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Aufruf zur Mäßigung

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Einen Aufruf zur Mäßigung hat am Freitag Bundespräsident Heinz Fischer an die wahlkämpfenden Parteien gerichtet. Man müsse schließlich auch nach der Wahl noch miteinander reden können.

Am Tag nach der mit Spannung erwarteten TV-Konfrontation zwischen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und SP-Chef Alfred Gusenbauer meinte der Präsident, „nicht nur der 1. Oktober, auch der 2. Oktober kommt ganz bestimmt“. Es dürfe nicht zu viel zwischenmenschliches Porzellan zerschlagen werden. Im Kanzlerduell vom Donnerstagabend sahen Polit-Experten keinen eindeutigen Sieger, die Grünen bemängelten fehlenden „Pep“, von einem „Schaulaufen“ sprach das BZÖ.

Fischer erklärte am Freitag in Richtung der Großparteien SPÖ und ÖVP, er schätze in einer Auseinandersetzung „weder den Begriff ’Napalm’, noch den Versuch, eine demokratische Partei pauschal im Sumpf eines Bankenskandals untergehend darzustellen“. In den Wahlkampf wolle er sich zwar nicht einmischen, es gehe ihm aber darum, eine „Beschädigung der auch in der Politik unverzichtbaren zwischenmenschlichen Beziehungen“ zu verhindern. Scharfe Kritik äußerte Fischer auch am vorherrschenden Anti-Ausländer-Wahlkampf, ohne dabei FPÖ und BZÖ beim Namen zu nennen.

Keinen eindeutigen Sieger konnten die Meinungsforscher nach dem ORF-Kanzlerduell ausmachen. Der Politikexperte Bachmayer sah „eine Debatte auf hohem Niveau ohne klaren Sieger“. Ähnlich die Einschätzung des Politologen Filzmaier: Anders als 2002 habe es keine schweren Fehler, aber auch keine großen Inszenierungen gegeben. In einer Blitzumfrage des Gallup-Instituts gaben 62 Prozent der Befragten an, dass die Fernsehdebatte „gar keinen Einfluss“ auf ihr Wahlverhalten haben wird. Das VP-nahe Meinungsforschungs-Institut Fessel-GfK führte Schüssel als Sieger an: Demnach lag Schüssel bei den Unentschlossenen mit 61 Prozent vorne.

Wenig Positives sahen die anderen Parteien: Der Grünen Bundessprecher Alexander Van der Bellen bemängelte fehlende „Angriffslust“ und „Pep“ der beiden Kontrahenten. Zu Schüssels Aussage, nach der Wahl einen verlässlichen Partner haben zu wollen, meinte er: „Da bin ich in meinem Lehnstuhl gesessen und habe gedacht: Na, du hast es nötig.“ FP-Generalsekretär Harald Vilimsky sprach von einem „langweiligen Gespräch“. Für BZÖ-Sprecher Uwe Scheuch war das Kanzler-Duell „nicht mehr als ein Schaulaufen“.

Grund zur Freude hatten hingegen offenbar die Wahlkampfleiter der beiden Kanzlerkandidaten: Für VP-Generalsekretär Reinhold Lopatka hat Schüssel durch seine „souveräne Art“ bestochen. Gusenbauer hingegen habe „keine konkreten Konzepte“ vorzuweisen gehabt. SP-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos meinte, die Debatte habe gezeigt, Gusenbauer sei der „menschliche, ehrliche und kompetente Kanzlerkandidat“.

Rund 1,15 Millionen Zuschauer verfolgten das TV-Duell, was zwar klaren Rekord in der Reihe bedeutete, aber deutlich hinter den Quoten bei der Begegnung vor vier Jahren lag. Damals waren 1,75 Millionen Interessierte dabei, allerdings war das Duell damals durch die bessere Sendezeit 20.15 Uhr begünstigt. Außerdem fanden nur sechs solcher Konfrontationen statt.

Eine neue Attacke ritt am Freitag SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos gegen Schüssel: Er verglich den Kanzler mit Ungarns Ministerpräsident Ferenc Gyurcsany. Dessen Aussage, seine Regierung habe die Wähler belogen, hatte Tumulte und Ausschreitungen in Budapest ausgelöst. Der einziger Unterschied zwischen dem ungarischen Premier und Schüssel laut Darabos: Der sozialistische Premier habe zugegeben, „dass er die Menschen belogen hat“.

Mit einer überraschenden Kampfansage sorgte am Freitag das BZÖ für Verwunderung: Trotz der zuletzt veröffentlichten schlechten Umfragewerte sieht sich das Bündnis im Aufwind. Man gehe nicht nur fix von einem Einzug ins Parlament aus, sondern steige“ ab sofort in den Kampf um Platz drei ein“, ließ Obmann Peter Westenthaler bei einer Pressekonferenz in Innsbruck wissen. Das Bündnis verfüge über „interne“ Zahlen, wonach man gemeinsam mit Grünen und der FPÖ zwischen sieben und neun Prozent liege.

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