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Ausbreitung des Coronavirus verläuft nicht immer gleich

Simulationen zur weiteren Verbreitung des Coronavirus sind schwierig.
Simulationen zur weiteren Verbreitung des Coronavirus sind schwierig. ©APA/AFP/SAM PANTHAKY
Bei der Verbreitung des Coronavirus in Deutschland, Italien und Österreich gibt es diverse Unterschiede. "Wir haben in Österreich bisher zufällige Ereignisse", so ein Simulationsexperte.

Die täglichen "Situationsberichte" der Weltgesundheitsorganisation zeigen starke Unterschiede in der Verbreitung des Coronavirus. Während in Italien auf 100.000 Einwohner schon über zwölf Infizierte kommen, sind es in Österreich und Deutschland weniger als zwei. Der auf Simulationsrechnungen spezialisierte Mathematiker Niki Popper von der TU-Wien warnt aber vor einer Überinterpretation der Daten.

Coronavirus-Verbreitung: "Bisher zufällige Ereignisse"

Die Unterschiede im Verlauf der Infektionszahlen wirken frappierend: Während Deutschland am Dienstag - also 43 Tage nach der ersten bestätigten Infektion mit dem Covid-19-Virus - bei 1,5 Infizierten pro 100.000 Einwohnern stand, waren es in Österreich bereits knapp 1,8 (157 Fälle). Dies allerdings nur 14 Tage nach dem ersten bestätigten Fall in Österreich. Ganz anders im benachbarten Italien: Dort waren es Stand Dienstag bereits über 15 Infizierte pro 100.000 Einwohner.

Der Simulationsexperte Popper warnt aber davor, aus solchen Zahlen unmittelbare Rückschlüsse darauf zu ziehen, ob der Ausbruch bzw. die Eindämmung in einem Land tatsächlich anders verläuft als im anderen. "Wir haben in Österreich bisher zufällige Ereignisse - also eine zufällige Zahl von Datenpunkten mit den Menschen, die erkrankt sind, weil sie etwa in Italien waren", sagt der Mathematiker im Gespräch mit der APA. Das epidemische Verhalten habe hierzulande gerade erst begonnen.

Diverse Faktoren sorgen für unterschiedliche Krankheitsverläufe

In Deutschland war die Situation über lange Zeit hinweg ähnlich, da die ersten Fälle in einer Firma in Bayern auftraten, wo das Auftreten sehr gut eingedämmt werden konnte. Geht das nicht, kommt es rasch zu lokalen Effekten, wie etwa aktuell im Fall jener Bar in Ischgl (Tirol), wo sich mehrere Personen angesteckt haben. Simulationen der weiteren Verbreitung sind daher schwierig. "Diese Effekte wirken sich in beliebiger Richtung aus. Das heißt, mit solchen Hochrechnungen kann man sich momentan alles ausrechnen", so Popper, der Simulationen über die Ausbreitung von Erkrankungen entwickelt.

Wo es tatsächlich signifikante Unterschiede im Krankheitsverlauf gebe, könne das an verschiedenen Faktoren liegen: An unterschiedlichen Krankheitsverläufen, der Alterszusammensetzung in einer Region oder eben an den ergriffenen Maßnahmen zur Eindämmung. "Das ist die Stellschraube, die wir haben", sagte Popper. Bei all den Fragezeichen sei klar, was zur Eingrenzung beitrage: Hygiene, die Einschränkung unnötiger Kontakte zwischen Personen sowie die Isolierung von "Clustern" mit gehäuften Infektionen.

Die Daten der Technischen Universität (TU) Wien und des von Uni-Mitarbeitern gegründeten Modellierungs- und Simulations-Unternehmens dwh zeigen denn auch, dass bei einer Reduktion der Kontakte um 25 Prozent der Ausbreitungs-Höhepunkt einer Infektion um deutlich mehr als ein Drittel reduziert wird. Bei 50 Prozent weniger Kontakten liege der Höhepunkt bei unter 30 Prozent des sonst zu erwartenden Niveaus, so der Forscher.

(APA/Red)

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