“Groß, und doch nicht groß.” Das sagt SCRA-Trainer Georg Zellhofer über seinen Kader. Dass er recht hat, zeigen die Ausfälle von Pfister, Kling, Breuss, Gramann, Pircher. Hinzu kommt, dass mit Markus Kiesenebner noch länger nicht zu rechnen ist und für Olubayo Adefemi weiter die Spielgenehmigung fehlt.
VN: Noch zwei Tage bis zum Rückrundenstart (Anm. d. Red.: Samstag, 18 Uhr, Heimspiel gegen LASK). Wie ist es um das Nervenkostüm des Trainers bestellt?
Georg Zellhofer: Darüber nachzudenken bleibt mir keine Zeit. Es ist die normale Nervosität, wie sie jeder Sportler auch verspürt.
VN: Gibt es einen Unterschied in der Arbeit bei einem abstiegsgefährdeten Klub zu jener bei Austria, Rapid oder Pasching. Wenn ja, welchen?
Zellhofer: Die Arbeit auf dem Platz unterscheidet sich nicht. Das Umfeld ist sicherlich anders, das ist mental anders zu bewerten. Wichtig ist, nichts Negatives von außen in die Mannschaft kommen zu lassen.
VN: In Altach gelten Sie bereits als Heilsbringer. Wie gehen Sie mit den Vorschusslorbeeren um?
Zellhofer: Das gefällt mir gar nicht. Ich halte nichts davon und sehe auch keinen Sinn darin. Der Trainer ist nicht der Star, das will ich auch nicht sein. Das ist zudem nicht gut für die Mannschaft, denn jetzt sind die Spieler gefordert.
VN: Was dürfen sich die Fans im Frühjahr denn erwarten?
Zellhofer: Eine Mannschaft, die weiß worum es geht. Die Tugenden haben wir in den vergangenen Wochen festgelegt. Dass die Mannschaft in der kurzen Zeit nicht eingespielt ist, muss einleuchten. Aber die Spieler sind charakterlich in Ordnung, das ist wichtig.
VN: Der Abstiegskampf ist für den Trainer Zellhofer Neuland. Ist das ein Nachteil?
Zellhofer: Es ist eine neue Erfahrung, ja. Wichtig ist, dass alle überzeugt sind, gut vorbereitet zu sein. Letztendlich steht aber auch immer ein Gegner auf dem Platz, der ebenfalls etwas erreichen will. Wir müssen danach trachten, die richtige Balance zu finden. Ein gewisses Risiko müssen wir sicherlich nehmen, aber nicht gleich den Kopf verlieren, wenn es nicht wie geplant läuft. Wir haben die Qualität in der Mannschaft, dass sie sich selbst coachen kann. Wichtig ist, dass gesprochen wird am Feld. Wir haben im Training natürlich Prämissen gesetzt, aber in drei Wochen kann man nicht alles trainieren. Da sind die Spieler gefragt.
VN: Wie sieht ihre Bilanz nach nunmehr 37 Arbeitstagen in Altach aus.
Zellhofer: Sehr positiv. Es ist viel passiert, im Vorstand, im Umfeld der Mannschaft. Es ist im Rahmen der Möglichkeiten alles gemacht worden. Auch die Zusammenarbeit mit dem Olympiastützpunkt in Dornbirn klappt bestens. Als wir am Dienstag aufgrund der Witterung nicht auf den Platz konnten, wurde uns innerhalb einer halben Stunde eine Halle zur Verfügung gestellt. Das Problem ist einfach die Zeit. In nur 20 Tagen mussten wir viele Spieler integrieren. Nicht nur fußballspezifisch, auch Wohnungen usw. mussten organisiert werden.
VN: Apropos Zeit: Sie meinten, die Mannschaft hatte nicht die Zeit, um fit zu werden. Wie ist das zu verstehen?
Zellhofer: Die Frage ist: Was ist Fitness? Fit bin ich schnell, etwa wenn ich kurz laufen gehe. Aber wirklich spielfit und konditionell top sein, das ist ein ganz anderer Level. Das geht einfach nicht in der kurzen Zeit. Deshalb bin ich vorsichtig mit dem Wort fit. Für 60 Minuten sind alle fit – und dann kann ja gewechselt werden.
VN: Ein Wort zur Vorbereitung. Hatten Sie schon einmal solch schwierige Verhältnisse, auch wetterbedingt?
Zellhofer: Das ist nichts Neues, das kenne ich zur Genüge. Was mich ärgert ist, dass die Bundesliga die Wetterverhältnisse einfach ignoriert. Es gibt keine Rasenheizung, und dennoch glauben wir, im Dezember und Februar spielen zu müssen. Was bitte spricht dagegen, über den Sommer hinweg um 19.30 Uhr auf feinem Grün Spiele zu absolvieren. Nein, wir ziehen es stur durch und erfinden immer neue Ausreden. Einmal ist es die WM, dann die EM und dann wieder der Europacup. Dabei sind wir im Frühjahr eh nicht mehr dabei. Ich bin für eine lange Vorbereitung, nicht für zwei halbe.
VN: Laut einer VN”-Umfrage sehen die gegnerischen Trainer Altach vor Mattersburg.
Zellhofer: Die Wahrheit liegt auf dem Platz. Wir haben ein Ziel und das ist klar definiert.
VN: Was ist für Sie wichtig im Abstiegskampf?
Zellhofer: Da gibt es so vieles, das zusammenpassen muss. Wir wissen, dass wir gut und konzentriert arbeiten. Die Mannschaft ist lernwillig und setzt die Sachen sehr schnell um. Jetzt hoffen wir, dass wir mit einem Heimspiel anfangen können.
VN: Und wer wird Meister?
Zellhofer: In 14 Spielen kann viel passieren, aber vielleicht ist nach der interessanten Auftaktpartie (Anm. d. Red.: Salzburg gegen Rapid) schon alles gegessen. Rapid hat den Vorteil, ein eingespieltes Team zu haben, die Salzburger dagegen den Druck, den Titel holen zu müssen. Aber auch Sturm und die Austria, die mir noch am Herzen liegt, sollte man nicht aus den Augen verlieren.