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Aufregung um Juden-Sager von Lawrow: "Widerwärtig"

Für die USA ist Lawrows Nazi-Vergleich widerwärtig, auch Selenskyj ist empört.
Für die USA ist Lawrows Nazi-Vergleich widerwärtig, auch Selenskyj ist empört. ©Yuri Kochetkov/Pool via REUTERS/File Photo
In einem TV-Interview zog der russische Außenminister Sergej Lawrow in Bezug auf den Ukraine-Krieg einen Nazi-Vergleich und behauptete, dass die eifrigsten Antisemiten meist Juden selbst seien. Die Empörung darüber ist groß.

Das US-Außenministerium hat einen Nazi-Vergleich des russischen Außenministers Sergej Lawrow mit Bezug auf den Ukraine-Krieg scharf kritisiert.

USA nennen Lawrows Nazi-Vergleich widerwärtig

"Es war die niedrigste Form von Rassismus, es war die niedrigste Form von Propaganda, es war die niedrigste Form einer heimtückischen Lüge", sagte Ministeriumssprecher Ned Price am Montag in Washington und sprach von "widerwärtigen Kommentaren".

Die russische Regierung beweise immer wieder, dass es für sie keine Untergrenze dafür gebe, wie tief sie sinke mit ihren Äußerungen. Dies sei das jüngste Beispiel dafür.

Lawrow in TV-Interview: "Hitler hatte jüdisches Blut"

Lawrow hatte am Sonntagabend im italienischen Fernsehsender Rete4 die russische Kriegsbegründung wiederholt, in der Ukraine seien Nazis am Werk. Als Gegenargument werde gesagt: "Wie kann es eine Nazifizierung geben, wenn er (der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj) Jude ist? Ich kann mich irren. Aber Adolf Hitler hatte auch jüdisches Blut. Das heißt überhaupt nichts. Das weise jüdische Volk sagt, dass die eifrigsten Antisemiten in der Regel Juden sind."

Selenskyj von Aussage empört

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat empört auf den antisemitischen Ausfall von Russlands Außenminister Sergej Lawrow reagiert. In einer Umkehrung von Tätern und Opfern habe Russlands oberster Diplomat das jüdische Volk für die Verbrechen der Nazis verantwortlich gemacht, sagte Selenskyj in einer Videobotschaft am Montag in Kiew. Aus Moskau gebe es keinen Widerspruch dagegen.

"Solch ein antisemitischer Angriff ihres Ministers bedeutet, dass die russische Führung alle Lehren aus dem Zweiten Weltkrieg vergessen hat oder sie vielleicht nie gelernt hat", sagte Selenskyj. Der 44-Jährige ist jüdischer Herkunft. Wenn Russland Ukrainer in Filtrationslagern quäle oder zur Zwangsarbeit verschleppe, verwerfe es alle Errungenschaften als Sieger über den Nationalsozialmus, sagte er.

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba schrieb im Online-Dienst Twitter, Lawrows Äußerungen verdeutlichten den "tief verwurzelten Antisemitismus der russischen Eliten". Lawrows "abscheuliche Bemerkungen stellen eine Beleidigung von Präsident Wolodymyr Selenskyj, der Ukraine, Israels und des jüdischen Volkes dar".

Israel verlangt Entschuldigung nach Juden-Sager

Lawrows Äußerungen sorgten vor allem in Israel für große Empörung, man verlangte eine Entschuldigung. Der israelische Regierungschef Naftali Bennett erklärte, der russische Außenminister habe de facto "den Juden selbst vorgeworfen, die schrecklichsten Verbrechen der Geschichte" begangen zu haben, die gegen sie verübt worden seien. "Kein Krieg in unserer Zeit ist wie der Holocaust oder mit dem Holocaust vergleichbar", erklärte der Regierungschef.

Israels Außenminister Yair Lapid bezeichnete Lawrows Äußerungen als "skandalös" und "unverzeihlich". Er habe den russischen Botschafter zu sich zitiert, um eine "Klarstellung" zu fordern. "Juden haben sich während des Holocaust nicht selbst ermordet", betonte der Außenminister. "Das niedrigste Niveau von Rassismus gegen Juden ist es, Juden selbst des Antisemitismus zu bezichtigen."

In Berlin sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit, die von Lawrow vorgetragene "russische Propaganda" bedürfe keines weiteren Kommentars. "Das ist absurd", sagte er über Lawrows Einlassungen.

(APA/Red)

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