehr Bedeutung hat auf das Image, für das wir national und international stehen”, ist Kraetschmer nicht müde zu betonen. “Die Austria wird aus Überzeugung und aus historischer Verpflichtung alles gegen Anti-Semitismus, Rassismus und Faschismus unternehmen. Deshalb tut uns das, was passiert ist, menschlich und persönlich weh.” Dementsprechend wichtig sei nun der Selbstreinigungsprozess innerhalb der Fan-Szene des im kommenden Jahr sein 100-jährigen Jubiläum feiernden Clubs. Viele Fan-Vertreter hätten sich dabei kooperativ gezeigt.

Vonseiten des Vereins werden jedenfalls Schadenersatz- und Regressforderungen an die identifizierten Randalmacher gestellt werden. “Das werden monate- oder vielleicht jahrelange Prozesse sein”, mutmaßte Kraetschmer. Gegen einige in der Vergangenheit ohnehin bereits unangenehm aufgefallene Stadionbesucher seien bereits viele sachdienliche Hinweise eingegangen, damit eine klare Beweiskette geführt werden könne. Noch vor Weihnachten soll in dieser Hinsicht das eine oder andere Ergebnis publiziert werden.

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