Langweilig ist einem Arzt prinzipiell nie. Doch wenn sich der Anesthesist und Intensivmediziner Dr. Adolf Zoll an seinem angestammten Arbeitsplatz im Dornbirner Krankenhaus aufhält – dann hat er an einem gewöhnlichen Arbeitstag doch immerhin so etwas wie eine Struktur. Damit ist es vorbei, wenn Dr. Zoll in seiner Freizeit Mediziner ist. Dann nämlich steht er als Notarzt der Flugrettung zur Verfügung. Am Samstag ist es wieder soweit”, verrät der Oberarzt. Bei schönem Wetter wird da wohl wieder einiges los sein.” Opfer von Skiunfällen und womöglich auch Lawinen-Verschüttete prägen den Kundenstock an herrlichen Wintertagen. Adolf Zoll, der leitende Notarzt des Hubschraubers Christopherus 8, wird bereit sein. Es könnte wieder ein Nonstop-Einsatz werden. Das heißt: Ab 9.30 Uhr bis am Abend im Einsatz, rein in den Hubschrauber, raus mitten am Berg, zurück ins Krankenhaus, Pause nur dann, wenn der Notarztkoffer aufgefüllt werden muss. Adolf Zoll macht solche Dienste jetzt schon 15 Jahre – freiwillig. In meiner Freizeit, am Feierabend, als Teil meines Urlaubs.” Er hat gelernt, sich vom Pager nicht mehr so schrecken zu lassen wie früher. Das bringt die Erfahrung mit sich. Heute lese ich in Ruhe, was drauf steht. Ein Bild mache ich mir allerdings erst vor Ort. Denn gelegentlich ist es dort doch ein bisschen anders”.
Schlimmster Tag
Adolf Zoll weiß, was in einem Notdienst alles passieren kann. Er erinnert sich an seinen schlimmsten Dienst. Das war beim Seilbahnunglück in Sölden. Neun Tote, darunter Kinder. Und am Rückweg mit dem Hubschrauber noch einmal zwei Tote, die unter eine Lawine kamen.” Obwohl Zoll gelernt hat, Gefühle im Noteinsatz zu eliminieren – wenn Kinder zu Schaden oder gar ums Leben kommen, dann schafft er das nicht. Vor allem dann, wenn die Kinder im Alter meiner Kinder sind.”
Dolfi” der Kumpel
Notarzt zu sein, räumt der zweifache Familienvater ein, sei schon etwas, das einen Kick in sich birgt. Du weißt nie, was passiert. Und ich gebe zu, dass darin auch ein Reiz besteht.” Ein Retter ist der bald 51-Jährige schon seit Teenager-Tagen. Ich war 15, als ich bei der Rettung damit anfing. Mein Bruder brachte mich dazu.” Der gebürtige Deutsche – geboren in Sigmaringen – beschloss in jenen Tagen, Mediziner zu werden. Den Respekt vor den einfachen” Rettern hat der leidenschaftliche Jäger und Tennisspieler allerdings nicht verloren. Für sie ist er der Dolfi”. Einer von ihnen. Und einer, mit dem unterwegs zu sein bei aller Ernsthaftigkeit auch Spaß bedeutet.