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"Auch niemals Doktor gespielt"

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"Sie sitzen alle auf der Couch." Mit diesen Worten eröffnete Kunststaatssekretär Franz Morak am Freitag die "Lange Nacht des Sigmund Freud" unter dem Motto: "Das sind wir! Sind wir das?".

Im Foyer des MAK waren eigens gestaltete Couches und Stühle aufgebaut. An zwei Seiten stand jeweils ein Podest mit zwei Stühlen, auf dem rund 80 Prominente im Lauf des Abends Texte über, von, für und gegen Freud lasen. Auf die teils humoristischen, teils hoch literarischen Texte antwortete Freud in der Gestalt der Schauspieler Wolfgang Hübsch, Peter Matic, Martin Schwab und Markus Hering.

Die Veranstaltung wurde mit mehreren Kameras gefilmt und via Live-Stream im Internet übertragen. Dies sollte dem Zuschauer das Gefühl geben, selber Objekt der Analyse zu sein. Den Anfang machte Gabriel Barylli mit einem Brief von James Joyce, anlässlich des gestrigen Bloomsday. Interessantes, Lustiges und Kurioses wechselte sich an diesem Abend ab. So las Louise Martini das schlesische Volkslied vom Regenwurm vor, in dem ein Wurm in ein Mädchen kriecht und somit zum phallischen Symbol wird, oder Moderator Dominic Hainzl gab einen Text von Nabokov zum Besten, in dem er sich über Freuds Welt „mit seinen erbitterten Embryos“ beschwert.

In ungewohnter Rolle war auch Architekt und Karikaturist Gustav Peichl zu sehen, der einen Text von Stefan Zweig las, in dem beschrieben wird auf welchen Widerstand Freud bei Kollegen mit der Psychoanalyse stieß. Radiolegende Ernst Grissemann las “Ödipus“ von Arthur Schnitzler. Weitere Vortragende waren unter anderem Burgtheaterdirektor Klaus Bachler, Elfriede Ott und Bibiane Zeller, um nur einige zu nennen.

Matic, Hübsch, Hering und Schwab, die mit bewundernswerter Ausdauer als Sigmund Freud durch den Abend führten, lasen Texte des Jahresregenten, in denen ungeahnt kuriose und humorige Seiten des Vaters der Psychoanalyse zum Vorschein kamen. So zweifelt Freud selbst an seiner Bestimmung zum Arzt schon in der frühen Kindheit:

„Ich habe auch niemals Doktor gespielt“, oder antwortet auf eine Anfrage Arnold Zweigs, seine Biografie schreiben zu dürfen: „Dafür liebe ich Sie zu sehr.“

Mit der „Langen Nacht des Sigmund Freud“ ist es gelungen, eine neue lockerere Herangehensweise an diese große Persönlichkeit zu finden, die vor allem auch jüngeres Publikum angesprochen haben dürfte.

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