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Aufpasser im Dienste der Gerechtigkeit

Wachmann Gerhard Fink ist seit zwölf Jahren Portier beim Landesgericht Feldkirch. Um halb acht Uhr morgens beginnt der Tag für Gerhard Fink.

Vier Tage in der Woche kontrolliert der 61-jährige Steirer jeden, der ins Gericht hinein oder heraus möchte. Auch wer ins Gefängnis will oder muss, kommt am Portier nicht vorbei. Mit einem Metalldetektor führt der Pflichtbewusste seine Kontrollen durch, wirft einen Blick in Rucksäcke und Taschen. Damenhandtaschen öffnet der taktvolle Senior nur höchst ungern. Doch Vorschrift ist Vorschrift.

Spaß an der Arbeit

Vor 38 Jahren verschlug es den Steirer von Graz nach Vorarlberg. 23 Jahre lang arbeitete er in einer Textilfirma, dann wurde eingespart, und er musste sich eine neue ­Stelle suchen. Fink bewarb sich auf ein Stellengesuch des österreichischen Wachdienstes und wurde auf Anhieb eingestellt. Und so sitzt, beziehungsweise steht er nun schon viele Jahre im Eingangsbereich des Landesgerichts in Feldkirch. Früher war es zugig und ungemütlich, doch vor einem Jahr errichtete man für den Sicherheitsdienst einen kleinen Glasbau, wo es für den Diensthabenden angenehmer ist. Er hat schon viel erlebt in seiner lange Dienstzeit. „Die Menschen sind so verschieden“, resümiert Fink. „Vor allem türkische Angehörige lassen ihren Gefühlen oft traditionsgemäß freien Lauf“, erzählt der freundliche Mann mit dem runden Gesicht. Mit Kind und Kegel kämen sie zum Prozess ihres Sohnes, Schwagers oder Neffen und sind felsenfest von dessen Unschuld überzeugt.

Einfühlsam

„Viele schämen sich zu sagen, dass sie zum Prozess ihres Kindes geladen sind“, weiß Fink aus Erfahrung. Gefährlich wurde es für den Gemütsmenschen noch nie. Dennoch sprühte ihm eine geistig Verwirrte, die behauptete eine Haftstrafe antreten zu müssen, einmal völlig unvermittelt Pfefferspray ins Gesicht. „Sie war ein armer Teufel“, hat der Portier ihr längst verziehen. Und so beschwichtigt, tröstet und beruhigt der Wachmann weiterhin Verbrecher, Zeugen oder sonstige Besucher.

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