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Ausbau der Kinderbetreuung soll Fachkräftemangel reduzieren

Der IV-Präsident sieht den Hebel gegen den Fachkräftemangel bei der Beschäftigung von Frauen.
Der IV-Präsident sieht den Hebel gegen den Fachkräftemangel bei der Beschäftigung von Frauen. ©APA/GEORG HOCHMUTH
Viele Unternehmen in Österreich haben derzeit Probleme mit einem Fach- und Arbeitskräftemangel. Um diesem entgegenzuwirken, soll laut IV-Chef Georg Knill die Kinderbetreuung ausgebaut werden.

Die österreichische Wirtschaft kämpft derzeit nicht nur mit den Folgen der Energiekrise, auch der Fach- und Arbeitskräftemangel stellt die Unternehmen vor Herausforderungen. Eine Lösung sieht der Präsident der Industriellenvereinigung (IV), Georg Knill, im Ausbau der Kinderbetreuungsmöglichkeiten. "Das wäre ein gutes Investment, auch volkswirtschaftlich gesehen", sagte Knill im Gespräch mit der APA. Denn vor allem für Frauen gebe es am Arbeitsmarkt noch großes Potenzial.

IV-Chef Knill ortet bei Kinderbetreuung "Riesenmanko"

Diesen sei es häufig nicht oder nur begrenzt möglich, einer Arbeit nachzugehen, so Knill, der bei den Betreuungsmöglichkeiten in Österreich ein "Riesenmanko", vor allem abseits der Städte, ortet. "Das funktioniert in anderen Ländern viel besser." Um der Knappheit zu begegnen, müsse man außerdem versuchen, mehr Personen von Teilzeit in die Vollzeit zu bringen, ein Thema, das nicht nur Frauen betreffe. Diesbezüglich gelte es Anreize zu schaffen, vor allem für "Jüngere und Ältere". Geht es nach Knill, sollte auch die Lehre, die gesellschaftlich immer noch weitgehend negativ besetzt sei, attraktiviert werden. "Die Lebenseinkommenskurven von Lehrlingen stehen jenen von Akademikern um nichts nach", gab der IV-Präsident zu bedenken.

Eine Reduktion der Arbeitsstunden, wie diese von mancher Seite gefordert werde, lehnt Knill ab. So würde bereits eine Verringerung der Normalarbeitszeit von 38,5 auf 35 Wochenstunden die Personalkosten um 18 Prozent verteuern, rechnete er vor. Außerdem führe die Energiekrise dazu, dass Österreich schon aktuell massiv an Wettbewerbsfähigkeit einbüße. Passe man die Arbeitszeit in diese Richtung an, "dann ist die Industrie rasch nicht mehr in Europa und in Österreich".

Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte wird nur "punktuelle Linderung" bringen

Von der Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte, die am kommenden Samstag in Kraft tritt, erwartet sich Knill nur "punktuell Linderung für manche Unternehmen". Für größere, international tätige Firmen, die etwa in Ländern wie Malaysia, Indien oder Mexiko Mitarbeiter rekrutieren, schaffe die Reform gewiss Abhilfe. "Aber zu hoffen, dass jetzt Tausende aus der ganzen Welt kommen, das wird es nicht sein." Man müsse erkennen, dass die Lage am Arbeitsmarkt auch in vielen anderen Regionen angespannt sei.

Knill skeptisch gegenüber Novelle der Arbeitslosenversicheurng

Skeptisch gibt sich Knill mit Blick auf die Novelle der Arbeitslosenversicherung, die derzeit innerhalb der türkis-grünen Regierung verhandelt wird. So sei zwar immer von einem degressiven Modell beim Arbeitslosengeld die Rede, andererseits seien schon "die Pflöcke eingeschlagen worden", dass die Ersatzraten nicht unter 50 Prozent des Letzteinkommens gehen. Angesichts dessen müsse man sich fragen, "ob die Reform jene Effekte bringt, die man sich wünscht, nämlich einen größeren Zulauf zum regulären Erwerbsleben". Letztlich gehe es um ein abgerundetes Gesamtpaket, bei dem Arbeitsanreize im Vordergrund stehen müssten, um eine "Win-Win-Situation" für die Wirtschaft und die betroffenen Personen zu schaffen.

Lobend hob der IV-Präsident die Entwicklung der Lohnnebenkosten hervor. "Da hat es in den letzten Jahren doch einige Schritte gegeben, wenn auch nur kleine." Knill erwähnte etwa die zuletzt seitens der Regierung beschlossene Senkung von 0,3 Prozent, die summa summarum für die Unternehmen doch einige Millionen bringen würde. Trotzdem sieht er noch Luft nach oben: "Im Vergleich zu Deutschland haben wir in Österreich immer noch 3 Prozentpunkte mehr an Lohnnebenkosten." Mit weiteren Entlastungspaketen in diese Richtung rechne er in naher Zukunft aber nicht.

Kein Anstieg bei Arbeitslosigkeit erwartet

Ob wegen der Gaskrise einmal mehr großflächig Kurzarbeit in der Industrie ausgerollt werden muss, hängt für Knill von der Ausgestaltung der Hilfen ab. "Wenn es jetzt nicht deutliche Signale gibt, sind die Unternehmen gezwungen, Maßnahmen zu setzen." Die Problematik um den Fach- und Arbeitskräftemangel werde sich durch die krisenbedingt zu erwartende Eintrübung der Konjunktur jedenfalls nicht lösen. Auch einen größeren Anstieg bei den Arbeitslosenzahlen erwarte er nicht - dazu sei der Überhang an offenen Stellen zu groß. "Es wird sich die Lage normalisieren, selbst bei Wirtschaftsrückgang", ist Knill überzeugt.

(APA/Red)

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