Allerdings hatte er für den anderen Fall auch probate Lösungsmöglichkeiten zu bieten. Implantate etwa lassen sich heute mit einer Erfolgsquote von rund 97 Prozent setzen. Doch sie müssen gepflegt werden. Als Schlüssel zur Langlebigkeit bezeichnete Scheiderbauer die konsequente Mundhygiene.
Knochenverlust
Der künstliche Zahnersatz ist keine Erfindung der Neuzeit. Die Etrusker behalfen sich mit Ochsenzähnen und im Mittelalter leistete man sich geschnitztes Elfenbein als Lückenfüller. Mittlerweile sind Materialien und Technologien feiner und die Auswahl ist größer geworden. Es gibt den herausnehmbaren und festsitzenden Zahnersatz. Auf jeden Fall muss eine Lücke nach Zahnverlust geschlossen werden, weil sonst der Knochen verloren geht, betonte Christoph Scheiderbauer. Ein Umstand, von dem viele nicht wissen. Deshalb sollte eine anstehende Entscheidung auch nicht allzu lange hinausgezögert werden. Zwar kann der Knochen wieder aufgebaut werden, was beispielsweise durch Entnahme von Knochenmark aus dem Hüftknochen geschieht. Aber das verteuert und verlängert die Behandlung, so der Arzt.
Planung ist Um und Auf
Wie auch immer, ein persönlicher Behandlungs- und Kostenplan bedeutet das Um und Auf. Erster Ansprechpartner ist der behandelnde Zahnarzt. Er kennt den Patienten am besten, begründet Scheiderbauer. Er klärt auch ab, welcher Zahnersatz Sinn macht. Dann erst kommt der Mundchirurg ins Spiel um ein wieder schönes Lächeln. Sein Ziel: Zähne so zu rekonstruieren, dass der Nachbar den Zahnarztbesuch nicht schon auf zehn Meter erkennt, wie der Referent plakativ formulierte.
Die Vorteile eines Implantates liegen für Dr. Christoph Scheiderbauer auf der Hand: Die Nachbarzähne werden geschont, der Knochen bleibt erhalten, was ein natürlicheres Kauen garantiert und die Langzeit-Ästhetik ist besser als bei einer Brücke. Denn man kann sich die oft unschön sichtbaren Klammern sparen. Aber kein Vorteil ohne Nachteil. Auch damit hielt der Arzt nicht hinter dem Berg. Die Behandlung kann bis zu einem Jahr dauern, der operative Eingriff kostet zuweilen Überwindung und die Implantate erfordern viel Pflege. Dazu kommen noch mögliche OP-Risiken wie Schwellungen Wundheilungsstörungen und Schmerzen. Dafür liegt die Einheilquote laut Scheiderbauer bei 99 Prozent. Sicherheit bringe die Routine, denn ein Mund- und Kieferchirurg operiere nur, sowie die Qualitätskontrolle durch den behandelnden Kollegen.
Skepsis bei Keramik
Die Implantate selbst sind aus Titan, innen hohl und haben ein Gewinde, das quasi als Fundament für alle verfügbaren Aufsätze dient. Einzelne Zähne können dort ebenso befestigt werden wie Prothesen und Brücken. Implantate eignen sich für Personen ab 18 Jahren. Bei Kindern und Jugendlichen dürfen keine gesetzt werden, weil sich der Schädelknochen noch im Wachstum befindet. Scheiderbauer rät auch von Keramikimplantaten ab, da es kaum fundierte Erfahrungen damit gebe. Außerdem altere Keramik und könne brechen, wie er anhand einer alten Kaffeetasse plastisch demonstrierte. Mini-Implantate, die aus einer Titanlegierung bestehen, seien nur Provisorium gedacht, da nicht optimal für den Knochen. Und mit Implantaten aus Ungarn hat er insofern Erfahrung, als dass er Schrauben schon entfernen musste, weil sie schmerzten. Deshalb sein wohlgemeinter Rat an das fasziniert lauschende Mini Med-Publikum: Legen Sie lieber solange Geld auf die Seite, bis Sie sich etwas Vernünftiges leisten können. Das hält dann auch sicher 20 bis 30 Jahre.
Von der richtigen Pflege
- Mindestens vier neue Zahnbürsten pro Jahr kaufen (derzeit leisten sich die Österreicher im Durchschnitt gerade einmal zwei).
- Zahnpflege vom ersten Milchzahn an.
- 2 Mal täglich mit Fluoridpaste putzen. 2 bis 4 Minuten mit der Handzahnbürste, 2 Minuten bei Verwendung einer elektrischen Zahnbürste. Zahnfleisch schonen.
- Zahnseide vorher verwenden, sonst wird die Zahncreme weggewischt.
- Bei Implantaten keine Munddusche und keine Zahnstocher verwenden.
- Zahnstein vermeiden, da er zum Verlust des Implantats führen kann.
Fragen aus dem Publikum
Frage: Kann man bei Osteoporose ein Implantat setzen?
Scheiderbauer: Das ist möglich, denn die Gesichtsknochen sind von Osteoporose nicht so sehr betroffen. Bei Anwendung eines Medikamentes, z. B. Fosamax, sollte dies in Tablettenform genommen und nicht als Infusion verabreicht werden.
Frage: Was gilt es zu beachten, wenn blutverdünnende Medikamente genommen werden müssen?
Scheiderbauer: Bestimmte Medikamente müssen vor dem Eingriff abgesetzt werden. Hier ist die Beratung durch den Hausarzt oder den behandelnden Zahnarzt sehr wichtig.
Frage: Was halten Sie von Zahnbürstchen zur Reinigung der Zahnzwischenräume?
Scheiderbauer: Ich sehe sie als Kompromiss für jemanden, der mit Zahnseide nicht zurechtkommt, weil man damit eher am Zahn sägt als sanft reibt.
Frage: Was kostet ein Knochenaufbau und was ein Implantat?
Scheiderbauer: Beim Knochenaufbau müssen Sie je nach Aufwand mit Kosten zwischen 400 und 900 Euro rechnen. Ein Implantat kommt auf ca. 2000 Euro.