Atomkonflikt: Zweifel an US-Berichten
Die Vorwürfe der US-Regierung gegen Nordkorea wegen seines angeblichen Atomwaffenprogramms basierten offenbar jahrelang auf fragwürdigen Erkenntnissen der US-Geheimdienste.
Nordkorea habe sich zwar mit hoher Wahrscheinlichkeit Material für eine Nuklearproduktion besorgt, die Informationen über ein Programm für die Entwicklung von Atomwaffen seien aber nicht so zuverlässig gewesen, gestand der Nordkorea-Geheimdienstexperte DeTrani laut der Washington Post vor dem Streitkräfteausschuss des US-Kongresses.
Auch der US-Chefunterhändler bei den Nordkorea-Verhandlungen, Christopher Hill, hat inzwischen Zweifel daran geäußert, ob Nordkorea über die technischen Mittel für eine Atomwaffenendproduktion verfüge. Der unterirdische Bombentest Nordkoreas im Oktober 2006 gibt laut Geheimdienstexperten keine eindeutigen Hinweise darauf, dass es sich wirklich um einen Atombombe gehandelt hat.
Diese Einschätzungen bedeuten eine Abkehr von den bisherigen Formulierungen aus Washington. US-Präsident Bush hatte Pjöngjang wiederholt beschuldigt, den Bau von Nuklearwaffen voranzutreiben. Allerdings hatten die USA den Bombentest im Oktober sehr vorsichtig interpretiert und betont, es gebe keinen Beleg für eine nukleare Bombe.
Die New York Times interpretierte die überraschend vorsichtigen Formulierungen der US-Regierung über das Atomprogramm Nordkoreas als taktische Vorbereitung der bereits vereinbarten internationalen Inspektionen der nordkoreanischen Atomanlagen. Dann könnte sich nämlich rasch herausstellen, das Pjöngjang gar nicht über die Mittel verfügt, hochangereichertes Uran herzustellen.