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Ausgang der Euro-Abstimmung völlig offen

Einen Tag vor dem für Sonntag angesetzten Referendum über die Einführung des Euro in Schweden ist das Rennen Umfragen zufolge offenbar völlig offen.

Eine am Samstag veröffentlichte Umfrage zeigte knapp die Befürworter vorne, laut einer anderen waren weiter die Gegner voran. Drei Tage nach dem Messerattentat auf die schwedische Außenministerin Anna Lindh veröffentlichten schwedische Boulevardzeitungen Fotos des mutmaßlichen Mörders.

Laut der Gallup-Umfrage, deren Ergebnisse am Samstag von der Tageszeitung „Expressen“ und dem Sender TV4 veröffentlicht wurden, lagen die Euro-Befürworter bei 43 und die Gegner bei 42 Prozentpunkten. Nach einer Umfrage des Temo-Instituts, die von der Zeitung „Dagens Nyheter“ in Auftrag gegeben und ebenfalls am Samstag veröffentlicht wurde, hielten hingegen die Euro-Gegner mit 46 Prozentpunkten ihren Vorsprung vor den Europa-Befürwortern, die danach auf 40 Prozentpunkte kommen. Bereits am Freitag hatten zwei nach dem Lindh-Mord durchgeführte Umfragen einen Gleichstand der Euro-Gegner und -Befürworter bzw. einen elfprozentigen Vorsprung der Euro-Gegner ergeben.

Die Gallup-Umfrage datiert vom 11. September. Die Temo-Umfrage wurde nach dem Bekanntwerden der Nachricht vom Tod der schwedischen Außenministerin Anna Lindh durchgeführt. In der Zeitung wurde der Anstieg der Unentschiedenen auf 15 Prozent, vor allem bei Frauen und Mitgliedern der Sozialdemokratischen Partei, mit dem Mordanschlag an Lindh in Zusammenhang gebracht. Die Sozialdemokratin Lindh galt als entschiedene Europa-Befürworterin. Monatelang lagen die Euro-Gegner in allen Umfragen klar in Führung.

Bei den Bildern aus Überwachungskameras des Stockholmer NK-Kaufhauses wurde jeweils das Gesicht unkenntlich gemacht. Fahndungssprecher Mats Nylen erklärte, die Veröffentlichung der Bilder sei aus Sicht der Polizei „sehr unglücklich“, weil Zeugen beeinflusst werden könnten. Zur Echtheit der Bilder wollte er sich nicht äußern. Bei den Aufnahmen handelt es sich offiziellen Angaben zufolge um Aufnahmen aus einer anderen Etage des Kaufhauses. Der Angriff selbst wurde nicht gefilmt. Nylen bestätigte, dass die Fahnder eine Gruppe von fünf bis zehn Männern aus dem Kreis drogenabhängiger und gewalttätiger Kleinkrimineller in Stockholm als „interessant“ eingestuft haben.

Die EU-Finanzminister gedachten am Samstag zu Beginn ihrer Sitzung im italienischen Stresa der Verstorbenen mit einer Schweigeminute. Ministerpräsident Göran Persson die sieben Millionen Stimmberechtigten zu einer möglichst hohen Wahlbeteiligung auf. Dies sei die einzig richtige Antwort auf das Attentat gegen Lindh, sagte der sozialdemokratische Regierungschef im Rundfunk. Am Vorabend hatten in ganz Schweden 100.000 Menschen an Gedenkkundgebungen für Lindh teilgenommen. Allein in Stockholm versammelten sich 50.000 Menschen in der Innenstadt nur knapp 100 Meter von dem Kaufhaus entfernt, in dem der Attentäter die 46-jährige Mutter zweier kleiner Kinder niedergestochen hatte. Lindh soll privat im Familienkreis beigesetzt werden.

Der schwedische Finanzminister Bosse Ringholm bezeichnete es unterdessen als reine Spekulation, ob der Mord an der Ministerin sich bei der Volksabstimmung als Faktor für die eine oder andere Seite auswirken werde. Er schloss aber nicht aus, dass die neue und dramatische Situation in Schweden der Beteiligung an der Abstimmung zugute kommen könnte. Analysten äußerten die Auffassung, sollte sich der Mord als politisch motiviert heraus stellen, könnte dies einen Umschwung zugunsten der Europa-Befürworter mit sich bringen, obwohl neun von zehn Befragten erklärt hätten, sie würden sich bei ihrer Entscheidung nicht von der Trauer um Lindh beeinflussen lassen.

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