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Auschwitz-Befreiung: Van der Bellen gedenkt in Polen

Van der Bellen nahm an der Gedenkveranstaltung zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz teil.
Van der Bellen nahm an der Gedenkveranstaltung zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz teil. ©AP
Bundespräsident Alexander Van der Bellen nimmt heute bei der Holocaust-Gedenkveranstaltung auf dem Gelände des ehemaligen NS-Vernichtungslager Auschwitz teil.
Regierung gedenkt Opfer des Holocaust

Bundespräsident Alexander Van der Bellen ist am Montag nach Polen gereist, wo er am Nachmittag an der internationalen Gedenkveranstaltung zum 75. Jahrestags der Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz teilnimmt. Für die Zeremonie kündigten sich Vertreter aus etwa 50 Staaten, darunter Israels Staatschef Reuven Rivlin, an. Rund 120 Auschwitz-Überlebende nehmen ebenfalls daran teil.

Prominente Gäste bei Veranstaltung in Auschwitz

Auf der Gästeliste stehen zudem der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der spanische König Felipe VI. und der niederländische König Willem-Alexander. Für die USA nimmt Finanzminister Steven Mnuchin, für Frankreich Premierminister Édouard Philippe und für Großbritannien die Ehefrau von Prinz Charles, Herzogin Camilla, anstelle des Thronfolgers selbst teil. Auch der russische Präsident Wladimir Putin bleibt dem Gedenkakt in Polen fern, er lässt sich von Botschafter Sergej Andrejew vertreten. Hintergrund ist ein Streit zwischen Warschau und Moskau über die richtige Geschichtserzählung.

Erster Besuch von Van der Bellen in Auschwitz

Begleitet wird Van der Bellen nach Polen von seiner Frau Doris Schmidauer, EU-Ministerin Karoline Edtstadler, IKG-Präsident Oskar Deutsch sowie dem Auschwitz-Überlebenden Viktor Klein. Es ist der erste Besuch des Bundespräsidenten in Auschwitz. Beim internationalen Holocaust-Gedenken in Israel wenige Tage zuvor hatte er daran erinnert, dass Österreich "Mitverantwortung an der Shoah" trage. "Dem Andenken der Opfer der Shoah werden wir nur gerecht, wenn wir dafür sorgen, dass Menschenverachtung, Sündenbockdenken und Gewalt niemals wieder als politisches Instrument eingesetzt werden", hatte Van der Bellen gemahnt.

Das nationalsozialistische Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau im von Hitler-Deutschland besetzten Polen gilt weltweit als Symbol für den Holocaust. Nach Auschwitz wurden Schätzungen zufolge mindestens 1,3 Millionen Menschen deportiert. 1,1 Millionen von ihnen wurden ermordet, davon 90 Prozent Juden. Die Nazis und ihre Helfershelfer ermordeten während des Holocaust insgesamt rund sechs Millionen Juden - darunter mehr als 65.000 Juden aus Österreich.

Van der Bellen: Besuch nicht leicht

Er empfinde "tiefes Entsetzen" darüber, was im KZ Auschwitz den Menschen angetan wurde. Von den 1,1 Millionen Menschen ermordeten Menschen seien die meisten Jüdinnen und Juden gewesen, so der Bundespräsident und betonte weiter: "Auschwitz steht auch für den Völkermord an den Roma und Sinti, für die Ermordung von Homosexuellen, von Menschen mit Behinderungen, politisch Verfolgten, Widerstandskämpfern, Deserteuren, Vertretern der polnischen Intelligenz, von Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion und unzähligen Menschen aus ganz Europa." Opfer der "nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie" seien auch Zehntausende Menschen aus Österreich gewesen.

Gleichzeitig, so Van der Bellen, "empfinde ich Scham". Viele Österreicherinnen und Österreicher hätten bei dem "barbarischen Verbrechen" als Täterinnen und Täter "mitgewirkt". "Allzu viele Landsleute liefen mit, schauten weg, zu wenige leisteten Widerstand", kritisierte der Bundespräsident. Er erinnerte: Der "Antisemitismus und Rassismus der Nationalsozialisten ist nicht vom Himmel gefallen", sondern sei "schon zuvor in der österreichischen Gesellschaft sehr stark präsent" gewesen.

"Menschenwürde ist unteilbar"

Es sei "unser gemeinsamer fester Wille und unsere Pflicht", jedem Aufkeimen von Menschenverachtung, Rassismus und Antisemitismus in der Gegenwart, jeder Herabwürdigung und jedem Angriff auf Minderheiten entschieden entgegenzutreten sowie Grund- und Freiheitsrechte kompromisslos zu verteidigen, plädierte Van der Bellen. "Denn die Menschenwürde ist unteilbar."

Er appellierte, am "Beginn anzusetzen". Wenn Menschen zu Außenseitern gemacht, Minderheiten angegriffen werden, "dann müssen wir gemeinsam dagegen auftreten", betonte der Bundespräsident. "Da ist Zivilcourage gefragt."

Im Rahmen seines Polen-Besuchs wird Van der Bellen am Dienstagvormittag zu einem bilateralen Gespräch mit seinem polnischen Amtskollegen Duda zusammenkommen. In dessen Beisein wird der Bundespräsident auch das Österreichische Generalkonsulat in Krakau offiziell eröffnen.

(APA/red)

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