Die Nachrichtenillustrierte News hat in seiner aktuellen Ausgabe den Verdacht einer Geld- und Vermögensverschiebung gewaltigen Ausmaßes in den Raum gestellt. KHM-Generaldirektor und Vereins-Präsident Wilfried Seipel wehrte sich gegenüber der APA gegen derartige Verleumdungen.
Es geht um verwickelte Vermögens-, Rechts- und Personenverhältnisse rund um das Erbe des österreichischen Künstlers Fritz Wotruba (1907-1975). Im Mittelpunkt stehen Gelder und Aktien Wotrubas – laut News nach heutigem Wert weit über 10 Mio. Euro -, die in der Vaduzer Briefkastengesellschaft Duina Stiftung angelegt wurden, die wiederum nach dem Tod von Wotrubas Witwe Lucy in die Promotion of Modern Sculpture Vaduz umgewandelt wurde. Treuhänder dieser Stiftung sind die frühere Wotruba-Vertraute Christa Kamm vom Kunsthaus Zug – die zugleich Vizepräsidentin des Vereins ist – sowie ihr Anwalt.
Nach Ansicht der Wiener Anwältin Christa Homan, deren Vater Vereinsanwalt, mit den Wotrubas befreundet und mit Lucys Erbschaftsabwicklung betraut war, gehört auch dieses Vermögen nach Österreich. Kamm sollte das Liechtensteinische Stiftungsvermögen nur verwalten und nach Lucy Wotrubas Tod dem Verein übertragen, der Gesamterbe von Wotruba sei, sagte Homan, die auch Vereinsmitglied ist, gegenüber der APA. Da die Wiener Stiftung nicht Rechtsnachfolger des Vereins sei, gingen bei dessen Auflösung die Ansprüche an die Stiftung ebenso wie die Transparenz der Geschäftsgebarung verloren.
Seipel und Vereinsanwalt Werner Sporn betonen hingegen, dass es rein rechtlich grundsätzlich keinen Zugriff auf Stiftungsvermögen gebe, auch über Zweck und Vermögen müsse die Vaduzer Stiftung keine Auskunft erteilen, wir wissen darüber nichts, so Sporn. Es habe allerdings bei der Gründung der Wiener Stiftung eine Zuwendung der Promotion of Modern Sculpture von 35.000 Euro und die Zusage einer Nachstiftung in Höhe von 500.000 Euro gegeben. Dies ist auch in einer der APA vorliegenden Sachverhaltsdarstellung ausgewiesen, die Seipel nach der Sitzung am Donnerstag auf die Vereins-Homepage stellen will. Wotrubas künstlerischer Nachlass wird darin auf 9,7 Mio. Euro geschätzt. Angeführt wird auch der veranlagte Erlös von 1,8 Mio. Euro aus dem 2004 erfolgten Verkauf von Wotrubas Wiener Cottage-Haus, in dem sein Nachlass ursprünglich aufbewahrt wurde.
Dieses Haus sollte ursprünglich zum Wotruba-Museum umfunktioniert werden, war aber laut Seipel dafür ungeeignet und zu teuer. Um die Errichtung eines Wotruba-Museums geht es Homan aber in erster Linie. Wotrubas Witwe habe testamentarisch die Schaffung eines Museums aus Wotrubas Gesamtvermögen verfügt. Die als Vereinszweck festgeschriebene Errichtung eines Museums ist laut Seipel bisher an den finanziellen Möglichkeiten des Vereins gescheitert. Homan will nun mit einem Schiedsgerichtverfahren die Vermögensverhältnisse klären und die Finanzgebarung des Vereins offen legen: Ich möchte einfach Licht ins Dunkel bringen, ich lasse mich gern eines Besseren belehren.
Bis das Museum nicht errichtet sei, dürfe der Verein jedenfalls nicht aufgelöst werden, fordert sie. So ist laut Seipel der Vereinszweck zwar mit dem Stiftungszweck ident, doch ist nicht mehr von einem eigenen Museum die Rede. Wotrubas Werk soll nach dem Umbau des 20er Hauses dort in ein Depot kommen und, so Seipel, zum Teil in die ständige Sammlung integriert werden. Derzeit lagern die Skulpturen in einem Depot der Firma Artex Art Services.