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Aus Liebe: Stück über Axtmord in Wien-Hietzing wird uraufgeführt

Sandra Cervik spielt die Hauptrolle in Peter Turrinis Stück.
Sandra Cervik spielt die Hauptrolle in Peter Turrinis Stück. ©APA
Ein Doppelmord in Wien-Hietzing aus dem Jahre 2008 wurde in Peter Turrinis Theaterstück "Aus Liebe" aufgegriffen. Der Täter sagte damals im Verhör, er habe seine Frau und Tochter "aus Liebe" mit einer Axt getötet. "Aus Liebe" lautet auch der Titel des nicht unumstrittenen Stückes, das ab der kommenden Woche im Theater in der Josefstadt gezeigt wird.

Ein weitgehend verstummter Parlamentsmitarbeiter, ein Baumarktverkäufer, der sich heimlich mit Kollegen trifft, um sich den Frust aus dem Leib zu schreien, eine vereinsamte Witwe, die Zweisamkeit sucht und sich dabei in der Konditorei an den Mehlspeisen wildfremder älteren Herren bedient, ein mit allen Mitteln ums Überleben kämpfender Pressefotograf, ein verwirrter Tschetschene, ein abgebrühter Kriminalinspektor – es ist ein breites gesellschaftliches Spektrum, das Peter Turrini in seinem neuen Stück versammelt. Am 16. Mai wird “Aus Liebe” im Theater in der Josefstadt uraufgeführt.

Aus Liebe – Die Frage nach dem Warum

“Aus Liebe.” So lautet im Verhör die Antwort des bis zum Mord völlig unauffälligen Täters auf die Frage, warum er seine Frau umgebracht habe. Die “Warum”-Frage stelle sich immer nach einer derartigen Tat, “und alle versuchen, eine Antwort darauf zu finden: die Psychiater, die Journalisten, die Richter und manchmal sogar der Täter selbst”, schreibt Turrini zu seinem Stück. “Ich möchte mich der großen Frage nach dem ‘Warum’ mit scheinbar kleineren Fragen nähern. Vielleicht erfährt man etwas über das Zentrale, das Mörderische, indem man die Peripherie abschreitet? Und vielleicht ist unsere Gesellschaft eine generell ‘mörderische’? Vielleicht verbergen sich hinter den sichtbar gewordenen Taten von wenigen die verborgenen Abgründe von vielen?”

Axtmord in Wien-Hietzing als Vorlage

Ausgehend von einer realen Tat, die 2008 für großes Aufsehen sorgte, wollte sich der 68-jährige Autor schon lange mit der Vorgeschichte bzw. den Bedingungen solcher scheinbar aus dem “Nichts” kommender Gewalttaten beschäftigen. 37 Fassungen des ursprünglich für März 2010 angekündigten Stückes soll es gebraucht haben, bis Peter Turrini und sein Uraufführungs-Regisseur Herbert Föttinger gleichermaßen zufrieden waren.

 “Entweder ich landete in der Nähe einer Kriminalstory, eines literarisierten ‘Tatorts’, was ich nicht wollte. Oder es ging mir zu psychologisch zu, und auch das erschien mir als Verharmlosung einer zunehmend brutalisierenden Welt, weil damit alles einer einzigen Person aufgebürdet wurde”, schilderte Turrini im Interview mit der Fachzeitschrift “Bühne”. Geworden ist es nun ein personenreiches Stück aus 22 Kurzszenen, die innerhalb eines einzigen Tages spielen. Sogar der liebe Gott (Kurt Sobotka hat den Schöpfer schon vor 10 Jahren im “Liliom” bravourös gespielt) tritt persönlich auf. Auch er hat schon einmal bessere Zeiten gesehen.

Fünfte Turrini-Inszenierung in der Josefstadt

Während Josefstadt-Direktor Föttinger mit “Aus Liebe” seine fünfte Turrini-Inszenierung seiner 2006 angetretenen Amtszeit vorlegt, spielt seine Gattin Sandra Cervik das Opfer, die Frau des amoklaufenden Parlamentsmitarbeiters, die das große Nichts, das ihren Mann (gespielt von Ulrich Reinthaller) zerfrisst, ahnt, mit ihren verzweifelten Gesprächsversuchen jedoch scheitert. Ein Werkgespräch zur Entstehung des Stücks gibt es schon am Vorabend der Uraufführung: Cervik, Föttinger und Turrini sind zu Gast im Kremser Archiv der Zeitgenossen, wo Turrinis Vorlass betreut wird.

Weitere Vorstellungen gibt es am 17., 18., 19., 23., 27., 28. Mai. (APA)

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