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Astrologie - Hokuspokus oder Himmelsweisheit?

Man kann daran glauben, dass es einen Zusammenhang zwischen der Bewegung der Planeten und den Geschehnissen auf der Erde gibt. Oder eben nicht.

Für die einen ist Astrologie ein uraltes Instrument, um günstige Zeitpunkte vorauszusagen und die Eigenschaften und Anlagen eines Menschen zu erkennen, die anderen bezeichnen sie als puren Hokuspokus.

„Die Gestirne beeinflussen uns nicht – sie zwingen uns zu gar nichts und drehen nur unschuldig ihre Kreise“, räumte Maria Luise Mathis, die Präsidentin des Österreichischen Astrologenverbandes, im Gespräch mit der APA mit der Annahme auf, tausende Kilometer entfernte Kugeln aus Gas oder Gestein würden die Menschen auf der Erde lenken. Astrologie sei lediglich eine Methode, um Zeitqualität zu messen.

Den günstigen Zeitpunkt – etwa für eine Geschäftseröffnung, neue Ausbildung oder Heirat – könne man von den Gestirnen ablesen, indem man Entsprechungen herstelle, sagte sie. 5.000 Jahre lang hätten Astrologen die Gestirne beobachtet und Schlüsse gezogen. Einer ihrer Erfahrungswerte: „Immer wenn die Sonne beispielsweise im Widder steht, wird ein kämpferischer Mensch geboren – nicht weil sie dort steht“, erklärte Mathis. Konkrete inhaltliche Prognosen würden Astrologen nicht anstellen können.

Weil die Gestirne an sich nichts bewirken, seien wissenschaftliche Beweise auch überflüssig, meinte sie. Außerdem sei keine Statistik in der Lage, die vielen Möglichkeiten zu erfassen, die sich durch die Kombination von Aszendent und Planetenpositionen ergeben, so die Astrologin. „Nur weil man etwas nicht beweisen kann, ist es noch kein Grund, etwas abzulehnen. Man weiß ja auch noch immer nicht wie die Homöopathie funktioniert“, so Mathis. Die uralte Weisheit der Astrologie müsse nicht bestätigt werden – „sie existiert“, meinte sie.

„Der Glaube kann Berge versetzen“, hält der Wiener Astronom Hans Michael Maitzen diesbezüglich dagegen. „Psychologisch gesehen hat Astrologie die Wirkung eines Placebos“, sagte der Universitätsprofessor. Ins gleiche Horn stößt der Psychologe Andreas Hergovich: „Aus wissenschaftlicher Sicht ist Astrologie Aberglaube. Es gibt keine Belege dafür, dass sie Recht hat.“ Keine Studie habe je einen Zusammenhang nachweisen können.

Vom physikalischen Standpunkt her gebe es keine unmittelbare Auswirkung der Planeten auf das Leben auf der Erde, erklärte Maitzen. „Die Astrologie benutzt ein willkürliches Regelwerk – so ähnlich wie das Karten legen“, meinte er. Zudem sei etwa eine zweidimensionale Abbildung des Himmels „ziemlich absurd“, so Hergovich.

Bei einem Test konnten Astrologen anhand eines Horoskops beispielsweise „nicht einmal sagen, ob jemand ein Mörder ist“, berichtete der Wiener Universitätsprofessor für Psychologie. Zeitzwillinge – zur gleichen Minute und am selben Ort geborene Menschen – müssten laut Astrologie eigentlich ähnliche Anlagen haben. Studien hätten jedoch gezeigt, dass diese sehr unterschiedlich seien. „Das spricht stark gegen die Astrologie“, meinte Hergovich.

Auch selbsterfüllende Prophezeiung – eine Vorhersage, die gerade deshalb eintritt, weil sie angekündigt beziehungsweise erwartet wurde – spiele eine Rolle. Davon hält die Präsidentin des Astrologenverbandes nichts: „Da könnte ich zu jedem sagen, dass er Bundespräsident wird.“

Aussagen der „Sterndeuter“ seien „diffus und unbestimmt“, kritisierte Maitzen weiter. Bei dem Formulieren von Horoskopen kommen häufig so genannte Barnum-Aussagen – benannt nach dem amerikanischen Zirkusdirektor und PR-Strategen P. T. Barnum, der „für alle etwas im Programm“ hatte – zum Einsatz, sagte Hergovich. Als solche bezeichnen Fachleute allgemeine Prophezeiungen, die praktisch auf jeden zutreffen. Eine klassischer Barnum-Text sei etwa: „Sie neigen zu Selbstkritik.“ 97 Prozent der in Rahmen einer Studie Befragten sollen dies laut Hergovich bejaht haben. Es dürfte auch kaum jemanden geben, der sich selbst nie kritisch gegenüber steht. „Wenn so etwas in einem Horoskop steht, ist das also gleich ein Treffer“, meinte der Psychologe.

Oft werde auch erst im Nachhinein wird versucht, Ereignisse in ein Schema einzuordnen, meinte Maitzen. Irren könnten Astrologen nicht, verteidigte Mathis ihren Berufsstand. Aber Dinge zu übersehen, sei möglich.

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