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Ausschreibungs-Pflicht für BahnhofCity "unverständlich"

Bahn-Chef fürchtet durch Aufhebung des Architekturwettbewerbs keine Verzögerungen oder gravierende Mehrkosten und prüft Gang vor Verwaltungsgerichtshof.

ÖBB-Chef Martin Huber verteidigt das Vorgehen der Bahn beim Hauptbahnhof Wien und hat die Aufhebung des Architekturwettbewerbs für die BahnhofCity durch das Bundesvergabeamt als “unverständlich” zurückgewiesen. Die ÖBB würden den “Wettbewerb nicht scheuen”. Man müsse aber unterscheiden zwischen dem Hauptbahnhof Wien selbst, der im öffentlichen Interesse stehe und daher auch ausgeschrieben worden sei, und dem privatwirtschaftlichen Büro-Hochhaus-Projekt daneben, sagte Huber Dienstagabend in einer Diskussionsveranstaltung im Wiener Management Club.

Huber argumentiert, dass die EU-weite Ausschreibung gegenüber dem Wettbewerb zwischen ausgewählten Architekten aus seiner Sicht kaum eine Qualitätsverbesserung mit sich gebracht hätte. Bei der Auswahl der Architekten für den geladenen Wettbewerb habe man auf “Vielfalt” geachtet. In der Auswahl seien von Deutschland bis Skandinavien junge Architekten genauso dabei gewesen wie alte, arrivierte. Dadurch seien gute Ergebnisse sichergestellt gewesen.

“Wenn ich das heute ausschreibe, habe ich zwar der Gilde der Architektenkammer genüge getan, aber wenn ich das Preisgeld nicht diametral erhöhe, bekommen wir zwar vielleicht 300 Bewerbungen, aber ich zweifle daran, dass sie bei der Qualität nur annähernd das Maß erreichen können wie bei einem geladenen Wettbewerb”, so Huber.

Die ÖBB werden den Architekturwettbewerb für die BahnhofCity nach der Entscheidung des Bundesvergabeamts jetzt wohl dennoch ausschreiben. Verzögerungen für den Hauptbahnhof erwarte er keine. Der Wettbewerb sei mit einem genügend großen Zeitpolster erfolgt. Auch die Mehrkosten würden im marginalen Bereich liegen. “Es wird den Steuerzahler nicht besonders treffen”, so Huber.

Die ÖBB wollen den Hauptbahnhof (budgetierte Kosten: 886 Mio. Euro) im Jahr 2013 offiziell eröffnen. Auch die BahnhofCity samt 100-Meter-Hochhaus für die ÖBB-Zentrale, Einkaufszentrum und Garage soll bis dann fertig sein. Den Vollbetrieb des Bahnhofs samt Abschluss des gesamten Gleisprojekts streben die ÖBB für 2015 an. Künftig sollen täglich mehr als 1.000 Züge und 145.000 Menschen den Bahnhof frequentieren.

Wie sich die Vergabeamts-Entscheidung auf andere Projekte der ÖBB-Immobilien auswirken wird, ist noch unklar. Die ÖBB prüften jetzt eine Beschwerde beim Verwaltungsgerichtshof (VwGH), “um ein für alle Mal zu klären, ob wir in diesem Segment dem Bundesvergabegesetz unterliegen oder nicht”, so Huber.

Der ÖBB-Holding-Vorstand war zuletzt auch wegen anderer Immobilien-Deals, Finanztransaktionen, Erfolgsprämien und privater Geschäfte unter öffentlichen Beschuss geraten. Zusätzlichen Druck durch die Hauptbahnhof-Probleme erwartet Huber nicht: “Wer so viel Kritik einstecken musste, dem kann das Bundesvergabeamt keinen großen Kummer mehr bereiten.”

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