Wenn sie ihn mit Herr Bezirkshauptmann anreden, dann zucke er doch noch gelegentlich zusammen. Ich bin das noch nicht gewöhnt, sagt Helgar Wurzer. Doch Bezirkshauptmann ist er nun mal. Und zwar seit dem Ersten dieses Monats kein Scherz. Der 51-jährige Höchster hat damit eine der höchsten Stufen erklommen, die es für einen Verwaltungsbeamten im Land zu ersteigen gibt. Zuletzt war der zweifache Familienvater Personalchef im Land, hatte zuvor Erfahrungen in anderen Bezirkshauptmannschaften mit verschiedensten Aufgaben gesammelt. Ich denke, ich kenne die Landesverwaltung, sagt er denn auch ohne den geringsten Anflug von Einbildung. Ruhiger Mann Wurzer ist ein ruhiger und bedachter Mann. Gerne mischt er seinen Worten ein mildes Lächeln bei, das nicht aufgesetzt wirkt, sondern seinem tatsächlichen Gemütszustand zu entsprechen scheint. Beste Referenzen vom Land eilten dem neuen Bezirkshauptmann voraus. Er sei ein sehr netter und doch auf Ordnung und Korrektheit Wert legender Chef gewesen. Einer, bei dem man sich nicht vorstellen kann, dass er einmal die Fassung verliert oder gar wütend wird. Oder wurden Sie schon einmal wütend und laut, Herr Bezirkshauptmann? Ja, zwei Mal, gibt Wurzer zu. Beide Male hatte ich es mit Borniertheit und Einfältigkeit in großem Ausmaß zu tun. Jetzt lacht er breit und deutlich hörbar. Helgar Wurzer wollte als kleiner Bub Architekt, Lehrer oder Pater werden. Erst nach der Matura und während des Präsenzdienstes wurde auch das Jus-Studium zu einer Option. Schließlich entschied ich mich für Jus, weil ich einfach die Vielfalt der Möglichkeiten erkannte, die ein Jurist hat.
Die Sinnfrage
Als Helgar Wurzer dann nach dem Studium, das er in kürzester Zeit durchzog, in der Versicherungsbranche arbeitete, stellte er sich die Sinnfrage. Und zwar dahingehend, ob ich mit dieser Tätigkeit eigentlich der Allgemeinheit nütze. Ich befand nein und bewarb mich beim Land. Helgar Wurzer gibt sich keinen Illusionen hin, dass eine Bezirkshauptmannschaft in der Bevölkerung nur als angenehm empfunden wird. Aber auch bei der Vermittlung von nicht immer Erfreulichem kommt es auf das Wie an. Und was einen guten Bezirkshauptmann ausmacht, ist für ihn klar: Er muss Menschen mögen.
Zur Person
Helgar Wurzer
Geboren: 7. August 1958
Wohnort: Höchst
Beruf: Jurist
Familie: verheiratet, zwei Kinder
Hobbys: Radfahren, Lesen
Lieblingsspeise: Käsknöpfle