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Ausstellung im Big Apple: Wien erklärt New York seine Wohnpolitik

Eine Ausstellung bringt New York unter anderem Wiener Gemeindebauten näher
Eine Ausstellung bringt New York unter anderem Wiener Gemeindebauten näher ©APA
Ungewöhnliches Zusammentreffen: Der Wiener Gemeindebau darf sich derzeit über ein Gastspiel in New York freuen.  Das Austrian Cultural Forum (ACF), angesiedelt nahe der Fifth Avenue im Herzen des "Big Apple", zeigt ab Mittwoch, dem 17. April 2013, die Ausstellung "The Vienna Model. Housing For The 21st Century".

Karl-Marx-Hof meets Manhattan: Anhand ausgewählter Projekte mit speziellem Fokus auf die jüngste Vergangenheit sollen dem US-Publikum in der Ausstellung in New York Theorie und Praxis, politisches Konzept und architektonische Umsetzung des geförderten Wohnbaus der Bundeshauptstadt näher gebracht werden.

Vom Roten Wien bis Aspern

Die chronologische Spannweite der präsentierten Bauten reicht von der Ära des “Roten Wiens” ab den 1920er-Jahren bis hin zu gegenwärtigen bzw. teils noch gar nicht umgesetzten Anlagen – Stichwort Aspern. Unter diversen Aspekten, von sozialer Durchmischung über Umwelt- und Klimaschutz bis hin zu Verdichtung historischer Stadtteile und Kunst im Wohnbau werden insgesamt knapp 40 Bauprojekte vorgestellt.

Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (S), der sich die Ausstellungseröffnung Dienstagabend in New York nicht entgehen ließ, zeigte sich vor amerikanischen und österreichischen Journalisten, Architekten und Stadtplanern überzeugt, dass das “Wiener Modell” auch für US-Städte Vorbild sein könne. Die Werbung für Wiens Wohnbaupolitik soll aber nicht nur Anerkennung bringen, sondern auch Impulse für die Wiener Wirtschaft – also für Architekten, Stadtplaner oder Firmen im Bereich Umwelttechnik. Schließlich habe man viel Know-how zu bieten, so Ludwig.

Wohnen: Die Situation in New York

Im Vergleich zu anderen amerikanischen Großstädten spielt in New York die öffentliche Hand in Sachen Wohnungsmarkt eine nicht unbedeutende Rolle. Neben Mietzinsdeckelungen oder Zuschüssen für Errichtungsvorhaben mit sozialer Komponente verwaltet die städtische Wohnbaugesellschaft NYCHA (New York City Housing Authority) immerhin rund 176.000 Wohnungen, in denen gut 400.000 Menschen leben – bei einer Bevölkerungszahl von 8,25 Mio. Einwohnern. Zum Vergleich: In der Donaumetropole residiert knapp eine Mio. Menschen, also etwa 60 Prozent aller Wiener, im Gemeindebau oder in geförderten Wohnungen.

Nicht nur dieser hohe Anteil, auch die “unglaubliche architektonische Qualität” der Anlagen sei mit US-Städten nicht vergleichbar, streute Co-Kurator William Menking, der mit “The Architects’ Newspaper” die größte US-Branchenzeitschrift herausgibt, der Wiener Kommunalpolitik Rosen. Ludwig verwies dabei auf die lange Tradition der Stadt, das Thema Wohnen als “Aufgabe der öffentlichen Hand” zu sehen und nicht dem freien Markt zu überlassen.

Ausstellung zur Gemeindebau-Ära

Insofern widmet sich die Ausstellung, die ab Herbst auch in Boston und später in Los Angeles und San Francisco zu sehen sein wird, auch dem Beginn der Gemeindebau-Ära, indem etwa der Karl-Marx-Hof oder der Reumannhof gerühmt werden. Diese werden mit eigenwilligen oder futuristisch anmutenden Bauten wie die der Werkbundsiedlung oder dem Wohnpark in Alt-Erlaa kontrastiert.

Generell versucht die durchwegs minimalistisch gehaltene Schau – überwiegend Schwarz-weiß-Schautafeln mit Bildern, Kurzbeschreibungen und einigen Daten wurden auf Baugerüste montiert – die optische und konzeptionelle Breite des städtischen Wiener Wohnbaus zu unterstreichen. Ein mit der Queer-Community gemeinsam geplantes Projekt in Aspern, ein von Alzheimerpatienten und Wenigverdienern bewohntes Geriatriezentrum in der Leopoldstadt, das ehemalige Fabriksgelände Kabelwerk oder Smartwohnungen im Sonnwendviertel beim Hauptbahnhof sind nur einige Beispiele, die die New Yorker Fachleute beeindrucken sollen.

Inhalt von “The Vienna Model”

Ergänzt wird die Präsentation “The Vienna Model”, die Wolfgang Förster, Leiter der Wiener Wohnbauforschung, mitkuratiert hat, durch themenverwandte künstlerische Beiträge und diverse Filmclips. Aufschlussreiche Grund-, Bau- oder Etagenpläne zu den einzelnen Anlagen vermisst man übrigens in der kleinräumigen Schau.

Sie sollen aber in die Publikation kommen, die demnächst erscheint. Außerdem ist den Ausstellungsmachern ein kleiner Fehler unterlaufen: Die “Seestadt” Aspern wird hier nämlich mit einem Foto illustriert, das bereits einigermaßen dicht bebautes Gebiet zeigt. Tatsächlich herrscht am ehemaligen Flugfeld derzeit aber noch weitgehend Ödnis, die ersten Wohnungen sollen dort erst 2014 bezogen werden können.

(apa/red)

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