Auch in Vorarlberg tragen viele Hütten die Namen von deutschen Städten

Die Diskussion um Berghüttennamen ist neu entfacht. Während in Südtirol deutsche Namen gestrichen werden sollen, betont der Österreichische Alpenverein historische Verantwortung und Zusammenarbeit mit Deutschland.
Hütten mit Städtenamen in den Alpen
Wer durch die Berge wandert, stößt auf überraschende Namen: "Kasseler Hütte", "Magdeburger Hütte", "Freiburger Hütte", "Lindauer Hütte", "Wiesbadener Hütte". Was die meisten nicht wissen: Viele dieser Unterkünfte stehen in Österreich oder Südtirol – gehören aber zu deutschen Sektionen des Alpenvereins.
Grund dafür ist die Geschichte: Bereits im 19. Jahrhundert errichteten Sektionen des damaligen Deutschen und Österreichischen Alpenvereins (DuÖAV) Schutzhütten im gesamten Alpenraum. Diese blieben – trotz späterer Trennung der Vereine – meist im Besitz der jeweiligen Sektionen.
Südtirol plant Umbenennungen
Jetzt sollen viele dieser Namen verschwinden. Der Alpenverein Südtirol (AVS) schlägt laut eigenen Angaben vor, Namen wie "Regensburger" oder "Kasseler Hütte" durch lokalere Bezeichnungen zu ersetzen. Der Grund: Die Städtenamen hätten keinen Bezug zur Region.
Die Hütten tragen ihren Namen oft schon seit über 100 Jahren. So soll die "Kasseler Hütte" künftig "Rifugio Roma al Sasso Nero" oder "Hochgallhütte" heißen. Auch die Marburger oder Chemnitzer Hütte sind betroffen.
"Hütten müssen offenbleiben!"
Der Österreichische Alpenverein sieht das anders. Generalsekretär Clemens Matt erklärte:
- "Wem eine Hütte gehört, ist zweitrangig – entscheidend ist, dass sie für alle offensteht und ihre alpine Funktion erfüllt."
Hütten seien zentrale Infrastruktur im Gebirge: Schutzräume, Notfallstationen, Erholungsorte.

Er betont die enge Zusammenarbeit mit dem Deutschen Alpenverein – ein Netzwerk mit 569 Hütten im gesamten Alpenraum. Der Name sei Ausdruck dieser gemeinsamen Geschichte.
Österreich benennt ebenfalls um – aber aus anderen Gründen
Auch in Österreich gibt es Namensänderungen – jedoch nicht aus sprachlichen oder politischen Motiven. So wurde die Heinrich-Hackel-Hütte in Werfenweng heuer wieder in "Sölden-Hütte" umbenannt. Grund: Der Namensgeber hatte sich in den 1920er-Jahren antisemitisch geäußert und war am Ausschluss jüdischer Mitglieder beteiligt.
Der Beschluss der Sektion Salzburg fiel einstimmig – nach intensiver Aufarbeitung der Biografie von Hackel.
- "Im Mittelpunkt steht die historische Verantwortung", betont Matt.
Zwischen Identität und Tourismus
In Südtirol bleibt die Lage angespannt. Besonders der Zeitpunkt – kurz vor Sommerbeginn – sorgt für Kritik. Deutsche Gäste stellen rund 40 Prozent der Urlauber in der Region. Es ist unklar, ob die neuen Namen sich auf die touristische Wahrnehmung auswirken werden.
Kritik kam von der Südtiroler Partei "Die Freiheitlichen". Vizeobmann Otto Mahlknecht nannte den Schritt eine "fragwürdige Identitätspolitik auf dem Rücken historischer Verdienste".
Auch in Vorarlberg gibt es Hütten mit deutschen Städtenamen
In Vorarlberg ist eine ähnliche Debatte bisher ausgeblieben. Viele Wanderer wissen gar nicht, dass die "Freiburger Hütte" deutschen Besitzverhältnissen unterliegt. Gleichzeitig zeigt die Südtiroler Diskussion, wie sensibel Namensfragen sein können – gerade im Spannungsfeld von Geschichte, Identität und Tourismus.
Ob sich das Thema auch auf Österreich ausweitet, bleibt offen. Fest steht: Die Hütten bleiben – egal unter welchem Namen – ein zentraler Teil des alpinen Lebens.
Diskutieren Sie mit!
Wie stehen Sie zur Umbenennung historischer Hütten? Bewahrung oder Neubewertung?
Fakten zur Situation
- 569 Alpenvereinshütten in Österreich, Deutschland und Südtirol
- 225 Hütten gehören dem Österreichischen Alpenverein
- Hütten in Südtirol sollen künftig lokalere Namen erhalten
- In Österreich werden historisch belastete Namen geändert
(VOL.AT/mp)