Es folgen zwei Kurzporträts der beiden Rivalen, die von ihrer Persönlichkeit her kaum unterschiedlicher sein könnten:
JUAN MANUEL SANTOS (58) – DER KANDIDAT DES ESTABLISHMENTS
Der ehemalige Verteidigungsminister unter Präsident Alvaro Uribe verkörpert wie kaum ein anderer Politiker den harten Kurs gegen die linksextreme Rebellenorganisation FARC. Und weil Uribe gerade wegen dieses unerbittlichen Kampfes gegen die FARC und der verbesserten Sicherheitslage auch nach zwei Amtszeiten noch beliebt ist, setzt Santos als dessen Kronprinz auf Kontinuität. Als Sohn einer einflussreichen Unternehmerfamilie entschied sich Santos bereits früh für eine Politikerkarriere. Das einflussreiche Magazin “Semana” beschrieb Santos einst als einen Mann, der sich praktisch sein ganzes Leben darauf vorbereitet habe, eines Tages Präsident zu werden.
Der heutige Vorsitzende der Regierungspartei arbeitete zunächst als junger Funktionär im Kaffee-Weltverband. Er studierte an verschiedenen Universitäten in Großbritannien und den USA. Später verlegte Santos die größte Tageszeitung des Landes, “El Tiempo”, die ebenfalls zum Firmenimperium seiner Familie gehört. In all diesen Funktionen pflegte Santos stets enge Kontakte zur Politik, wenngleich er bisher nie in ein öffentliches Amt gewählt wurde.
ANTANAS MOCKUS (58) – DER AUSSENSEITER-KANDIDAT
Der Sohn einer litauischen Einwandererfamilie gilt als Überraschungskandidat im Wahlkampf. Mockus’ Aufholjagd in Umfragen führen Demoskopen vor allem auf seine Beliebtheit bei Jungwählern und sein bewusst gepflegtes Image als Außenseiter zurück. Mit seinem Versprechen einer transparenten und sauberen Regierungsführung scheint der Grün-Politiker zunehmend einen Nerv bei den Kolumbianern zu treffen. Offenbar trauen viele Mockus den Kampf gegen Korruption und Paramilitärs eher zu, weil er nicht als Teil des etablierten Systems wahrgenommen wird.
Im Gegensatz zu Santos hat der ehemalige Universitätsprofessor in seiner Kampagne von Anfang an auch soziale Themen wie Arbeitslosigkeit, Bildung und Gesundheit in den Mittelpunkt gerückt, was ihm zusätzliche Pluspunkte einbrachte. Viele Wähler schätzen Mockus außerdem für seine ungewöhnlichen Auftritte und kreativen Lösungsansätze, was er bereits in seiner Zeit als zweimaliger Bürgermeister von Bogota demonstriert hatte. So trat Mockus gelegentlich in einem Superhelden-Anzug auf, was seinen erfolgreichen Kampf gegen die Drogenbanden in der Hauptstadt unterstreichen sollte. Zudem schickte er Clowns und Pantomimenkünstler auf die Straßen, wo sie die verblüfften Einwohner zur Einhaltung der Verkehrsregeln ermahnten.
Wie Santos hat auch Mockus angekündigt, in der Wirtschaftspolitik den unternehmerfreundlichen Kurs von Uribe fortzusetzen. Auch in Sicherheitsfragen unterscheiden sich beide Politiker inhaltlich kaum.