Den Kindern seis gesagt: Auch der Nikolaus braucht Unterstützung. Ohne jetzt diese alberne Rechnung anzustellen mit einem alten Mann und Hunderten Millionen Haushalten und eben nur diesem einen verflixt kleinen Zeitfenster des 6. Dezember, ist doch jedem gleich einsichtig, dass da helfende Hände im Spiel sind. In Lingenau gehören sie sechs jungen Leuten, die einstmals schon den offenen Jugendtreff ins Leben riefen, allen voran Michael Moosbrugger.
Den kenn ich doch . . .
Der kann schon trotz geringen Alters auf eine richtige Langzeitkarriere mit Stab und Mitra zurückblicken. Hat einst als Kind mit glänzenden Augen den ehrwürdigen Bischof durch den Schnee stapfen sehen. Und später dann in manchen Augenblicken den eigenen Großvater im Nikolausgewand zu erkennen geglaubt. Wenn man ins gewisse Alter kommt, verlieren die Dinge eben ihren Zauber. Aber den kann man sich zurückholen. Als Jugendlicher hat Michael Moosbrugger mit seiner Jugendtreff-Truppe die Nikolauseinsätze in Lingenau koordiniert. Und 2009 haben sie sich diese Aufgabe zurückgeholt. Inzwischen alle erwachsen, Michael Moosbrugger ist Geschäftsführer der Bregenzerwälder Käsestraße. Hat selber (noch) keine Kinder, die am 6. Dezember unruhig warten würden, bis es klopft an der Tür. Aber er hat diese Momente voller Sehnsucht noch gut in Erinnerung.
Wir haben den Verein gegründet Lingenauer Nikolaus. Heuer wird der heilige Mann gleich vierfach verkörpert 37 Lingenauer Häuser besuchen. Dort warten nicht selten mehrere Familien. Und werden nicht enttäuscht, denn der heilige Nikolaus kommt bestens vorbereitet. Die Kinder mögen staunen, aber auch der Nikolaus muss auf die Schulbank. Grad vor zwei Wochen hatten wir landesweit eine solche Nikolausschulung. Dabei konnten die Lingenauer ordentlich auftrumpfen. Denn deren System ist wasserdicht, erläutert Moosbrugger. Wir schicken das Anmeldeformular als Postwurf an alle Haushalte. Auf der Rückseite können die Eltern schon einmal über jedes Kind Bemerkenswertes eintragen. Auf dass dem Nikolaus nicht am Abend unter der Haustür noch rasch ein zerknitterter Zettel als Regieanweisung zugesteckt wird, dessen Schrift allenfalls Sankt Rodenstock entziffern könnte.
Gedichte wieder häufiger
So kommt der Nikolaus mit sicherem Auftreten in jedes Haus. Muss mitunter die Eltern bitten, den Fernseher abzudrehen. Wird aber zunehmend wieder feierlich erwartet. Auch, dass Kinder Gedichte aufsagen, kommt wieder häufiger vor. Andere Dinge haben nachgelassen, aber da ist Moosbrugger nicht traurig. So wurde dem Nikolaus in Lingenau 2009 fast kein Schnuller mehr angeboten, um ihn ein für allemal mitzunehmen. Wir fragen auch nicht danach, selbst, wenn uns die Eltern darum bitten. Und auch als punktueller Erziehungs-Tsunami schwappt der Nikolaus nicht ins Wohnzimmer. Der kommt nicht, um zu tadeln. Der Lingenauer Krampus lässt auch die Rute zu Hause. Der Nikolausbesuch sollte Niveau haben. Darauf achten sie in Lingenau.
Noch immer Herzklopfen
Letztendlich dürfen es die Kinder ruhig erfahren: Auch der Nikolaus hat noch immer Herzklopfen, bevor er den ersten Haushalt des Jahres betritt. Michael Moosbrugger weiß das. Der Nikolaus tritt schließlich als Bischof auf. Der trinkt beim Verlassen der Häuser im Übrigen auch kein Schnäpsle. Es wird ihm, Gott sei Dank, auch keines mehr angeboten.
Zur Person
Michael Moosbrugger ist Obmann des Vereins Lingenauer Nikolaus
Geboren: 14. April 1980
Ausbildung: Kaufmännisches Kolleg
Laufbahn: Fünf Jahre Marketingleiter bei Saeco, seit September 2008 Geschäftsführer der Bregenzerwälder Käsestraße
Familie: ledig