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Auge um Auge - Kritik und Trailer zum Film

Das Leben der beiden Brüder Russell und Rodney ist schmucklos und hart. Was der eine sich mühsam in einem Stahlwerk in einer Kleinstadt in den USA erarbeitet, verspielt der andere wieder bei Wetten oder ertränkt seine Sorgen in Alkohol. Als Rodney nach einem illegalen Box-Kampf spurlos verschwindet und sogar sein Tod befürchtet wird, entwickelt sich Russells Bruderliebe in rasende Wut und es gilt der alttestamentarische Grundsatz: Auge um Auge.

Wenn zu trostlosen Bildern einer heruntergekommenen US-Fabrikstadt der todtraurige Pearl-Jam-Song “Release” ertönt, sollte klar sein: Der folgende Film wird keinen Sonnenschein verbreiten. “Auge um Auge” (ab 4. April im Kino) ist dann auch eine düstere Geschichte mit tragischen Figuren. 

“Auge um Auge”: Kurzinhalt des Films

Als Rachethriller wird der von Leonardo Di Caprio und Ridley Scott produzierte Streifen vermarktet. Der plumpe deutsche Titel “Auge um Auge” (im Original: “Out Of The Furnace”) unterstützt diesen falschen Ansatz. Regisseur Scott Cooper (“Crazy Heart”) inszenierte vielmehr ein beklemmendes Drama, wenig Hollywood-konform, langsam im Tempo, mit intensiven Bildern, brutal und ohne Happy End – wie die Bücher von Frank Bill, Donald Ray Pollock oder anderen Vertretern des Southern Gothic angesiedelt im Süden Amerikas, bevölkert von “Hinterwäldlern”, Meth-Konsumenten, gescheiterten Existenzen, denen es auch beim besten Willen nicht gelingt, aus dem Teufelskreis aus Gewalt, Verlust und falschen Handlungen auszubrechen.

Bereits im Epilog – der Vorspann zeigt eine Prügelei in einem Autokino – wird deutlich, dass der Drogenhändler, Bandenführer und Initiator von Faustkämpfen, Harlan deGroat (teuflisch: Woody Harrelson), keine Emotionen und nur Hass und Gewalt kennt. Wer mit ihm zu tun bekommt, wird von seiner negativen Energie zerfressen. Das bekommen die Brüder Rodney (Casey Affleck) und Russell Baze (Christian Bale) zu spüren.

Kritik zu “Auge um Auge”

“Out Of The Furnace” erzählt von der Bindung zwischen den Brüdern, ihren grundsätzlich unterschiedlichen Einstellungen zum Leben in wenig lebensfreundlicher Umgebung, von verlorenem Liebesglück und wie ein Moment alles verändern kann. Die Besetzung ist grandios (neben Bale, Harrelson und Affleck spielen Forest Whitaker, Zoe Saldana, Sam Shepard und William Dafoe), die Stimmen der Charaktere sind rau wie die Landschaftsaufnahmen, die Häuser bröckeln, den bedrohlich rauchenden Stahlofen glaubt man zu riechen. Kameramann Masanobu Takayanagi fängt Gesichter wiederholt in Großaufnahmen ein und lässt sie ohne Dialog sprechen.

Die Resonanz in Amerika war sehr gespalten, kein Wunder. Sehr viel an harten Brocken hat Cooper in sein Werk gepackt, dem leichte Momente gänzlich fehlen. Stellweise wirkt der Film zu “gewollt”, zu konstruiert. Noch dazu wandelt er zwischen Genres: Sozialstudie? Beziehungsfilm? Thriller? Gesellschaftskritik? Alles zusammen? “Release me”, fleht Pearl-Jam-Sänger Eddie Vedder noch einmal im Abspann. Sein Ruf bleibt – zumindest was diesen Film betrifft – ungehört.

Trailer zum Kinofilm:

(APA/Red)

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