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Athen: Geiseldrama unblutig beendet

Die beiden Entführer, die am Mittwochmorgen einen Linienbus mit 26 Insassen in ihre Gewalt gebracht hatten, gaben am Donnerstag kurz nach Mitternacht auf und ließen ihre letzten sechs Geiseln frei.

Nach rund 18 Stunden Bangen ist das Geiseldrama von Athen in der Nacht auf Donnerstag ohne Blutvergießen zu Ende gegangen. Die beiden bewaffneten Kidnapper, die am Mittwochmorgen einen Linienbus mit 26 Insassen in ihre Gewalt gebracht hatten, ließen kurz nach Mitternacht die verbliebenen sechs Geiseln frei, warfen ihre Gewehre aus dem Bus und kamen mit erhobenen Händen heraus.

Die Familienangehörige der Geiseln, die das Drama von einem nahe gelegenen Supermarkt aus verfolgt hatten, stürmten herbei und umarmten die Freigelassenen.

Die Männer hatten eine Million Euro Lösegeld gefordert und gedroht, den Bus in die Luft zu sprengen, falls sie das Geld nicht bis Donnerstagmorgen erhielten. Tatsächlich hätten die beiden 24-Jährigen jedoch keinen Sprengstoff dabei gehabt, sagte der griechische Polizeichef Giorgos Angelakos zu Journalisten. Das Motiv der Tat sei offenbar die Beschaffung von Geld gewesen.

Obwohl einer der Geiselnehmer am Mittwoch einen Flug nach Russland gefordert hatte, sei das eigentliche Ziel Albanien gewesen. „Sie haben uns gesagt, dass sie zum Flughafen wollten, um ihre Spuren zu verwischen“, erklärte Angelakos. Die beiden Albaner lebten bereits seit mindestens sechs Jahren in Griechenland.

Der Minister für öffentliche Ordnung, Giorgos Voulgarakis, lobte das erfolgreiche Vorgehen der Polizei. Die Sicherheitskräfte in Athen wurden vor den Olympischen Spielen besonders für solche Einsätze geschult. Außerdem rief der Minister die griechische Bevölkerung am Donnerstag auf, ihren Ärger über die Entführung nicht an den mehreren hunderttausend albanischen Einwanderern auszulassen: „Wir sind eine offene und demokratische Gesellschaft, die keine Unterschiede kennt und niemanden diskriminiert.“

Die Beziehungen zwischen beiden Ländern sind angespannt, unter anderem, weil viele Griechen Albaner für kriminell halten; umgekehrt beklagen sich Immigranten immer wieder über Rassismus. Im September kam bei Ausschreitungen nach dem Qualifikationsspiel zur Fußball-WM zwischen Albanien und Griechenland ein Albaner ums Leben. Mehrere Dutzend Personen wurden verletzt. Albanien hatte das Match gegen den Favoriten mit 2:1 gewonnen.

Die Entführer hatten den Bus am Mittwoch gegen 5.50 Uhr an einer Haltestelle auf der Fahrt von Marathon in die Innenstadt Athens gekapert. Bei der Erstürmung feuerten sie durch die Decke das Fahrzeugs und schossen später mehrmals auf die Polizei. Der Fahrer des Busses konnte gleich zu Anfang fliehen, auch der Kontrolleur und eine Frau entkamen. Weitere 17 Geiseln wurden im Laufe des Tages freigelassen. Da der Fahrer bei seiner Flucht die Busschlüssel mitgenommen hatte, saßen die jungen Männer mit ihren Geiseln fest.

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