AA

Ausländer auf Tahrir-Platz in Kairo zu Tode geprügelt

©AP
In der ägyptischen Hauptstadt Kairo ist am Donnerstag nach Angaben von Rettungskräften und einem Augenzeugen ein Ausländer zu Tode geprügelt worden.
Chronologie der Unruhen
NEU
Maßgebliche Oppositionelle
NEU
Opposition: Wichtigsten Köpfe
Panzereinsatz in Kairo
Weitere Flüge für Österreicher
EU fordert Strafverfolgung
"Kill Switch" für Österreicher?
Nächtliche Eskalation in Kairo
Schüsse über Livestream gehört
Zum Aljazeera-Livestream
CNN-Livestream aus Kairo
YouTube: Videos zu den Unruhen
Kairo-Unruhen: Armee greift ein
Ausländische Reporter gejagt

Demnach befand sich der Ausländer auf dem Tahrir-Platz, wo Oppositionelle seit Tagen gegen Präsident Hosni Mubarak demonstrieren. Zuvor hatten sich dort Gegner und Anhänger von Mubarak den zweiten Tag in Folge heftige Straßenschlachten geliefert.

Anhänger des politisch bedrängten ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak haben nach einem Bericht des Fernsehsenders Al-Arabiya am Donnerstag Hotels in Kairo gestürmt und Jagd auf ausländische Journalisten gemacht. Vom Regime werden ausländische Medien mit ihrer Berichterstattung für die Unruhen im Land beschuldigt.

In den vergangenen Tagen gerieten Reporter bei den blutigen Protesten auf den Straßen zwischen die Fronten und wurden verfolgt, angegriffen oder verhaftet. Einige verletzten sich und mussten in Krankenhäusern behandelt werden. So wurde etwa auch die ORF-Korrespondentin Nadja Bernhard mit ihrem Kamerateam am Montag vorübergehend am Flughafen von Kairo festgenommen.

Die Situation in Kairo werde dramatischer, sagte der Chefredakteur des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF), Peter Frey, der Nachrichtenagentur dpa. Das ZDF überlegt nach Freys Worten, die in Kairo arbeitenden Journalisten um Büroleiter Dietmar Ossenberg aus der Stadt abzuziehen. Der niederländische Sender Fox hat sich bereits zurückgezogen. Ossenberg war während des “heute-journals” am Mittwochabend von einem Laserstrahl fokussiert worden. “Als nächstes hätte der Schuss folgen können”, sagte Frey.

Der ZDF-Chefredakteur sprach von “gezielten Angriffen auf Journalisten” aus den Reihen der Mubarak-Fraktion. Die Bedrohungen nähmen zu, den Kollegen werde Ausrüstung abgenommen, Kassetten würden entwendet. Dem Fernsehteam des Senders n-tv wurde ebenfalls zeitweise die Ausrüstung weggenommen. Eine auch für das ZDF arbeitende Journalistin kam in Kairo nach 20 Stunden wieder frei. Die Frau war am Mittwoch auf der Fahrt von Alexandria nach Kairo festgenommen und in einem Hochsicherheitstrakt festgesetzt worden.

Die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) beklagte, bei Übergriffen – vor den Hotelstürmungen – seien auch mehrere Berichterstatter geschlagen und ihrer Ausrüstung beraubt worden. Betroffen seien Mitarbeiter von Sendern wie BBC, Al-Jazeera, CNN, Al-Arabiya und ABC News. Auch Polizisten sollen zu den Tätern gehört haben. “Diese Angriffe scheinen Racheakte gegen internationale Medien zu sein, die die Forderungen der Demonstranten nach einem Rücktritt Mubaraks übermitteln”, sagte ROG-Generalsekretär Jean-Francois Julliard.

Ein französischer Reporter des Senders Arte war gemeinsam mit zwei Kollegen bei einem Kontrollpunkt des Militärs festgenommen worden. Den Journalisten wurden laut Arte Handys und Arbeitsmaterial abgenommen. Anschließend wurden sie weggebracht.

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) betonte, die Journalisten an Ort und Stelle dürften an ihrer Berichterstattung nicht gehindert werden. “Journalisten sind kein Freiwild”, sagte der Bundesvorsitzende Michael Konken. Laut DJV musste das ARD-Team am Mittwoch sein Studio verlassen. Ein belgischer Journalist wurde verhaftet, eine französische Journalistin verprügelt. Immer noch befanden sich vier israelische Reporter in Haft. Ein Fotograf der European Pressphoto Agency (EPA) wurde am Kopf verletzt und von Armeesoldaten gerettet.

Ein CNN-Reporter wurde mit seinem Team während laufender Kamera von Straßenkämpfern angegriffen. Die Gruppe versuchte sich unter einem Hagel von Faustschlägen in Sicherheit zu bringen und wurde von einem aufgebrachtem Mob über mehrere Straßenzüge verfolgt. Anhänger Hosni Mubaraks verletzten einen griechischen Journalisten und Fotografen mit einem Messer und schlugen ihn mit Knüppeln. Regimeanhänger riefen: “Mubarak ist kein Problem. Du bist eins!”

Das Internationalen Presseinstitut (IPI) in Wien verurteilte ebenfalls Angriffe. Anthony Mills vom IPI teilte mit: “Wir verurteilen diese Angriffe und fordern alle Parteien dazu auf, Gewalt gegen lokale und ausländische Journalisten zu unterlassen, die lediglich im Interesse der Öffentlichkeit versuchen, von den Demonstrationen und Zusammenstößen zu berichten”. “Insbesondere sind wir über Hinweise besorgt, dass es bei den Angriffen möglicherweise Verbindungen zu den Sicherheitskräften gibt”, sagte Mills weiter.

Bei Straßenschlachten im Zentrum Kairos sind Ärzten zufolge zehn Menschen ums Leben gekommen. Zwei Opfer der Ausschreitungen zwischen Gegnern und Anhängern von Präsident Hosni Mubarak seien durch Schüsse ums Leben gekommen, sagte ein Mediziner in einer Behelfsklinik am Donnerstag. Der Gesundheitsminister hatte zuvor von sechs Toten und mehr als 800 Verletzten gesprochen. Soldaten gelang es auch am Nachmittag nicht, die Gewalt auf dem Tahrir-Platz im Zentrum der Hauptstadt zu stoppen.

  • VIENNA.AT
  • Politik
  • Ausländer auf Tahrir-Platz in Kairo zu Tode geprügelt
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen