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Ausländer in Haiti mit Mord bedroht

Bei gewaltsamen Auseinandersetzungen in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince sind am Freitag mehrere Menschen ums Leben gekommen. Auch Geschäfte wurden geplündert.

Unterdessen beginnt die Unterstützung der USA für den massiv unter Druck stehenden haitianischen Präsidenten Jean-Bertrand Aristide zu bröckeln.

US-Außenminister Colin Powell sagte am Donnerstag in Washington, Aristide sollte sorgfältig überlegen, ob er weiterhin Präsident bleiben könne. In Haiti vertrieben am Donnerstag bewaffnete Rebellen die Polizei aus der drittgrößten Stadt des Landes, Les Cayes. In der Hauptstadt Port-au-Prince drohten militante Anhänger Aristides Ausländern mit dem Tod, falls ihr Präsident gestürzt werden sollte.

„Ob er in der Lage ist, effektiv als Präsident weiter zu machen, sollte er prüfen. Ich hoffe, er prüft dies sehr sorgfältig und berücksichtigt die Interessen des haitianischen Volkes“, sagte Powell. Er betonte allerdings, Aristide sei demokratisch gewählt worden. Am Mittwoch hatte schon Frankreichs Außenminister Dominique de Villepin einen Rücktritt Aristides nahe gelegt.

Auch der UNO-Sicherheitsrat befasste sich am Donnerstag mit der Lage in der Karibikrepublik. Einer multinationalen Schutztruppe will er aber erst ein Mandat erteilen, wenn eine politische Lösung erreicht ist. UNO-Generalsekretär Kofi Annan ernannte den langjährigen Diplomaten John Reginald Dumas (68) aus Trinidad und Tabago zu seinem Sonderbeauftragten für Haiti.

Seit Beginn des Aufstandes vor drei Wochen haben die Rebellen rund die Hälfte des verarmten Karibikstaates unter ihre Kontrolle. Bei Kämpfen wurden etwa 80 Menschen getötet, darunter 40 Polizisten. Von der Polizeitruppe, der offiziell einmal rund 4.000 Mann angehörten, ist nicht mehr viel zu sehen. Auch in Port-au-Prince würde sie den Rebellen wohl kaum Widerstand leisten.

Hunderte jugendliche bewaffnete Aristide-Anhänger begannen aber, mit Planierraupen und Gabelstaplern Barrikaden vor dem Präsidentenpalast zu errichten. Sie beschimpften auch die ehemalige Kolonialmacht Frankreich, die Aristide den Rücktritt nahe gelegt hat. „Wenn Aristide geht, schneidet ihnen die Köpfe ab und brennt ihre Häuser nieder“, riefen sie in Anlehnung an einen Spruch des haitianischen Generals Jean-Jacques Dessalines, der vor 200 Jahren die Franzosen vertrieben und die Sklaverei beendet hatte.

Der Exodus der Ausländer aus Haiti hielt unterdessen an. Die Vereinten Nationen brachten am Donnerstag 100 Mitarbeiter mit ihren Familien in Sicherheit. Die Maßnahme bedeute nicht, dass das gesamte UN-Personal aus dem Karibikstaat abgezogen werde, hieß es. Es gebe noch immer Mitarbeiter für Notfallsituationen.

Auch die spanische Regierung brachte zehn Spanier und vier weitere Ausländer bis zum Abend außer Landes. US-Marineinfanteristen eskortierten Busse zum Flughafen. Auch andere Staaten wie Brasilien und Kanada schickten Soldaten vor allem zur Sicherung der Evakuierungen und ihrer Botschaften nach Haiti.

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