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Australien: Howard ruft zu Toleranz auf

Australien wird von rassistisch motivierten Unruhen erfasst. In der Metropole Sydney ist es in der zweiten aufeinander folgenden Nacht zu schweren Krawallen gekommen. Auch Perth und Adelaide melden Vorfälle.

Sieben Menschen wurden nach Angaben der Polizei vom Dienstag verletzt, Dutzende von Autos beschädigt. Vor einer Moschee im Westen der Stadt hätten hunderte Muslime arabischer Herkunft Steine auf Sicherheitskräfte geworfen und Menschen mit Baseball-Schlägern angegriffen. Am Maroubra-Strand seien dreißig Brandsätze sichergestellt worden. Die Polizei sprach von einer bisher nicht da gewesenen Lage in Australien.

Ihren Anfang genommen hatten die Auseinandersetzungen nach Polizeiangaben am Sonntag, als rassistische Weiße am Cronulla-Strand aus einer Menge von 5000 Menschen heraus Jugendliche arabischer Abstammung beschimpften und angriffen. Diese wurden mit Berichten über einen vorangegangenen Überfall auf Rettungsschwimmer in Verbindung gebracht. Am Sonntagabend kam es zu Racheaktionen überwiegend libanesischer Jugendlicher.

Schockiert

Politiker und Sicherheitskräfte zeigten sich schockiert über die Gewalt. Premierminister John Howard rief zu Ruhe und Toleranz auf. Australien sei kein rassistisches Land. Der Regierungschef des Gliedstaates New South Wales, Morris Iemma, sagte: „Diese Kriminellen haben unserer Gesellschaft den Krieg erklärt, wir werden nicht zulassen, dass sie gewinnen.“

Am Donnerstag will das Parlament von New South Wales zusammentreten, um per Eilgesetz der Polizei größere Vollmachten im Kampf gegen rassistisch motivierte Gewalt einzuräumen. 450 Beamte hielten sich am Dienstag bereit, um weitere befürchtete Gewaltausbrüche in der Nacht auf Mittwoch zu unterbinden. Die schärferen Gesetze, die am Donnerstag beschlossen werden sollen, erlauben es der Polizei, Vororte abzuriegeln, Fahrzeuge nach Waffen zu durchsuchen, Alkoholläden zu schließen und Autos zu beschlagnahmen.

Auslöser der Unruhen waren offenbar Medienberichte, wonach zwei Jugendliche libanesischer Herkunft für einen Angriff auf zwei Rettungsschwimmer verantwortlich gewesen sein sollen. Das Fernsehen zeigte Bilder, auf denen die Polizei einen Krankenwagen schützte, der von der Menge mit Bierflaschen beworfen wurde. Andere Jugendliche trampelten auf Polizeifahrzeugen herum. Die Sicherheitskräfte setzten Schlagstöcke und Pfefferspray ein.

Übergriffe haben sich ausgeweitet

Nach den rassistisch motivierte Übergriffen in der australischen Metropole Sydney sind am Dienstag ähnliche Vorfälle aus anderen Landesteilen gemeldet worden. In der westlichen Stadt Perth wurde dem Fernsehsender ABC zufolge eine aus dem Nahen Osten stammende Familie von elf weißen Männern bedroht, mit Eiern beworfen und beschimpft. In Adelaide wurde nach Behördenangaben ein aus dem Libanon stammender Taxifahrer von einem Fahrgast tätlich angegriffen.

Der Polizei zufolge kursierten abermals telefonische Textbotschaften, in denen beide Seiten zu neuen Angriffen beziehungsweise zu Vergeltungsschlägen aufriefen.

Ministerpräsident John Howard verurteilte die Gewalt abermals scharf. Auch Racheakte seien nicht zu rechtfertigen, da alle Seiten die Gesetze einhalten müssten, betonte er während eines Besuchs in Malaysia. Er erwäge deshalb die Möglichkeit härterer Strafen für Randalierer. Zunächst aber gelte es, für eine Beruhigung der Lage zu sorgen.

Nach zwei Nächten rassistisch motivierter Gewalt in Sydney soll die dortige Polizei neue Befugnisse zum Einschreiten gegen Randalierer erhalten. Das Parlament des australischen Staates New South Wales soll deswegen am Donnerstag zu einer Sondersitzung zusammenkommen, wie der regionale Regierungschef Morris Iemma am Dienstag ankündigte.

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