Attacke auf U-Bahn-Fahrerin in Wien: Täter wurde eingewiesen

Laut einem psychiatrischen Gutachten leidet er an einer unbehandelten paranoiden Schizophrenie, die auf Cannabis-Konsum in seinen Jugendjahren zurückzuführen ist. Der Psychiater Siegfried Schranz stufte den Betroffenen als gefährlich an, zumal dieser krankheitsuneinsichtig ist, wie sich auch in der Verhandlung zeigte. Auf die Frage, ob er psychisch krank sei, erwiderte er: “Ich bin psychisch angeschlagen.” Mit Medikamenten wolle er sich jedenfalls nicht behandeln lassen: “Ich will nur sprechen, mich aussprechen. Ich will keine Medikamente nehmen.”
Der 24-Jährige wurde Mitte Juli festgenommen und wird seither zwangsweise angehalten, nachdem er auf mehrere Passanten losgegangen war. Für Schlagzeilen sorgte er vor allem deshalb, weil er in der Taborstraße einen Kippa-Träger angriff. Ein zunächst medial vermutetes antisemitisches Motiv steckte jedoch nicht dahinter – der Übergriff war auf die psychische Erkrankung zurückzuführen. Da es sich auch um kein schwerwiegendes Delikt handelte, wurde dieses Faktum von der Staatsanwaltschaft im Hinblick auf die gutachterlich festgestellte Zurechnungsunfähigkeit des 24-Jährigen eingestellt.
Attacke auf U-Bahn-Fahrerin mitte Juni in Wien
Anders sah das bei einem Vorfall aus, der sich am 7. Juni in der U-Bahn-Station Taubstummengasse abgespielt hatte. Eine Bedienstete der Wiener Linien wollte den im Halbschlaf befindlichen 24-Jährigen zur Rede stellen, weil dieser die gegenüberliegenden Sitze mit seinem Schuhwerk beschmutzt hatte. Er habe schlafen wollen, dass er unsanft geweckt wurde, habe ihn “gereizt”, berichtete der Mann nun einem Schöffensenat (Vorsitz: Sonja Weis). Da habe er mit seiner Getränkedose zugeschlagen. Die Frau erlitt ein Hämatom am Oberarm. Einem Faustschlag, den ihr der Täter noch verabreichen wollte, konnte sie ausweichen.
Die Verhandlung zeigte anschaulich, dass der junge Mann an einer schwerwiegenden Störung leidet. Er behauptete, die U-Bahn-Fahrerin habe ihn vergiften wollen. Abgesehen davon wolle ihn “das Kabinett einsperren”. Gemeint war damit offenbar seine Familie, speziell seine Mutter: “Ein böses Auge, ein Fluch lastet auf meiner Familie.” Die Angehörigen hätten “Wachsmasken” auf, wenn es ihm gelinge, diese runterzureißen, würde er sie “durchschauen”.
Angreifer leidet unter schwerwiegender Störung
Obwohl der 24-Jährige, der sich derzeit noch in der Justizanstalt Josefstadt befindet, seit vier Monaten regelmäßig eine Depot-Spritze gegen seine Erkrankung erhält, hat sich sein Befinden nicht wirklich verbessert. Der Schöffensenat gab nach kurzer Beratung dem staatsanwaltschaftlichen Unterbringungsantrag Folge, wobei dafür vor allem die Befürchtung des Sachverständigen ausschlaggebend war, der deutlich machte, dass vom Betroffenen weitere Straftaten mit schweren Folgen zu befürchten sind, sollte er nicht adäquat behandelt werden. Die Entscheidung ist bereits rechtskräftig.
(APA/Red)