AA

Aufs Auto angewiesen: Österreicher fahren trotz hoher Spritpreise

Weil viele Österreicher auf ihr Auto angewiesen sind, fahren sie trotz hoher Spritpreise weiter.
Weil viele Österreicher auf ihr Auto angewiesen sind, fahren sie trotz hoher Spritpreise weiter. ©APA/HERBERT PFARRHOFER (Symbolbild)
Die Spritpreise in Österreich sind 2022 stark angestiegen und haben erstmals die 2-Euro-Marke übersprungen. Trotzdem fährt die Mehrheit der Bevölkerung weiter mit dem Auto, weil sie darauf angewiesen sind.

In einer Studie zu diesem Thema hat Invenium Data Insights, eine Tochter der A1 Telekom Austria Group, für den ÖAMTC anhand anonymisierter Mobilfunkdaten analysiert, welche Auswirkungen diese Mehrbelastung auf den motorisierten Individualverkehr hatte. Der Mobilitätsclub zieht aus der Analyse drei wesentliche Schlussfolgerungen. Erstens: Die große Mehrheit der Bevölkerung fährt – trotz hoher Spritpreise – weiter mit dem Auto, weil sie darauf angewiesen ist. Zweitens: Autofahrer:innnen reagieren auf hohe Spritpreise mit einer deutlich langsameren Fahrweise. Drittens: Bei der Öffi-Nutzung ist eine Zunahme gegenüber 2019 zu beobachten, allerdings vor allem im Freizeit-Bereich und bei Businessreisen.

Insbesondere im April, Mai und Juni 2022 sei die Entschleunigung überproportional gewesen. Und Montag und Freitag sind demnach starke Homeofficetage. Beim öffentlichen Verkehr gebe es eine höhere Nutzung als im Vor-Corona-Jahr 2019.

Teurer Sprit hat keinen Einfluss auf Fahrtweiten

"Unsere Analyse zeigt, dass die gestiegenen Spritpreise zu keiner signifikanten Reduktion der Fahrtweiten geführt haben", erklärt Michael Cik, Verkehrswissenschafter und Co-Gründer von Invenium. "Vielmehr haben die Corona-Pandemie und daraus entstandene Effekte wie Quarantäne, Homeoffice und virtuelle Kommunikation für einen Rückgang gesorgt – speziell im Zeitraum 2021 bis April 2022." Ab September 2022 näherten sich die Werte trotz immer noch teurer Kraftstoffe wieder jenen von November 2019 an. Ein möglicher Grund dafür könnten für Cik die steigenden Energiekosten sein, die den eigentlichen Arbeitsplatz wieder attraktiver machen.

Hohe Spritpreise: Viele Österreicher sind auf das Auto angewiesen

Bernhard Wiesinger, Leiter der ÖAMTC-Interessenvertretung, führt dazu aus: "Diese Zahlen belegen, dass viele Menschen nach wie vor auf den Pkw angewiesen sind. Vor allem Pendler:innen aus dem ländlichen Raum haben häufig keine Alternative. Umso wichtiger ist eine rasche Entlastung, etwa durch eine Senkung der Mineralölsteuer, die Erhöhung des amtlichen Kilometergeldes und eine Reform der Pendlerpauschale."

Öffi-Nutzung in der Freizeit gestiegen

"Die Studie zeigt auch einen Anstieg der Öffi-Nutzung gegenüber 2019, der aber vor allem auf Freizeitfahrten zurückzuführen ist", erläutert Cik. "Das Klimaticket hatte hier also einen sichtbaren Effekt."

Für einen massiven Umstieg von Pendler:innen fehlt aus Sicht des ÖAMTC jedoch nach wie vor ein attraktiveres ÖV-Angebot. Taktung, Verfügbarkeit und die Bewältigung der "letzte Meile" müssen weiter verbessert werden. "Für die Planung eines bedarfsgerechten öffentlichen Verkehrs sollten systematisch anonymisierte Mobilfunkdaten, aber auch die Eingaben in den Pendler:innenrechner, genutzt werden", fordert Wiesinger.

Spritsparen durch Temporeduktion beim Autofahren

"Im Sommer 2022 war erstmalig eine Reduktion der durchschnittlichen Reisegeschwindigkeit aufgrund gestiegener Spritpreise zu beobachten. Zurückzuführen ist das auch auf die in diesem Zeitraum verstärkt kommunizierten Spritspar-Empfehlungen von Fachorganisationen", erklärt Verkehrswissenschafter Cik. Seit September 2022 wird hingegen wieder etwas schneller – wenngleich immer noch unter der Durchschnittsgeschwindigkeit von 2019 – gefahren. Gründe dafür sind laut Cik der mittlerweile wieder steigende Pendler:innenverkehr, leicht sinkende Preise an den Zapfsäulen, aber auch eine gewisse Gewöhnung an die hohen Spritkosten.

(APA/Red)

  • VIENNA.AT
  • Österreich
  • Aufs Auto angewiesen: Österreicher fahren trotz hoher Spritpreise
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen